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Ramasan

Als wir das zweite Mal in Teheran waren, begann der Fastenmonat Ramasan. Nun sollen laut Koran Gläubige fasten, was wir ja nicht sind, und zweitens sind Reisende (wie auch Kinder, Alte und Kranke) ausdrücklich vom Fasten ausgenommen, sollen das aber später nachholen. Aber dann sind wir ja schon außer Landes. So sind wir aufgerufen, die religiösen Gefühle anderer nicht zu verletzen und allzu auffälliges Essen und Trinken in der Öffentlichkeit zu vermeiden. Nach übereinstimmender Meinung verschiedener Leute halten sich aber sowieso nur vielleicht 50 % der Iraner an die immerhin gesetzlich vorgeschrieben Fastenregeln, nämlich nach Morgendämmerung („wenn man einen schwarzen von einem weißen Faden unterscheiden kann“) bis nach Sonnenuntergang nicht zu essen und nicht zu trinken. Da gibt es diverse Tricks. Am einfachsten ist es, die Vorhänge zu zuziehen. Allah sieht zwar alles, aber er ist sehr weit oben. Beliebt scheint auch zu sein, sich mit der ganzen Familie ins Auto zu setzen und in den nächsten Park zu fahren. Dann ist man ja reisend und muss nicht fasten. Man kann auch das Essen und …

Teheran-Mashhad

Wir sind in Mashhad angekommen, ruhen uns hier 5 Tage aus und nutzen die Zeit, um endlich die Berichte und Bilder auf die Seite zu stellen. Einige von Euch haben sich vielleicht schon Sorgen gemacht. Also: uns geht es gut! Wir haben uns Zeit gelassen, wie man auf der Statistikseite erkennen kann, denn wir haben Zeit. Unser Turkmenistanvisum- seit gestern haben wir die Stempel im Pass! – läuft vom 13.-17.07.. Also haben wir mehrfach einen Pausentag eingelegt und die Etappen je nach Versorgungssituation und klimatischen Bedingungen auch mal kürzer gestaltet. Wir wollen Euch einen kurzen Überblick geben, was für Erfahrungen wir in dieser Zeit sammeln durften. Von Semnan sind wir morgens um 4.00 Uhr aufgebrochen. Wir wussten, dass 800 Höhenmeter vor uns lagen und wollten die „kühle“ Zeit ausnutzen. Die Fahrt durch die nächtliche Stadt hatte einen ganz besonderen Reiz. Nur ab und an ein Auto oder Moped, einzelne Leute kamen schon vom Morgengebet, ansonsten war es still und auch der Wind schlief noch. Doch leider war diese Freude nur von kurzer Dauer. Noch bevor …

Zurück in Teheran

Morgens am Busterminal angekommen und mit dem Taxi zur Usbekischen Botschaft. Um 7.00 Uhr waren wir die 2. auf der Liste. Bis 9.00 Uhr trudelten noch einige Leute ein, u.a. eine holländische Familie mit drei halbwüchsigen Kindern, die auf dem Weg nach Malaysia waren. Sie haben zuhause alles aufgegeben, sind schon oft in Südostasien unterwegs gewesen und fühlen sich in Holland nicht mehr recht wohl. Am nächsten Tag haben wir sie nochmal vor der turkmenischen Botschaft getroffen.- Um 10.30 Uhr hatten wir unser Visum!! Nun schnell zur Visaverlängerungsstelle für das iranische Visum. Die Adresse hatten wir und als inzwischen routinierte ÖPNV- User fanden wir sie auch. Drinnen wurde uns mitgeteilt, dass wir woanders hin müssen. Ein Zettel mit Adresse natürlich in Farsi und die Beschreibung, dass es ein offizielles Gebäude sei. Große Enttäuschung und Verunsicherung unsererseits. Vor drei Wochen waren sie noch zuständig. Na ja, dann also los. Nein-kein Taxi. Irgendjemand erzählte was von Bus und wir versuchten es mit der nächsten Bushaltestelle. Nach zwei Anläufen waren wir drinnen und der Fahrer sagte uns Bescheid, …

Busausflug Dritter Teil: Yazd

Yazd ist eine Stadt, die östlicher als Isfahan und Shiraz und dennoch erst in der Mitte von Iran liegt. Wir fuhren wieder mit dem Nachtbus, gemeinsam mit sechs Travellern vom Golshan Hostel. Morgens um 7 Uhr Ankunft. Wir fahren sehr günstig mit dem Taxi in die Stadt zum Silk Road Hostel, in der Hoffnung Zimmer zu bekommen. Leider Fehlanzeige; der Nachtwächter lässt uns gar nicht erst rein, alle Zimmer seien belegt. Also 50 m weiter zum nächsten Hostel. Dort wirkt alles leer und verschlafen. Irgendjemand meint, dort gäbe es „Würmer“! Wir können uns zwar nicht vorstellen, was für Würmer das sein sollen, aber wir lassen uns die Zimmer und Betten zeigen. Keine Nobelherberge, aber für den günstigen Preis eigentlich in Ordnung. Also sagen wir zu, Fritz und ich ein Doppelzimmer, Patrick ein Einzelzimmer und die anderen in den Dorm (Schlafsaal). Da für uns alle Internet wichtig ist, versuchten wir uns einzuloggen. Und das gestaltete sich schwierig. Bei einzelnen hat es funktioniert, bei Patrick´s Mac nicht und wir brauchten wieder mal das Netzwerk-Kabel. Patrick ist daraufhin …

Busausflug zweiter Teil: Shiraz

Spätabends den Bus nach Shiraz genommen. Wir sind ja schon fast routiniert und sind sogar mit dem letzten Bus quer durch die Stadt hingefahren. Wieder mal getrennt, Fritz vorne, ich hinten, mit einem kleinen Gespräch mit mitfahrenden Frauen, die mir mal wieder erzählen, dass der Hejab für sie auch lästig und unbequem sei. Am nächsten Morgen um 7.00 Uhr Ankunft in Shiraz. Wir finden den Weg (zu Fuß) zum Golshan-Hostel und sind um 8.00 Uhr noch rechtzeitig zum Frühstück dort. Erstmalig ein richtiges internationales Travellerhostel! Es ist wirklich ganz wunderbar. Im Innenhof ein kleiner Teich mit Springbrunnen, in dem meistens ein paar Melonen zur Kühlung schwimmen; ringsum breite Sitzpodeste mit Teppichen und Sitzkissen ausgestattet, belegt mit jeder Menge von meist jungen Travellern, die hier mehr oder weniger abhängen oder mit ihren Smartphones oder Lappis kommunizieren. Und tatsächlich etliche Deutsche darunter. Wir treffen Simon, der ein Jahr als Backpacker unterwegs sein will, und Patrick, Schweizer Radler, der wie wir sein Rad in Teheran gelassen hatte. Wir blieben drei Tage und genossen die Zeit, auch mal “abzuhängen”, …

Busausflug Erster Teil: Isfahan

Von Teheran aus fuhren wir mit dem Nachtbus nach Isfahan. Alle sagten uns, dass es sehr unkompliziert sei. Da wir Zeit hatten, denn wir wollten erst um Mitternacht fahren, latschten wir mal wieder bis zum Terminal. Er ist nicht so groß wie in Ankara, aber dafür ein wenig turbulenter; und in der Dunkelheit ein Farbenspektakel ohne Gleichen. Im Iran sind die Städte, in denen wir bisher waren, nachts alle sehr bunt beleuchtet. Es blinkt und funkelt, Lauflichter, Farbwechsel etc. Strom ist günstig. Unser Bus war ein VIP-Bus der besseren Klasse mit weniger Sitzen, mehr Beinfreiheit, hochklappbaren Fußteilen und einer kleinen Servicebox (Süßkram und Getränk), die man bei Antritt der Fahrt vom Busbegleiter in die Hand gedrückt bekommt. Morgens um 5.30 Uhr, es war noch dunkel, kamen wir übernächtigt in Isfahan an. Da wir keine Ahnung hatten in welcher Richtung die Stadt liegt, setzten wir uns erstmal ins Gras, und beobachteten, was um uns rum passierte. Langsam wurde es hell und die ersten Läden in der Terminalzentrale öffneten. Mit einem kleinen Übersichtsplan in der Hand gingen …

Visabeschaffung zweiter Teil

Jetzt sind wir seit fast einer Woche in Teheran und haben es endlich heute geschafft, unser usbekisches Visum zu beantragen! Eigentlich wollten wir es gestern schon erledigen, aber unser Plan hat nicht funktioniert. Geplant war: Frühmorgens um halb sieben mit dem Taxi zur usbekischen Botschaft und sich dort auf eine Liste eintragen, dann zur deutschen Botschaft und die Bescheinigung organisieren, dann zurück zur usbekischen Botschaft. Geschafft haben wir: nach ca 1 ½ Std. die usbekische Botschaft gefunden (Taxifahrer war nicht wirklich kompetent, sprach so gut wie kein Englisch und hat uns zuerst in einen Park gefahren, weil er dachte wir wollten frühstücken!) Dort gab es aber keine Liste zum Eintragen und alles war zu. Öffnungszeit 9.00-11.00. Also wieder zurück Richtung deutsche Botschaft. Inzwischen Rush-hour und nur noch Stau, nach einer weiteren halben Stunde Fahrt ohne sichtbare Näherung an die deutsche Botschaft Kehrtwendung und zurück zur usbekischen, in der Hoffnung, es ginge auch ohne die Bestätigung. Angekommen stellt sich raus, es ist die falsche Adresse, die Visastelle ist woanders- übrigens die Adresse, die wir dem Taxifahrer …

Visabeschaffung in Teheran

Eigentlich sind wir selbst schuld. Wir haben verbaselt, dass für das usbekische Visum ein „letter of invitation“ den Prozess erheblich beschleunigt und vergessen vorab eines zu organisieren. Dumm gelaufen. Nun kann es sein, dass es zwei Wochen dauert. Den LOI zu organisieren, dauert allerdings genau so lange. In einem Bericht habe ich gelesen, dass ggf. eine Bestätigung des deutschen Konsulats den Prozess ebenfalls erleichtern könnte, also werden wir das versuchen zu bekommen. Allerdings haben die Botschaften erst am Sonntag wieder auf!! Und die Öffnungszeiten sind meistens nur wenige Stunden am Vormittag. Da wir für Turkmenistan ein Transitvisum beantragen (die einzige Möglichkeit für Individualtouristen), brauchen wir die Visa des Ein- wie Austrittslandes- also das usbekische Visum! Dieses Visum dauert ebenfalls einige Tage, kann jedoch in Teheran beantragt und in Mashed abgeholt werden. Die Unterlagen, Passkopien, Passfotos, mehrseitige Antragsformulare, haben wir teilweise (Passfotos), die Formulare müssen online ausgefüllt und ausgedruckt werden. Außerdem benötigen wir Farbkopien auch der Visa. Dumm, dass unser kleines netbook sich weigert, das Passwort des Hotels zu akzeptieren. Mehrstündige Versuche, allein, mit lokaler wie …

Kandovan Pass und Anfahrt nach Teheran

Am 02.06. fuhren wir also los. Wir waren sehr überrascht über die touristische Infrastruktur entlang der Straße. Restaurants, Läden, etc. Ich habe noch nie so viele aufblasbare Badetiere, Schwimmreifen etc. gesehen. Quietschbunt, trubeliger Ausflugsverkehr, bei langsam enger werdender ansteigender Straße. Aber alles noch machbar. Es ist nicht ganz so heiß und wir waren guter Dinge, mit vielen Pausen und Gelassenheit auch diesen Pass zu bewältigen. Bis wir nach ca. 50km eine Trinkpause am Straßenrand machten. Ein Polizeiwagen kam, hielt an und machte uns eindeutig Zeichen, weiterzufahren. 100m weiter stand der nächste und hielt uns an. Wir könnten hier nicht weiter, müssten zurück, die Straße wäre für Fahrräder gesperrt. Es dauerte etwas, bis wir das verstanden, noch etwas länger, bis der Polizist verstand, dass das Zurückfahren und die von ihm benannte Ausweichstrecke für uns eine ganze Woche bedeutet hätte und noch ein wenig länger, bis ein Polizist mit besseren Englischkenntnissen kam. Es war eindeutig. Für uns war kein Weiterkommen, die Straße würde für drei Tage gesperrt und zur Einbahnstraße Richtung Kaspisches Meer. Allerdings würde uns erlaubt, …

Iranische Hochzeit

Vor drei Tagen, als wir gerade über den Pass waren und uns eine warme Suppe wünschten, denn es hatte mal wieder geregnet, hatten wir eine folgenreiche Begegnung. Der Pass ist fantastisch und berühmt und so gibt es hier eine reichhaltige Straßenstandkultur. Überall wird Honig verkauft, Süßkram oder kleine Essenstände mit Sitzgelegenheiten laden zur Rast ein. So hielten wir an einem Stand und überlegten, ob es wohl etwas Warmes zu Essen oder nur Cai gäbe. Da kam eine junge Frau auf uns zu, sprach uns englisch an und dolmetschte mit dem Ladeninhaber. Sie war mit mehreren Frauen verschiedenen Alters unterwegs und sie saßen sehr vergnügt auf den hier üblichen Sitzpodesten. Ich sprach sie wegen eines Fotos an, und spontan hatten wir ein Foto mit drei gutgelaunten aufgekratzten Frauen. Beim Verabschieden erzählte sie, dass sie zur Hochzeitszeremonie ihres Cousins fahren würden und ob wir nicht Lust hätten, dabei zu sein. Eine grandiose Einladung! Der Ort, Anzali, lag auf unserem Weg und so sagten wir zu, zwei Tage später um 19.00 Uhr in einer bestimmten kleinen Hotelanlage aufzukreuzen. …

Gestern war ein wunderlicher Tag!

Wir sind gut losgekommen, dann zog sich aber doch ein ziemliches Gewitter zusammen. Da haben wir uns erst mal wieder zum Tee einladen lassen, diesmal von den Arbeitern eines Schotterwerks. Ohne wirklich nass zu werden, haben wir den getunnelten Pass des Elburs-Gebirges erreicht. Vor 40 Jahren war dies eine unbefestigte sehr löcherige Straße; nun eine schöne, etwas holperige Abfahrt mit vielen Roadside-Restaurants. In einem haben wir eine Suppe gegessen und sind dabei zu einer iranischen Hochzeit eingeladen worden, morgen abend und direkt auf unserem Wege liegend! Wir sind sehr gespannt! Von den Einladenden erfuhren wir auch, wie das mit dem Internet ist und haben uns das wunderbare Hotel Parla (vier Sterne!) nahe bei empfehlen lassen, was wir nun auch -etwas zögernd- angelaufen haben, wegen des Internets. Mit dem Inhaber Masood Mohajeri haben wir sehr lange gesprochen über die Situation im Iran, die Hoffnungen und Erwartungen der Menschen. In diesem Gespräch wurden die bisher gewonnenen Informationen im wesentlichen bestätigt und aus Sicht eines Unternehmers und reiferen Menschen ergänzt. Er hat uns dann (obwohl wir eigentlich im …

Ein paar weibliche Gedanken und Erfahrungen

Vor der Reise hatte ich mir lange Gedanken darüber gemacht, wie die Kleiderordnung im Iran für mich auf dem Fahrrad umzusetzen wäre, Kopftuch, weite lange Kleidung, die keine Körperkonturen erkennen lässt, Mantel etc. Dann beruhigten mich Iranerfahrene, dass lange Hemden, Treckinghosen und Kopftuch ausreichen würden. Dennoch war ich sehr unsicher und an der Grenze angespannt. Ich hatte in Istanbul einen langen Schal gekauft, den ich mir nun mit viel Mühe um den Kopf schlang und mit diversen Haarklammern versuchte, das Verrutschen zu verhindern- was leider nicht gelang. Der erste Abend in der Familie von Mohammed war für mich sehr entlastend. Seine Mutter, eine wunderbare Frau, gab mir im Haus als erstes zu verstehen, ich könne das Tuch abnehmen- sie hat ihr Kopftuch allerdings nicht abgelegt. Ihre 14jährige Tochter Sarah, sehr interessiert und modebewusst, war nach ein paar Stunden „uncovered“ und aus unserer westlichen Sicht völlig „normal“. Auf meine Kleiderfrage angesprochen, betonten alle, dass für Touristen sehr viel mehr möglich wäre, als für Moslems. Ich könne ein Buff-tuch unter dem Helm tragen, das eng anliegt, und …

Erste Eindrücke aus dem Iran

In den letzten Tagen in der Türkei haben wir doch noch mal den Iran gegoogelt. Da ist uns über diesen vielen Negativ-Schlagzeilen doch etwas das Herz in die Hose gerutscht: keine Möglichkeit Geld abzuheben oder mit Kreditkarte zu bezahlen; nur Umtausch von US-Dollar möglich, Internet schwierig, soziale Netze gesperrt, Kontakt von Iranern zu Ausländern ungern gesehen, etc. Der erste Eindruck vom Iran begann denn auch 13 km vor der Grenze in Form einer 2-spurigen stehenden LKW-Schlange. Die Wartezeit soll etwa eine Woche sein, mal weniger, mal auch mehr. Wir sahen fast nur türkische, iranische und turkmenische Trucks; zwei Österreicher, einen Belgier, einen Niederländer. Keinen Deutschen. Wir radelten da einfach vorbei, freundlich grüßend. An der Grenze wurden wir durch die türkische Seite durchgewunken. Wir haben denn Ärmel und Hosenbeine runtergekrempelt, Karin hat sich ihr Kopftuch angelegt. Nachdem das Iranische Rolltor sich geöffnet hatte, um uns mit dem nächsten Schwung PKW’s durchzulassen, dauerte es genau 20 Minuten. Empfangen wurden wir mit „guten Tag“ und „willkommen im Iran“ (auf Deutsch!), Pass-Visa-Kontrolle, Einreisestempel mit Datum, fertig. Keine Gepäck -Kontrolle, …

Ade Türkei!

Anfangs etwas unsicher, was uns erwarten würde, hat uns die Türkei mit ihrer Vielfalt phantastischer Landschaften, der Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft der Menschen und den mindestens auf den Hauptstraßen guten Straßenverhältnissen sehr angenehm überrascht und für sich eingenommen. Heute fahren wir übrigens den 5000sten Kilometer und hatten nicht einen Platten! Das landschaftliche Großereignis gestern und heute ist der Berg Ararat. Hier soll als höchstem Berg der „Alten Welt“ nach christlichem, jüdischem und islamischem Glauben nach der Sintflut Noah mit seiner Arche gestrandet sein, weil er mit seinen 5137 Metern als erstes aus dem Wasser auftauchte. Heute reisen wir in den Iran. Wieder sind wir gespannt, was uns erwartet: man hört und liest so Vieles und Widersprüchliches. Einen Vorgeschmack der Gastfreundschaft haben wir aber schon, denn nach einem Erstkontakt über „Warm showers“ (www.warmshowers.org) werden wir in den ersten drei Tagen offenbar von Gastgeber zu Gastgeber weitergereicht. Wie es mit der Qualität und der Verfügbarkeit des Internets werden wird, wissen wir nicht. Seid also nicht beunruhigt, wenn ihr in den nächsten sechs Wochen seltener von uns hört.

Picknick

Da hatten wir ein interessantes Erlebnis: Wir fuhren so unseres Weges, da hörten wir vom Parkplatz nebenbei das wohlbekannte „Hallo!“ von drei jungen Männern , die beim Picknick waren und einer machte die „Çai-Geste“ (Hand mit dem Daumen voran zu Mund führen und den Kopf dabei etwas nach hinten neigen). Wir hielten nach kurzer Absprache an und wurden sogleich mit Tee, Brot Käse und Tomaten versorgt. Man radebrechte so vor sich hin. Dann wurden Fotos gemacht und plötzlich lief einer der Herren zum Auto und ratz-fatz hatte ich eine Kalaschnikow auf den Knien. Die Erklärung war: die drei sind von einer Art Bürgerwehr, die im Auftrag der Gendarmerie im Schichtbetrieb die beiden Mobilfunkmasten im Hintergrund beschützen sollen vor irgendwelchen Sabotageakten. Südlich der Straße, die wir seit Tagen benutzen und auf der schon etwas höhere Militärpräsenz als sonst in der Türkei zu beobachten ist, soll nämlich das Aktionsgebiet der PKK beginnen. Da herrscht zwar eigentlich Waffenruhe, aber man traut dem Frieden wohl nicht so ganz. Und ein wenig Wache schieben kann man sich ja auch ganz …

“Wie viele Kilometer …

… macht ihr am Tag denn so?” wurden und werden wir öfters gefragt. Das hängt ganz von den Gegebenheiten ab, von Straßenverhältnissen, Steigung, Wetter, Tagesform usw. Der schlechteste Tag seit Langem war der 14. Mai. Da sind wir morgens geweckt worden von einem Esel, der durch den Lüftungsschlitz des Zeltes linste (ein Esel guckt rein, Zwei gucken raus). Zelt im Regen abgebaut inmitten einer Schafherde, kaum gefrühstückt. Im nächsten Ort ein paar Gläser Tee getrunken und los. Und dann war da ein Pass auf 2200 m, der in der Karte nicht eingezeichnet war. Und ein Navi haben wir ja nicht mehr. Also ging’s 30 km bergauf, nach wenigen Kilometern waren wir trotz Regenzeug nass bis auf die Knochen. Nass wie wir waren ging es dann bei 5° C 10 Kilometer bergab. Total verfroren haben wir uns dort ein Zimmer genommen und uns ganz langsam wieder erholt. Tagesleistung 40 km. Am 17. Mai Hatten wir das Gegenteil: Bei bestem Wetter hatten wir ein ziemlich ebenes Hochtal und einen formidablen Rückenwind, der uns bisweilen mit 40 km/h …

Die Weihnachtsbaum-Connection

Immer wieder dieselben Bilder: Weihnachtsbäume! In der ganzen Türkei sieht man diese Weihnachtsbaumplantagen. Ich bin überzeugt, dass die Türkei den europäischen Weihnachtsbaummarkt überrollen will. Karin lacht ja über mich. Sie hält das für Aufforstungsprojekte wegen der Erosion. Ihr starkes Argument ist, dass es sich gar nicht um Fichten sondern häufig um Kiefern handelt. Aber mir macht man nichts vor! Passt auf, jetzt will man uns noch unsere Nordmann-Tanne wegnehmen!

Der klassische türkische LKW

Den klassischen türkischen LKW meiner Jugend, bunt bemalt wie ein Pfau, laut, mit unsynchronisiertem Getriebe, schwarzen Abgasen, überladen, Rüschengardinen und flackernden Lauflichtern im Cockpit gibt es leider nur noch in meiner Phantasie. Oder Gott sei Dank! Anmerkung Karin: Mir fehlt diese Erfahrung. Vielleicht sehe ich deshalb durchaus einige bunte, laute und schwarz rußend stinkende Laster. Es sind eher die mittelgroßen, die den regionalen Markt beliefern.

Gesundheitliche Reisevorbereitung,Training und Körperumbau

Vor der Abreise wurden wir oft gefragt, wie man für so eine Reise denn trainiert: Gar nicht! Das Training kommt bei der Reise. Eine gewisse Grundfitness durch regelmäßigen Sport ist sicher unerlässlich. Wir sind aber nicht monatelang zwei Mal pro Woche auf den Brocken geradelt. Wer Erfahrung mit längeren Radreisen hat weiß, dass nach einigen Wochen Steigungen möglich sind, an denen man am Anfang gescheitert wäre. Natürlich sollte man wissen, wie man mit dem Sattel oder der Einstellung des Rades zurechtkommt. Ich wäre kein Sportarzt, wenn ich im Alter über 40 eine gründliche sportmedizinische Untersuchung nicht für nötig hielte. Es sollten natürlich keine chronisch-fortschreitenden Erkrankungen vorliegen oder solche, die ein komplexes Monitoring oder seltene Medikamente erfordern. Ein schlichtes Blutdruckmittel bekommt man aber in den meisten Ländern der Welt einfacher als in Deutschland. Wir haben uns natürlich allen altersentsprechenden Vorsorgeuntersuchungen unterzogen. Wenn nichts dazwischen kommt werden wir z.B. auf dem „Pamir-Highway“ in Tadschikistan (der heißt nicht so, weil er wie ein amerikanischer Highway ausgebaut ist, sondern weil er sehr hoch liegt!) oder Kaschmir in Höhenlagen fahren, …