Alle Artikel in: Begegnungen

Buchara – Samarkand

Am 30.07. saßen wir endlich wieder auf den Rädern. Es war und blieb heiß, aber die 40°C-Marke wurde nicht mehr geknackt und der Wind hielt sich einigermaßen in Grenzen. Wir erlebten nichts Spektakuläres auf dem Weg nach Samarkand. Es waren die üblichen Begegnungen am Straßenrand. Auffällig sind die vielen Radfahrer hier. Das Fahrrad, meistens uralt, klapprig, ohne Gangschaltung und Bremsen, wird als normales Fortbewegungs- und Transportmittel benutzt, gerne auch zu zweit. Fritz meint, Usbeken liebten die Räder nicht, sonst würden sie sie besser pflegen- z.B. mit Kettenöl versorgen. Allerdings können sie auch mit rostiger quietschender Kette ganz schön flott fahren – was sie uns gerne bewiesen. Für viele Jugendliche war es anscheinend eine große Genugtuung, uns zügig zu überholen und 1-2 km vor uns herzufahren, um dann in einen Seitenweg abzubiegen. Mädchen oder Frauen haben wir übrigens bisher noch nicht auf dem Rad gesehen, auf Eselskarren schon. Seit unserer Erfahrung im Iran sind wir (noch mehr) sensibilisiert für die Teilhabe von Frauen am öffentlichen Leben. Natürlich bewegen wir uns auch hier in einem muslimisch geprägten …

Guesthouses-moderne Oasen für Traveller

Vielleicht ist Euch aufgefallen, dass wir die letzten Wochen öfter davon berichtet haben, dass wir in homestays, hostels oder guesthouses abgestiegen sind. In Shiraz war das Erste Mal, dass wir auf ein „traditional guesthouse“ gestoßen waren. Es war toll, auf einmal nicht mehr allein zu sein, sondern sich mit Gleichgesinnten über das Woher, Wohin, Erfahrungen, Neuigkeiten etc. auszutauschen. Dort konnten wir das „Abhängen“, „Chillen“, „Relaxen“ noch nicht so ganz genießen. Uns trieb es in die Stadt zum Sightseeing, „Ausnutzen“ der Zeit etc. Inzwischen, mehrere Städte und guesthouses weiter, werden die Gespräche, die ruhige Atmosphäre, das Nichtstun immer wichtiger, und vor allem der Austausch von wichtigen Informationen über die Strecken; bei uns aktuell über den Pamir High Way (Ist er offen, gibt es neue Erdrutsche oder eingestürzte Brücken, wie sind die Straßenverhältnisse, wie ist die Sicherheitslage?) Damit sind es auch wichtige Informationsbörsen, wie früher vermutlich die Karavansereien auch. Und wie es in den 60iger und 70igern der Puddingshop war. Diese Hostels sind familiengeführt, eher einfach in der Ausstattung (den hiesigen Verhältnissen entsprechend), haben oft einen Dorm …

Zurück in Teheran

Morgens am Busterminal angekommen und mit dem Taxi zur Usbekischen Botschaft. Um 7.00 Uhr waren wir die 2. auf der Liste. Bis 9.00 Uhr trudelten noch einige Leute ein, u.a. eine holländische Familie mit drei halbwüchsigen Kindern, die auf dem Weg nach Malaysia waren. Sie haben zuhause alles aufgegeben, sind schon oft in Südostasien unterwegs gewesen und fühlen sich in Holland nicht mehr recht wohl. Am nächsten Tag haben wir sie nochmal vor der turkmenischen Botschaft getroffen.- Um 10.30 Uhr hatten wir unser Visum!! Nun schnell zur Visaverlängerungsstelle für das iranische Visum. Die Adresse hatten wir und als inzwischen routinierte ÖPNV- User fanden wir sie auch. Drinnen wurde uns mitgeteilt, dass wir woanders hin müssen. Ein Zettel mit Adresse natürlich in Farsi und die Beschreibung, dass es ein offizielles Gebäude sei. Große Enttäuschung und Verunsicherung unsererseits. Vor drei Wochen waren sie noch zuständig. Na ja, dann also los. Nein-kein Taxi. Irgendjemand erzählte was von Bus und wir versuchten es mit der nächsten Bushaltestelle. Nach zwei Anläufen waren wir drinnen und der Fahrer sagte uns Bescheid, …

Visabeschaffung zweiter Teil

Jetzt sind wir seit fast einer Woche in Teheran und haben es endlich heute geschafft, unser usbekisches Visum zu beantragen! Eigentlich wollten wir es gestern schon erledigen, aber unser Plan hat nicht funktioniert. Geplant war: Frühmorgens um halb sieben mit dem Taxi zur usbekischen Botschaft und sich dort auf eine Liste eintragen, dann zur deutschen Botschaft und die Bescheinigung organisieren, dann zurück zur usbekischen Botschaft. Geschafft haben wir: nach ca 1 ½ Std. die usbekische Botschaft gefunden (Taxifahrer war nicht wirklich kompetent, sprach so gut wie kein Englisch und hat uns zuerst in einen Park gefahren, weil er dachte wir wollten frühstücken!) Dort gab es aber keine Liste zum Eintragen und alles war zu. Öffnungszeit 9.00-11.00. Also wieder zurück Richtung deutsche Botschaft. Inzwischen Rush-hour und nur noch Stau, nach einer weiteren halben Stunde Fahrt ohne sichtbare Näherung an die deutsche Botschaft Kehrtwendung und zurück zur usbekischen, in der Hoffnung, es ginge auch ohne die Bestätigung. Angekommen stellt sich raus, es ist die falsche Adresse, die Visastelle ist woanders- übrigens die Adresse, die wir dem Taxifahrer …

Kandovan Pass und Anfahrt nach Teheran

Am 02.06. fuhren wir also los. Wir waren sehr überrascht über die touristische Infrastruktur entlang der Straße. Restaurants, Läden, etc. Ich habe noch nie so viele aufblasbare Badetiere, Schwimmreifen etc. gesehen. Quietschbunt, trubeliger Ausflugsverkehr, bei langsam enger werdender ansteigender Straße. Aber alles noch machbar. Es ist nicht ganz so heiß und wir waren guter Dinge, mit vielen Pausen und Gelassenheit auch diesen Pass zu bewältigen. Bis wir nach ca. 50km eine Trinkpause am Straßenrand machten. Ein Polizeiwagen kam, hielt an und machte uns eindeutig Zeichen, weiterzufahren. 100m weiter stand der nächste und hielt uns an. Wir könnten hier nicht weiter, müssten zurück, die Straße wäre für Fahrräder gesperrt. Es dauerte etwas, bis wir das verstanden, noch etwas länger, bis der Polizist verstand, dass das Zurückfahren und die von ihm benannte Ausweichstrecke für uns eine ganze Woche bedeutet hätte und noch ein wenig länger, bis ein Polizist mit besseren Englischkenntnissen kam. Es war eindeutig. Für uns war kein Weiterkommen, die Straße würde für drei Tage gesperrt und zur Einbahnstraße Richtung Kaspisches Meer. Allerdings würde uns erlaubt, …

Kaspisches Meer

Da wir immer wieder Schwierigkeiten mit dem Internet haben, d.h. unser kleines netbook mag die Passwörter hier nicht akzeptieren- ein auch mit viel Rumprobieren, Expertenunterstützung u.a. scheinbar nicht lösbares Problem- schreiben wir jetzt hier in Teheran Berichte von den letzten Tagen. Am 30.05. gönnten wir uns einen Erholungstag in der kleinen Ferienanlage in Anzali. Unser Zimmer war ca. 100 m vom Wasser entfernt, eine kleine überdachte Terrasse fürs Ausspannen ideal. Leider konnte nur Fritz mit Badehose ins Wasser. Der Frauenbadestrand war, wo wurde berichtet, zwei Kilometer weit weg. Ich hätte nur mit voller Montur, Hose, Hemd, Kopftuch, ins Wasser gedurft- das war nicht sehr attraktiv. Also war für mich nur Schauen angesagt. Übrigens sind auch nur wenige Männer ins Wasser. Viel ausgiebiger und mit großer Begeisterung wurde dagegen Jet-Ski gefahren! Bei einem kleinen Bazarbummel fand ich eine dünne sehr weite Hose, die ich nun zum Fahren trage, unten mit Haargummis zusammengezogen- sieht lustig aus, aber leider ist eine meiner zwei Treckinghosen von der Leine verschwunden. Es gibt also auch im Iran nicht nur freundliche Menschen. …

Iranische Hochzeit

Vor drei Tagen, als wir gerade über den Pass waren und uns eine warme Suppe wünschten, denn es hatte mal wieder geregnet, hatten wir eine folgenreiche Begegnung. Der Pass ist fantastisch und berühmt und so gibt es hier eine reichhaltige Straßenstandkultur. Überall wird Honig verkauft, Süßkram oder kleine Essenstände mit Sitzgelegenheiten laden zur Rast ein. So hielten wir an einem Stand und überlegten, ob es wohl etwas Warmes zu Essen oder nur Cai gäbe. Da kam eine junge Frau auf uns zu, sprach uns englisch an und dolmetschte mit dem Ladeninhaber. Sie war mit mehreren Frauen verschiedenen Alters unterwegs und sie saßen sehr vergnügt auf den hier üblichen Sitzpodesten. Ich sprach sie wegen eines Fotos an, und spontan hatten wir ein Foto mit drei gutgelaunten aufgekratzten Frauen. Beim Verabschieden erzählte sie, dass sie zur Hochzeitszeremonie ihres Cousins fahren würden und ob wir nicht Lust hätten, dabei zu sein. Eine grandiose Einladung! Der Ort, Anzali, lag auf unserem Weg und so sagten wir zu, zwei Tage später um 19.00 Uhr in einer bestimmten kleinen Hotelanlage aufzukreuzen. …

Gestern war ein wunderlicher Tag!

Wir sind gut losgekommen, dann zog sich aber doch ein ziemliches Gewitter zusammen. Da haben wir uns erst mal wieder zum Tee einladen lassen, diesmal von den Arbeitern eines Schotterwerks. Ohne wirklich nass zu werden, haben wir den getunnelten Pass des Elburs-Gebirges erreicht. Vor 40 Jahren war dies eine unbefestigte sehr löcherige Straße; nun eine schöne, etwas holperige Abfahrt mit vielen Roadside-Restaurants. In einem haben wir eine Suppe gegessen und sind dabei zu einer iranischen Hochzeit eingeladen worden, morgen abend und direkt auf unserem Wege liegend! Wir sind sehr gespannt! Von den Einladenden erfuhren wir auch, wie das mit dem Internet ist und haben uns das wunderbare Hotel Parla (vier Sterne!) nahe bei empfehlen lassen, was wir nun auch -etwas zögernd- angelaufen haben, wegen des Internets. Mit dem Inhaber Masood Mohajeri haben wir sehr lange gesprochen über die Situation im Iran, die Hoffnungen und Erwartungen der Menschen. In diesem Gespräch wurden die bisher gewonnenen Informationen im wesentlichen bestätigt und aus Sicht eines Unternehmers und reiferen Menschen ergänzt. Er hat uns dann (obwohl wir eigentlich im …

Ein paar weibliche Gedanken und Erfahrungen

Vor der Reise hatte ich mir lange Gedanken darüber gemacht, wie die Kleiderordnung im Iran für mich auf dem Fahrrad umzusetzen wäre, Kopftuch, weite lange Kleidung, die keine Körperkonturen erkennen lässt, Mantel etc. Dann beruhigten mich Iranerfahrene, dass lange Hemden, Treckinghosen und Kopftuch ausreichen würden. Dennoch war ich sehr unsicher und an der Grenze angespannt. Ich hatte in Istanbul einen langen Schal gekauft, den ich mir nun mit viel Mühe um den Kopf schlang und mit diversen Haarklammern versuchte, das Verrutschen zu verhindern- was leider nicht gelang. Der erste Abend in der Familie von Mohammed war für mich sehr entlastend. Seine Mutter, eine wunderbare Frau, gab mir im Haus als erstes zu verstehen, ich könne das Tuch abnehmen- sie hat ihr Kopftuch allerdings nicht abgelegt. Ihre 14jährige Tochter Sarah, sehr interessiert und modebewusst, war nach ein paar Stunden „uncovered“ und aus unserer westlichen Sicht völlig „normal“. Auf meine Kleiderfrage angesprochen, betonten alle, dass für Touristen sehr viel mehr möglich wäre, als für Moslems. Ich könne ein Buff-tuch unter dem Helm tragen, das eng anliegt, und …

Picknick

Da hatten wir ein interessantes Erlebnis: Wir fuhren so unseres Weges, da hörten wir vom Parkplatz nebenbei das wohlbekannte „Hallo!“ von drei jungen Männern , die beim Picknick waren und einer machte die „Çai-Geste“ (Hand mit dem Daumen voran zu Mund führen und den Kopf dabei etwas nach hinten neigen). Wir hielten nach kurzer Absprache an und wurden sogleich mit Tee, Brot Käse und Tomaten versorgt. Man radebrechte so vor sich hin. Dann wurden Fotos gemacht und plötzlich lief einer der Herren zum Auto und ratz-fatz hatte ich eine Kalaschnikow auf den Knien. Die Erklärung war: die drei sind von einer Art Bürgerwehr, die im Auftrag der Gendarmerie im Schichtbetrieb die beiden Mobilfunkmasten im Hintergrund beschützen sollen vor irgendwelchen Sabotageakten. Südlich der Straße, die wir seit Tagen benutzen und auf der schon etwas höhere Militärpräsenz als sonst in der Türkei zu beobachten ist, soll nämlich das Aktionsgebiet der PKK beginnen. Da herrscht zwar eigentlich Waffenruhe, aber man traut dem Frieden wohl nicht so ganz. Und ein wenig Wache schieben kann man sich ja auch ganz …

Hoşgeldinitz!

Das ist wohl dasjenige türkische Wort, das wir am besten gelernt haben: „Willkommen!“ Vorgestern saßen wir in einem Ort auf einer Bank und stärkten uns mit einer Apfelsine, einigen Haferkeksen und Datteln, die wir übrigens lieb gewonnen haben. Da näherten sich aus der gegenüberliegenden Autowerkstatt zwei Männer und luden uns in recht gutem Deutsch zum Çai ein. Aus einem Glas wurden drei, aus der kurzen wurde eine lange Pause, denn nach einer halben Stunde wurde hinter dem Haus das gegrillte Hähnchen-Kebab fertig. Zwischenzeitlich erfuhren wir, dass die fünf Mitarbeiter vom Auto-Import aus Deutschland leben. Vor der Werkstatt standen sechs Renault und ein Skoda. Ein zehn Jahre alter Wagen, in Deutschland für 500 € ließe sich hier nach Transfer, Zoll und etwas „Aufhübschen“ für 5000 € verkaufen. VW‘s wären übrigens uninteressant, wie einfach viel zu teuer. Kaum wieder losgefahren, hielt ein Auto neben uns, vier Herren im Anzug und ein vielleicht 12-jähriges Mädchen stiegen aus und baten ein Foto mit uns und sich machen zu dürfen. Irgendwie war das eine merkwürdige Gesellschaft! Wer weiß, wofür sie …

Begegnungsgeschichten

Wir wollen hier mal ein Loblied auf die türkische Zugewandtheit und Offenheit singen. Ein paar  kleine Geschichten: Wir sind Mittags in einer Stadt vor der Moschee, wo gerade zum Mittagsgebet gerufen wird. Wir wollen Pause machen und suchen ein Cafe. Während wir noch vor einem  Cafe stehen und überlegen, ob es wohl dort eine Toilette gibt, spricht uns ein älterer Mann an, ob er uns helfen könne. Er kann Deutsch und bestellt für uns ganz hilfsbereit das Essen und lädt uns anschließend zum Chai ein. Wie viele ältere Türken war er früher lange Zeit in Deutschland und ist dann zurückgekehrt, um sich hier etwas aufzubauen. Spätnachmittags sitzen wir am Straßenrand vor einem Baugeschäft  und machen ein Päuschen . Da kommt der Besitzer mit einer Schale Eis  und lädt uns ein, uns zu ihm zu setzen. Er entschuldigt sich, kein Deutsch oder Englisch zu können und zückt sein Handy, um einen Freund anzurufen, der Englisch spricht. Während wir das Eis essen entstehen immer wieder komische Situationen, in denen er uns das Handy reicht und am anderen Ende ein …

Gastfreundschaft

Kandira. Wir kauften im Supermarkt das Nötigste ein und wurden dort von zwei ca. 10jährigen Mädchen mit dem üblichen “Where are you from” und “What´s your Name?” “Hallo” etc. angesprochen. Wir antworteten kurz. Im nahegelegenen kleinen Park mit Cafe machten wir erstmal eine Kalorienpause. Und dann fuhr ein Auto vor. Eine Frau mit vier Kindern, darunter die zwei Mädchen aus dem Supermarkt, und einer Jugendlichen stiegen aus und kamen auf uns zu. Das Mädchen sprach uns auf Englisch an, woher, wohin etc. Nach ein paar Minuten lud uns die Mutter zu einem Chai ein, sie setzten sich zu uns und es entwickelte sich eine angeregte Unterhaltung, immer mit dem jungen Mädchen als Dolmetscherin. Schließlich luden sie uns zu sich nach Hause ein. Wir überlegten, denn eigentlich war unser “Tagespensum” noch nicht erfüllt, doch dann entschieden wir uns, die Gelegenheit wahrzunehmen. Wir fuhren zu ihnen nach Hause und erlebten einen wunderbaren Nachmittag und Abend in einer türkischen muslimischen Familie. Als wir feststellten, dass Ayse, die Mutter, ebenfalls WhatsApp nutzt, waren wir völlig begeistert und seitdem schicken …

Der Puddingshop

Istanbul, was haste dich verändert! Ich war vor 35 und 40 Jahren drei Mal hier. Damals endete die dichte Bebauung eigentlich an der Stadtmauer, die die europäische Halbinsel etwa sieben km vom Zentrum entfernt umgibt. Jetzt sind wir 40 km durch dicht bebautes Gebiet auf einer beidseits 6-spurigen Schnellstraße gefahren. An der Hagia Sofia und der Sultan-Achmed-Moschee stehen die Reisebusse dicht an dicht. Die Schlangen vor den touristischen Highlights sind schier endlos. Aber: den „Pudding-Shop“ gibt es noch! Das Restaurant Pudding-Shop war zur Zeit des Hippie-Trails die Anlaufstelle und Kontaktbörse für alle Asienreisenden, die in ihren VW-Bullis oder trampend unterwegs waren. Sozusagen eine Institution. Heute reist man anders, es gibt keine Hippies mehr und seit den Veränderungen im Iran, Afghanistan und Pakistan auch keinen Trail mehr. Der Pudding-Shop lebt auch von seiner vergangenen Größe, weil Menschen wie ich nostalgisch mit großen Augen an damals, die gute alte Zeit denken, vor allem aber vom Tourismus aufgrund seiner perfekten Lage direkt gegenüber den großen Moscheen. Hier ein kleiner Eindruck:

Unterwegs nach Istanbul

Es ist nur einige Tage her und doch schon wieder weit weg, weil sich neuere Eindrücke auf die älteren legen. Dennoch möchte ich ein paar Zeilen zu den letzten Tagen in Bulgarien sowie den ersten in der Türkei schreiben. Zuerst eine kleine Fledermaus-Rettungsaktion von Fritz: Am hellichten Tag flatterte plötzlich eine kleine Fledermaus über die Straße und blieb dort liegen. Wir stiegen in die Bremsen und Fritz holte sie – im laufenden Feierabendverkehr als Schritt eins der Rettungsaktion von der Straße. Hier ein Foto: Sie wirkte erschöpft und unsere Idee war, dass sie vielleicht Durst hat. Fritz brachte sie in ein verfallendes Buswartehäuschen auf der anderen Straßenseite und versuchte sie dann mit ein paar Wassertropfen aus unseren Vorräten zu beglücken. Zuerst fauchte und quietschte sie heftig, dann jedoch begann sie eifrig zu lecken. Fritz, der Retter, fand einen Flaschendeckel, füllte ihn mit Wasser und setzte ihn direkt vor das Fledermausmaul- mit Erfolg! Die Aktion dauerte etwa 20 Minuten, kostete einigen Autofahrern ein paar Nerven, da wir mit den Rädern etwas ungünstig standen, aber immerhin eine …

Ostern in Bulgarien

Zunächst mal: Wir hatten bisher den Eindruck, dass Kirche im Bulgarien kaum stattfindet. Man sieht in den Dörfern nur ausnahmsweise Kirchen und wir hatten das Gefühl, dass religiöses Leben eine viel geringere Rolle als in den übrigen Balkanländern spielt. Das Projekt für heute war: Ostergottesdienst in einer orthodoxen Kirche. Deswegen hatten wir in Tarnovo in einem Hotel Quartier genommen, um früh unterwegs sein zu können. Leider konnte im Hotel niemand so recht sagen, wo in der (großen) Stadt überhaupt eine Kirche, geschweige denn ein Ostergottesdienst sei. Wir sind dann auf sehr ungenaue Beschreibung hin morgens losgewandert. Dieses Projekt ist gescheitert. Karin meinte irgendwann Geläut zu hören. Wir sind dann, nach Türmen Ausschau haltend, in der Altstadt zufällig in der uralten Nikolaikirche gelandet, wo eine ältere Kirchendienerin uns hereinbat und zwei Kerzen und ein geweihtes Osterei verkaufte, der Geistliche irgendwelche Dinge verrichtete und wir ansonsten allein waren. Wir haben uns ein wenig umgesehen und uns dann auf zwei der wenigen Stühle gesetzt zur inneren Einkehr oder Meditation. Im Laufe der Zeit kamen aber doch viele Menschen …

Danke an Marina und Nenad!

… mit denen wir zwei wunderbare Abende in Novi Sad verbringen durften. Außer, dass Marina eine entfernte Verwandte von Karin ist, verbinden uns gleiche Berufe, beide Frauen sind Agraringenieurinnen, beide Männer sind Ärzte; und sie haben wie wir zwei erwachsene Kinder. Wir haben die Offenheit sehr genossen und von den Gesprächen viel profitiert: Zum Einen die Familiengeschichten, zum Anderen die Informationen zum Gesundheitssystem, aber auch allgemeine Einschätzungen haben unseren Blick erweitert. Soweit wir verstanden haben, gibt es ein rein staatliches Gesundheitssystem mit einer Krankenkasse, die ausschließlich staatlich angestellte Ärzte finanziert. Daneben gibt es wenige Privatärzte, die privat bezahlt werden müssen. Das Problem der Korruption, mit dem sich u.a. die postkommunistischen Staaten herumschlagen müssen, scheint auch ein besonderes Problem bei der Finanzierung des Gesundheitssystems zu sein. Eine Palliativmedizin und Hospizbewegung scheinen bisher vollkommen unbekannt zu sein. Der Besuch des Voivodina- Museums war für Karins familiäre Spurensuche ein wichtiger Baustein. Vielen Dank an dieser Stelle für Eure Gastfreundschaft und herzliche Aufnahme!  

Kroatien

Wir haben einen Abstecher von der Donauroute unternommen, um die Gegend zu besuchen, wo Karins Vater geboren wurde. Der Ort selbst existiert nicht mehr, aber ein sehr netter Kroate konnte uns zeigen, wo das Dorf gelegen hatte. Er selbst war dort noch geboren worden. In dem Dorf hatten  Kroaten und bis 1944 Deutsche gewohnt. Vor ca. 40 Jahren fiel es einem extremen Drave-Hochwasser zum Opfer. Geblieben sind ein paar uralte Weinstöcke, Narzissen und ein Kreuz, wo der Friedhof war.     Zur Übernachtung fanden wir einen sehr schönen Platz. In Ossijek und Vukovar wurden wir zum ersten mal mit den noch sichtbaren Kriegsschäden konfrontiert. Neben neu aufgebauten Häusern stehen welche mit zerschossenen Fassaden. Es machte uns betroffen und es fühlt sich anders an, ob es Fotos und Filme sind, oder ob man unmittelbar davorsteht. Unterwegs haben wir den ersten Reiseradler getroffen, der seit September unterwegs ist. Er kam uns entgegen und wir waren die Ersten, die er seit Istanbul getroffen hat. Inzwischen werden wir häufiger positiv angesprochen, viele sprechen ein bisschen Deutsch. Wir konnten in einzelnen …