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Patagonia Verde …

… ist die chilenische Seite Patagoniens, weil sie grün ist. Im Gegensatz zur hoch liegenden, ebenen und deswegen noch windigeren Pampa auf der argentinischen Seite ist die Straße hier zwischen null und 400 Meter hoch, hügelig, bewaldet und daher etwas windgeschützter. Cochrane ist ein Oberzentrum, immerhin die größte Stadt im Umkreis von 100 km. Und vollkommen verschlafen. Allerdings trifft man hier die Traveler, zum Beispiel das deusche Paar, das sich in Santiago für ~7000 € diesen T2-Campingbulli gekauft hat. Wir haben für die letzte Etappe bis Caleta Tortel, wo unsere Fähre abfährt, drei Tage Zeit eingeplant, um genug Puffer zu haben. Trotz Wind, Kälte, Niesel, Schotter vom Feinsten, schafften wir es in zwei Tagen. Das Höhenprofil war nicht so scharf und eine Planiermaschine schuf uns zumindest für einige km eine schmale glattgeschliffene Spur. Donde Orfelina ist ein ganz bezaubernder keiner Hof und Campingplatz, der von einer jungen Familie geführt wird. Mit hauseigenem Wasserfall, weiten Wiesen und Weiden, herrlichem Blick auf verschneite Berge und Seen. Und sie wissen, was Radler brauchen: Windschutz, einen Raum zum Abwettern …

Carretera Austral intensiv

Die nächsten Tage gehören mit zu den Highlights der bisherigen Tour. Nach dem Regentag war der Himmel strahlend blau, die Luft kalt und der Wind nur zu Beginn noch unser Freund. Zwei Buckel warteten auf uns und es waren die letzten 60 asphaltierten Kilometer der Carretera austral. Wir genossen die weiß bestäubten Wälder, türkisfarbenen Seen und gletscherigen Berge – auch die Anstiege. Bewundernswert, wie die das französische Paar mit den Kleinkindern in Anhängern hochpedalierte! Immerhin waren es bis zu 16% Steigung! Kurz vor Cerro Castillo verabschiedeten wir uns vorerst von Ricarda – und verabredeten uns für den 20. Januar in Puerto Natale. Wäre super, wenn es klappen würde! Abends wurden wir auf dem Zeltplatz überraschend von einem Paar aus Alaska zum gebratenen Lamm und Wein eingeladen! Sie hatten kurzerhand ein kleines Lamm von den Campingplatzbesitzern schlachten und grillen lassen. Ein schöner und interessanter Abend. Dann kam der Abschied vom Asphalt und der Beginn reichhaltiger Abstufungen von verdichtetem Erdreich mit Grobkies über lockerem Feinschotter bis zu lockerem Grobkies – auf Waschbrett im Wechsel mit Schlaglöchern und …

Kurzer Schlechtwetterbeitrag

Es wird langsam ungemütlich. Seit Ensanada haben wir immer wieder teils üblen groben losen, teils feinen festen Schotter. Das ganze ist gepaart mit einem steten Auf und Ab, sodass am Abend immer zwischen 700 und 900, auch mal über 1100 Hm zusammenkommen. Das Wetter beschert uns in den letzten Tagen häufiger Regenschauer, auch gerne mal länger. Der Wind kommt meist aus West, mal auch freundlicher von Nord West, aber oft auch in heftigen Böen. Eigentlich wollten wir gestern bis nach von Coyhaique nach Cerro Castillo, ca. 90 km mit 1100 Hm. Der Regen und die Temperaturen waren so heftig, dass wir nach 36 km bei der einzigen Übernachtungsmöglichkeit auf der Strecke beschlossen zu bleiben- sogar in einem Zimmer! Es ist ganz allerliebst hier. Ein kleiner Hof mit vielen Enten, Hühnern, Gänsen, einer Rasenfläche für Zelte, einem überdachten Bereich und einem Rundling mit Panoramascheiben und offenem Kamin. Wir wählten, wie gesagt, die Zimmervariante mit Frühstück. Ein Zimmer war noch nicht ganz fertig gebaut und Fritz half spontan mit die letzten OSB-Platten an die Decke zu bringen. …

Nachtrag

Aus Valdivia sind wir ja schon eine ganze Weile weg. Trotzdem möchte ich da ein paar Fotos von “damals” nachtragen. Nun sind wir schon eine Woche auf der “richtigen” Carretera Austral unterwegs, in den letzten Tagen zusammen mit Ricarda, die wir zufällig kennengelernt haben. Das ist höchst vergnüglich; wir haben einen ähnlichen Humor und außerdem ist sie auch noch Ärztin. Und sie liebt kräftige Farben, z.B. ihre neue Regenjacke. Die Landschaft wird immer famoser, wie man das von Patagonien erwarten darf: schneebedeckte Gipfel, wilde Wasserfälle (aus denen wir ungefiltert trinken), teilweise grottenschlechte Schotterpisten, zur Zeit auch reichlich Regen (dass hier niemand denkt, wir fahren nur bei gutem Wetter!). – Wir haben eine französische Familie getroffen, die mit zwei Kleinkindern (ein und drei Jahre!) unterwegs sind, mit zwei Kinderanhängern, auf der Carretera Austral! Da kann man nur achtungsvoll den Hut (oder Helm) ziehen! Wir hatten ja schon ziemlich wunderliche Übernachtungen, so auch gestern: Die wegen Regens anvisierten Cabañas (Hütten) gab es nicht, und da haben wir bei einem Hof gefragt, ob wir vielleicht in der Scheune …

Radlertraumstraße Carretera Austral

Ehrlich gesagt, wusste ich bis zur konkreten Planung der Tour noch nicht, dass es sie gibt. Und dass wir sie zumindest teilweise fahren würden, war lange nicht klar. Nun sind wir drauf! Die Straße gibt es noch gar nicht so lange und hat einen eher düstere Geschichte, denn zuerst hieß sie Carretera Austral General Augusto Pinochet. Jeder Diktator will sich wohl ein Denkmal setzen. Für dieses Riesenprojekt gab es sicher auch militärische Gründe (Grenze zu Argentinien). Sie beginnt in Puerto Montt und endet in O´Higgins und ist die einzige Verbindung in Nord-Süd-Richtung. Ohne Fähren geht es allerdings nicht, da nicht überall eine Straße möglich ist. Ca. 1200 km lang ist sie auch jetzt erst größtenteils asphaltiert, der Rest Piste oder Schotter. Die Natur ist hier grandios – und auch gewaltig! Wir haben auf der bisherigen Strecke schon einige Eindrücke davon bekommen.   Fast wie im Pamir begegnen uns hier täglich andere Radler und Radlerinnen. Begeistert von der rauhen Landschaft und den Lebensbedingungen sind sie alle. Und wie immer sehr unterschiedlich motiviert. Für spektakuläre Aussichten sind …

Szenenwechsel

Nach der einsamen Wüste und der quirligen aufrührerischen Riesenstadt Santiago sind wir nun quasi in der Heimat unterwegs: Die Landschaft, die Vegetation und das gemäßigte Klima erinnert doch sehr an Deutschland (mal abgesehen von einigen schneebedeckten Vulkanen im Hintergrund), weswegen sich hier auch in mehreren Auswanderungswellen viele Deutsche niedergelassen haben. Im Großraum Santiago gab es noch einzelne sehr ärmliche, Slum-artige, Dörfer, dann Weinberge, viele Flüsse, Rinder-Weiden, Pferde (auch mal ein Rodeo), Weizen- und Haferfelder. Diese Gegend ist reich und üppig. Die Menschen sind freundlich; wir erfahren viel Zuwendung durch grüßende Autofahrer und winkende Passanten. Rodrigo zum Beispiel hat uns im Supermarkt geradezu nötigend zum Mittagessen eingeladen. Ein Eis-Lieferant hat seinen Lieferwagen extra angehalten, um uns zwei Magnum zu schenken. Wir sind in den letzten 9 Tagen 913 km geradelt! Meistens bei mehr oder weniger starkem Gegenwind. Da wir fast ausschließlich Panamericana (Autobahn) gefahren sind, war die Oberfläche meistens gut. Der Seitenstreifen ist breit und obwohl als Autobahn ausgeschildert, ist das Radfahren auf 90% der Strecke erlaubt. Auch die restlichen 10% interessieren niemanden. Es gibt angenehmere …

“Wir sind die Generation ohne Angst” steht auf dem Pappschild

Mein Vater fand Santiago seinerzeit wohl nicht so besonders interessant; er hat dort nur zwei Fotos gemacht. Der Christus segnet immer noch, heute aber sicher eine ganz andere Szene als damals. Heute fand nämlich auf dem Italienischen Platz (auf den sich seit Wochen die Demos konzentrieren) ein Konzert statt mit einer Band die schon in Pinochet’s Zeiten gespielt hat. Gefühlt waren da so 10 000 Menschen auf dem Platz, die Anlage war viel zu schwach und so war das musikalisch kein Erfolg aber ein beeindruckendes Erlebnis. Wir haben uns dann langsam zurückgezogen und wollten über die Hauptstraße zu unserem wunderbaren Hostel.  Dort kam es aber zu Scharmützeln zwischen Demonstranten und Polizei. Von Demonstrantenseite wurden vereinzelt Steine geworfen, die Polizei antwortete mit Rauchgranaten und Tränengas. Das haben wir auch abbekommen eine  Sani-Staffel sprüht Karin da gerade ein Gegenmittel (Maaloxan in Wasser!) in die Augen und gibt uns Mundschutzmasken. Jetzt wissen wir auch, dass die überall verkauften Gasmasken und Taucherbrillen durchaus ihren Sinn machen, denn auch Unbeteiligte können verletzt werden. Wir haben heute einen Arztkollegen kennengelernt, der uns …

Wüste satt

Wir sind in Chanaral, einer unspektakulären Küstenstadt, angekommen; nach vier weiteren Tagen fleißigen Radelns durch die Wüste bei Gegenwind. Der baut sich über Tag auf und hat nachmittags so viel Power, dass man kaum noch vorwärts kommt. Deswegen starten wir morgens in der Dämmerung bei Temperaturen wenig über null Grad. Bei dem nachmittäglichen Wind kann man allerdings auch kaum das Zelt aufbauen; so fährt mann also weiter bis zur Abenddämmerung. Wir haben einen echten Einsiedler getroffen. Er lebt seit 15 Jahren in der Wüste, wo er ein Sanctuarium mit überraschenden organischen Formen baut. Für sich hat er ein paar Decken und eine Unmenge leerer Wasserflaschen. Versorgt wird er von vorbeikommenden Truckern mit Wasser und Nahrung, letzteres, wie man sieht, durchaus in ausreichender Menge. Inzwischen haben wir, trotz der Faszination, diese trockene leere Landschaft etwas satt. Mal mehr Fels, dann wieder Sand oder Steinbrocken wie ausgekippte riesige Bauklötzchenkisten; Sandpisten, die in der Ferne verschwinden und zu irgendwelchen Minen führen (so 50-90 km entfernt). Und sonst nichts! Auf dieser Etappe war Wasser ein Thema für uns. Wir …

Tocopilla

… war einmal eine sehr reiche Stadt, zu Dutzenden hätten die Schiffe im Hafen gelegen, um Salpeter in die ganze Welt zu bringen, einerseits für Dünger, andererseits für Schießpulver. Die Fotos unten sind von meinem Vater 1931 gemacht worden. Der Einbruch kam nach der Erfindung der chemischen Salpeter-Herstellung und der Weltwirtschaftskrise Anfang der 30er Jahre. Heute soll Tocopilla eine der ärmsten Städte Chiles sein, unbedeutende Provinz. Antofagasta, 200 km südlich, extra erbaut für die Salpeter-Industrie, hat dieser Stadt längst den Rang abgelaufen und ist heute die zweitgrößte Stadt Chiles. Heute liegt ein Frachter ohne Ladung im Hafen und einige größere und kleinere Fischerboote. Nachdem die „Salpeterbahn“ 2015 nach einem schweren Unwetter schwer beschädigt stillgelegt worden war, bringen nun LKW’s Kupfererze aus großen Tagebauen und Salpeter aus den Bergen zur Verladung. Gemahlen wird das dort an Ort und Stelle; hier im Ort wird nichts verarbeitet. Es geht recht beschaulich zu; allerdings gibt es auch hier abgebrannte Autoreifen und einen ausgebrannten Bus. Auch einige armselige Hütten gibt es heute wie damals. Nur der Müll vor der Sadt …

Chile

Nun sind wir schon seit 10 Tagen in Chile! Sorry, dass wir uns erst jetzt melden, aber wir hatten in Arica noch keine Lust und später keine Puste bzw. kein Internet mehr, um zu schreiben. Nun also kurzgefasst: Die Busfahrt von Puno runter nach Tacna verlief unproblematisch. Wir wurden noch in unserer Entscheidung, den Bus zu nehmen, bestärkt, als wir bei beginnendem Gewitter den Busbahnhof erreichten! Etwas nervig war das Einladen der Räder; da fehlt uns noch die Gelassenheit, dass alles schon klappen wird, wenn sich Dutzende Menschen mit riesigen Säcken und Koffern um uns drängeln und der Stauraum langsam voller wird. Letzten Endes wurden die Räder zum Schluss noch irgendwie reingehebelt und kamen am nächsten Morgen sogar ohne gröbere Blessuren wieder raus. Und schwupps waren wir in der Wüste! Kaum zu glauben, ging es 60 km abwärts Richtung Küste. Die Grenze war ziemlich unkompliziert, nachdem wir unser Formular zur Ausreise/Einreise mit einem Fahrzeug ergattern konnten. Ja, auch ein Fahrrad ist ein Fahrzeug! Gottseidank gab es eine hilfreiche und freundliche Grenzerin, die mir einfach ein …

Das historische Dampfschiff Yavari …

… ist ein besonderes Schmankerl mit einer ungewöhnlichen Geschichte: Es wurde 1861 mit einem Schwesterschiff (die Yapura) als Kanonenboot für die Peruanische Armee in Birmingham in Auftrag gegeben. Ein Jahr später wurden sie geliefert – in Einzelteilen, die 120 kg nicht überschreiten durften. Die Lieferung erfolgte in den heute zu Chile gehörenden Hafen Arica (wo wir übermorgen sein werden); von dort ging’s per Bahn nach Tacna (wo wir morgen sein werden) und dann mit Maultieren die Anden hinauf zu Titicaca-See. Der Weg war 400 km lang und ging bis in 4700 m Höhe! Das ganze Unterfangen dauerte sechs Jahre. 1870 konnte das zusammengebaute Schiff zu Wasser gelassen werden. Die Dampfmaschine hatte 60 PS und wurde mit Lama-Mist befeuert, den Holz oder Kohle gibt es hier ja nicht. Der ganze Frachtraum war also voller  Mist, weswegen das Schiff dann um 10 Meter verlängert wurde. Man ging dann doch mit der Zeit und ersetzte 1914 den Motor durch einen sogenannten 4-Zylinder-Bolinder-Dieselmotor. Der ist jetzt noch drin und soll weltweit das einzige funktionsfähige Exemplar sein. In den siebziger …

Titicacasee

Jetzt sind wir am Titicacasee! Die Stadt Puno liegt auf über 3.800m Höhe (Schnauf) und bezeichnet sich als Kulturhauptstadt. Auf jeden Fall sind jede Menge Touris da, denn von hier aus gehen die ganzen Ausflüge zu den diversen Highlights des Sees. Nur kurz zur Info: Der Titicacasee ist der höchstgelegene beschiffbare See der Welt. Und er ist riesig. Unser Hostel liegt nicht in der Tourimeile, sondern dichter am Hafen, umgeben von Straßenmärkten, Kleinstrestaurants (meist Pollerien, sehr zum Leidwesen von Fritz) und kleinen Läden sowie aufgerissenen Straßen. Letztere verwandeln sich nach dem nun häufigeren Regen in wunderbare rote Schlammwüsten, durch die sich der leicht chaotische Verkehr schiebt. Fritz ist wie immer völlig bezuckert von den vielen VW’s hier. Am Hafen, eigentlich nur zwei Piers, liegt eine Armada von kleinen Ausflugsbooten. Zurzeit ist Nebensaison. Zur Hauptsaison will ich hier nicht sein. Sehr beliebt sind auch die phantasievollen Tretboote.Wir wurden beide (nacheinander) von zwei jungen Englischstudenten interviewt, deren Fragen ich z.T. recht schwierig fand, z.B. Lieblingsband. Es gibt eine wunderschöne Promenade, die als Damm übers Wasser geht, mit …

Von Cusco nach Puno

Hier sieht man uns (mit Lupi) stolz auf dem zweithöchsten Pass dieser bisherigen Reise. Der  aufmerksame  Leser könnte bemerken: ich habe keinen Helm auf! Und das kam so: Wir haben in Sicuani in einem kleinen Restaurante gegessen und uns noch gefreut, dass wir mit zusammen 7 Soles (≈2 €) super günstig weggekommen sind. Wir saßen nah am Eingang, um unsere Räder im Auge zu behalten. Wir hatten das Hinterteil meines und das Vorderteil von Karins Rad im Blick. Leider hing an meinem Lenker der Helm mit Handschuhen und Karins Brillenetui klemmte auf dem Gepäckträger. Weg warn se! Sehr blöd, erstens hat mir der Helm kürzlich bei diesem Unfall ja vielleicht das Leben gerettet und zweitens soll in Chile Helmpflicht für Radfahrer gelten. Also muss ein neuer her, auch Handschuhe und eine Brille. Als Kavalier habe ich Karin meine Brille geschenkt. Der erste Ort war Cusipata, wo wir nach 80 km im Hagel-Gewitter ankamen. Ich war total durchgefroren und zitterte eine bis zwei Stunden am ganzen Leibe, was sich dann erst nach einer großen Kanne Tee …

Machu Pichu

Ja, wir sind hingefahren- mit der Halbluxusvariante. Wir hatten keine Lust, 7 Std mit einem Kleinbus zu fahren, um dann noch 10 km nach Aquas Calientes zu laufen. Also morgens mit dem Zug 4 Std. von Cusco nach Aquas Calientes gerattert. Es war einfach entspannt, bequem und die Landschaft mit Panoramafenstern gut zu bewundern. Wir schlängelten uns durch tiefe und enge Täler, bestaunten schroffe Felswände und eine immer grünere Vegetation, je näher wir dem Machu Pichu Pueblo kamen. Scharf war das Hotel, dass 400 m hoch an der Felswand hing und nur durch Selbstklettern zu erreichen ist! Die Nacht kostet wohl mehrere 100 USD. Nix für uns. Übrigens passiert es uns immer wieder, dass südamerikanische Touristen oder auch Einheimische ein Foto mit uns machen wollen. Und Fritz wird schon wieder häufiger als „Santa Claus“ angesprochen. Der Ort Aquas Calientes ist natürlich ein Touriort. Dennoch ganz erträglich und wir genossen einen Abend ein Touristenmenu mit Happy hour 4×1 und gingen am nächsten Mittag nach der Machu Pichu Tour in die Markthalle zum local-menu essen. Der Besucherstrom …

Cusco

Nun sind wir also kurz vor Cusco. Das war schon bei der Reiseplanung eine wichtige Etappe. Hier im Hochland nimmt die Präsenz der indigenen Bevölkerung deutlich zu. Auf vielen Häusern ist Wahlwerbung gemalt; hier sehen wir erstmals eindeutig indigene Kandidaten. Cusco ist die älteste ständig bewohnte Stadt des Kontinents, gegründet von den Inka etwa 1200 und jetzt natürlich mega-touristisch. Von hier aus gehen Wanderrouten in alle Richtungen und die Stadt ist der Ausgangspunkt für das Highlight Macchu Pichu. In den Straßen wechseln sich überteuerte Restaurants und Reiseanbieter ab, eingestreut sind Läden für Outdoor-Ausrüstung und Modegeschäfte, meistens mit schicken Sachen aus Alpaka-Wolle. Gut, dass wir nichts mitnehmen können! — Natürlich mussten wir einmal das Nationalgericht gebackenes Cuy, also Meerschweinchen essen. Viel ist ja nicht dran und so phantastisch fanden wir’s dann auch nicht. — Das Navi, jetzt gut vier Jahre alt, das uns damals gute Freunde nach Teheran geschickt hatten, ist kaputt gegangen: erstens hat der Bildschirm beim Unfall einen Sprung bekommen und zweiten ist der Ein-Aus-Knopf hin. Lässt sich nur noch mit Trick und Fremdstrom …

Auf nach Cusco

Inzwischen sind wir in Cusco angekommen und genießen den Luxus eines netten Zimmers mit eigenem Bad, die vielen Touristen, die Infrastruktur (wir können uns gar nicht durch die vielen Restaurants fressen, die es hier gibt) und natürlich die sehr beeindruckende Stadt. Da die Tage der Anreise hierher ebenfalls ganz besonders waren, wollen wir Euch ein paar Fotos davon nicht vorenthalten.   Grundsätzlich ging es immer mal wieder richtig hoch, auf knapp 4000 m, und dann wieder richtig runter. Schon ganz schön irre. Dabei blieb die Straße meistens gut, der Verkehr ruhig und die Steigungen waren meist angenehm zu fahren. Und Serpentinen können sie bauen! So kurbelten wir ca. 30 km langsam aufwärts und sahen immer wieder die gleiche Stadt unter uns, nur eben am Ende 1000 m höher! Die Nebelschwaden zogen aufwärts und oben war es dann recht frisch. Auf der letzten Etappe, der “schluchtigsten”, hatten wir aufgrund des nächtlichen Regens, jede Menge Steinschlag auf der Straße. Da galt es richtig aufzupassen bei der Abfahrt! Das Wetter hält sich vormittags noch, aber nachmittags wird es …

Mototaxi-Unfall, Nachlese

Vor ungefähr drei Wochen hatten wir ja diesen Mototaxi-Unfall. Die Schürfwunden sind ziemlich verheilt, die Räder repariert, die Packtaschen mit Kraftkleber abgedichtet, aber: Karin hat am linken Ellenbogen trotz aller Druckverbände doch einen dicken Bluterguss behalten, der auf Holperstrecken unangenehm schwabbelt und beim Auflegen des Armes schmerzt. Das kann so nicht bleiben. Bei der Suche nach chirurgischen Optionen in Cusco bin ich auf diesen Artikel von einem Dr. Tim Boeker gestoßen, der an einem deutschen Missionshospital in Curahuasi die Unfallchirurgie aufgebaut hat. Welch ein Zufall! Curahuasi war unser nächstes Ziel! Mail hingeschickt, prompte Antwort, wir könnten uns gerne vorstellen, mal sehen was sich machen lässt. Nächsten Tag um 15°° waren wir da. Personalienaufnahme („Karin Deutsch“, nein, das ist die Staatsangehörigkeit, Name ist Klaus-Witten, como??? Doppelnamen mit Bindestrich sind hier unbekannt.) Vor Konsultation erst mal 5 Soles (≈ 1,60 €) bezahlen. Kurz ins volle Wartezimmer gesetzt, peruanischer Arzt sieht sich das an, da brauchen wir ein Utraschall-Bild (8 Soles) und schließlich kommt der Chef und es wird beschlossen, das Hämatom am nächsten Morgen in Regionalanästhesie auszuräumen. …

Die Nacht auf dem kahlen Berge

Das war wohl die höchste Übernachtung die wir je hatten: 4428 m. Und da oben gibt es ein paar Seen! Allerdings ist das Ufer so morastig, dass an Baden oder waschen nicht zu denken war. Übrigens wäre es wohl auch etwas frisch. Sobald die Sonne sich neigt, kommt zu dem Wind empfindliche Kälte. Nachts waren es draußen -6°, im Zelt immerhin +7°, also 13° Differenz in unserem neuen Vier-Jahreszeiten-Zelt. Um Puquio (noch auf 3200 m), wo wir einen Tag pausiert haben, ist die Landschaft ausgesprochen lieblich, Weidevieh, satte grüne Wiesen, viel Wasser. Dann schraubt sich die Straße immer weiter nach oben, die Vegetation wird immer karger und man erreicht eine weitere Hochebene, um nach einigen Kilometern zur nächsten Ebene aufzusteigen. Bei 4000 m ist die Baumgrenze, danach Pampasgras, Moose, Flechten. Tiere? Reichlich! Herdenweise Alpacas, seltener Lamas und Mengen der nicht domestizierbaren Vicuñas. Die werden übrigens bejagt und die Felle, die offenbar nicht zu vermarkten sind, findet man in Haufen neben der Straße. Dazu Vögel, viele Wasservögel in diesen Seen, zum Beispiel Flamingos! Auf über 4000 …

Schon ziemlich weit oben

Vor dem ersten großen Anstieg auf über 4.100 Höhe hatten wir ja gehörig Respekt. Vor allem der erste Tag schien uns mit knapp 2.000 Hm gewaltig. Nun er war anstrengend, klar, aber Alpenbegeisterte würden uns beneiden. Es ging stetig bergauf mit angenehmen 6-8% Steigung und gigantischer Kulisse! Bis 1.500 Meter Höhe rechts und links kahle trockene Abhänge, “schluchtig” würde ein Freund sie nennen, Serpentinen und rücksichtsvolle Trucks – so kurbelten wir langsam hoch. Dann waren wir oben auf einer Hochebene mit trockenen Grasflächen und Stauden, entfernt in den Tälern Schafherden. Langsam gings weiter bis zu einem kleinen Restaurant “Paraiso”, wo wir hinterm Haus zelten konnten und auch etwas zu essen bekamen. Toiletten gab es keine, aber genügend Landschaft. Im Zelt wuselte plötzlich ein kleiner Skorpion rum, ca. 5 cm groß und so gelb wie die Gräser. Er war leider pressescheu und verschwand nach draußen, ehe Fritz die Kamera zücken konnte. Nun schütteln wir wieder besonders ausführlich die Schuhe aus. Es war nicht so kalt, wie befürchtet- wir waren auch erst 2.800 Meter hoch. Den nächsten …

Die Anden rufen

Eine befreundete Kollegin hatte uns nach dem Unfall geschrieben und für die physischen und psychischen Verletzungen rasche Heilung gewünscht. Ich hatte ihr spontan geantwortet, die psychischen seien kein Problem. Nun stellen wir fest, dass wir doch auch Nachwirkungen in Geist und Seele spüren. Im Grunde haben wir drei Ereignisse identifiziert, die uns nachhaltig berührt und irritiert haben. Bis vor 2 Jahren hatten wir immer das Gefühl und die Überzeugung, als Radreisende könne uns nichts passieren. Alle Welt mag diese Abenteurer, im schlimmsten Fall sind sie ihnen gleichgültig. Wir sind ja auch so ein bisschen “Machernaturen”, wenn auch vorsichtig und mit altersgemäßer leichter Demut gegenüber unseren physischen Grenzen. Das Motto “dream it, plan it, do it” hat uns nicht aus Zufall angesprochen. Und nun haben wir vor ca. 2 Jahren erlebt, wie Fernradler auf dem Pamir-Highway per Anschlag ermordet wurden, dort, wo wir gefahren sind. Als nächstes mussten wir erfahren, dass ein Bekannter in Mexiko umgebracht wurde, noch ein Stück näher. Und nun sind wir selbst verletzt worden, ohne Chance der Beeinflussung! Das hat unsere Selbstsicherheit …