Es ist nur einige Tage her und doch schon wieder weit weg, weil sich neuere Eindrücke auf die älteren legen. Dennoch möchte ich ein paar Zeilen zu den letzten Tagen in Bulgarien sowie den ersten in der Türkei schreiben.
Zuerst eine kleine Fledermaus-Rettungsaktion von Fritz:
Am hellichten Tag flatterte plötzlich eine kleine Fledermaus über die Straße und blieb dort liegen. Wir stiegen in die Bremsen und Fritz holte sie – im laufenden Feierabendverkehr als Schritt eins der Rettungsaktion von der Straße. Hier ein Foto:
Sie wirkte erschöpft und unsere Idee war, dass sie vielleicht Durst hat. Fritz brachte sie in ein verfallendes Buswartehäuschen auf der anderen Straßenseite und versuchte sie dann mit ein paar Wassertropfen aus unseren Vorräten zu beglücken. Zuerst fauchte und quietschte sie heftig, dann jedoch begann sie eifrig zu lecken. Fritz, der Retter, fand einen Flaschendeckel, füllte ihn mit Wasser und setzte ihn direkt vor das Fledermausmaul- mit Erfolg!
Die Aktion dauerte etwa 20 Minuten, kostete einigen Autofahrern ein paar Nerven, da wir mit den Rädern etwas ungünstig standen, aber immerhin eine gute Tat!
Wir hatten inzwischen auch schon zwei Schildkrötenrettungsaktionen.
Das Balkangebirge entpuppte sich übrigens als gut machbar und oben auf dem Pass trafen wir Paul!
Paul ist ein zwanzigjähriger Franzose, der allein eine Europaradeltour macht. Für sich als Initiationsreise, wie er sagte. Seit letztem September unterwegs verbrachte er den Winter im Norden!!! – und machte dort die Erfahrung, dass Radfahren bei minus 20°C und nur ca 5 Stunden Helligkeit seine echten Grenzen findet. Wir sind bis zum nächsten Tag zusammen weitergefahren und hatten eine wirklich schöne Zeit miteinander, inclusive eines traumhaften Abends am See.
Paul zeltet zwar auch, aber seine Hauptanliegen ist es, an Türen zu klopfen und bei den Menschen um Aufnahme für eine Nacht zu bitten. Er hat einen Text in verschiedene Sprachen übersetzt und auf seinem Handy gespeicher. Inhalt: Ich mache eine Europaradtour, um zu erfahren, wie die Menschen in Europa leben. Bitte nehmen Sie mich eine Nacht bei Ihnen wie einen Sohn der Familie auf.
Es klappt in den allermeisten Fällen. Er hat eine sehr einnehmende Art und seine Erzählungen, wo er schon überall am Familienleben teilnehmen konnte, sind sehr beeindruckend. Es ist schon verrückt, mit Melcher Motivation und auf welche Art und Weise Menschen mit dem Rad unterwegs sind.
Die nächsten, die wir trafen, waren ebenfalls Franzosen, die allerdings schon auf dem Rückweg einer World-tour sind. Es waren sechs, davon zwei mit dem Tandem, die einen Anhänger zogen. Das Besondere daran- in dem Spezialanhänger saß der Vater, der an MS erkrankt ist. Seine Söhne sind mit ihm um die Welt geradelt!
Auf den letzten Kilometern von Bulgarien, das uns immer wieder angenehm überraschte und gut gefiel- mussten wir wegen einer Baustelle eine Umleitung fahren- über die örtliche Müllkippe.- Eine intensive Erfahrung, die wir nicht missen möchten.
Und an der türkischen Grenze war es ganz unkompliziert.
In Edirne haben wir ein Zimmer genommen, um Abends die Stadt zu erkunden.
Am nächsten Tag dann wieder wild gezeltet, mit Froschkonzert an einem Matschestinketümpel in einer ausgeräumten Landschaft- war aber auch schön.
Hi Karin und Fritz,
Euren spannenden bis rührenden Berichten wird durch die Schilderung der Welttour mit dem MS-kranken Vater zweifellos die Krone aufgesetzt.
Euch weiterhin spannende Erlebnisse.
Pia und Rainer
Liebe Kari,
danke für den wunderbaren Bericht mit den tollen Fotos von Tieren und Menschen! Toll die Tierrettungsaktionen von Fritz! Aber am meisten hat mich auch die Geschichte von dem MS-kranken Vater, der von seinen Söhnen durch die Welt geradelt wird, beeindruckt!
Euch viel Glück auf eurer weiteren Tour! Fritz, denkst du in Istanbul an unsere Abenteuerreise 1966 mit Egon Meyer? Unvergesslich!
Viele Grüße, Christa
PS: Jürgen läßt auch grüßen!
liebe Christa, ´66 wurde ich konfirmiert und war deshalb nicht mit auf der Türkeireise, sondern in Dänemark. Viele Grüße Fritz
Ihr lieben beiden Weltumradler,
das ist wirklich wieder ein beeindruckender Bericht. Sehr berührt hat mich diese unglaubliche Geschichte von den jungen Franzosen, die mit dem Vater um die Welt radeln. Hut ab, da bekommt man Gänsehaut. – Euch weiterhin viel Glück – wir denken an euch – täglich.
U und C :-)