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Verkehr im Iran

Der iranische Auto- oder Motorradfahrer blickt konsequent nach vorne. Da hat er genug zu tun; der Blick nach hinten ist unüblich. Das auch beim Öffnen der Fahrertür oder beim Losfahren vom Straßenrand. Erst mal fahren; wenn keiner hupt, ist das schon ok. Das geht so weit, dass die hier üblichen Kleinkrafträder mit 125-250 ccm ohne Spiegel ausgeliefert werden. Spiegel sind Zierrat, Sonderausstattung wie Kuhfänger oder Sturzbügel. Helme sind unüblich. Vier Menschen auf einem Moped sind absolut normal. Auf diesem Moped saßen nur fünf Menschen; der Helm gehört zu einem Moped dahinter.

Viele iranische Fahrer (Motorrad oder Auto) sollen keinen Führerschein haben. Die Polizei komme beim Prüfen und ahnden nicht hinterher. Wer erwischt wird, zahlt entweder eine Geldbuße oder schmiert ein wenig und fährt weiter. Bei Unfällen zahlt die Versicherung erstaunlicherweise trotzdem! Ob es ein Mindestalter zum Moped fahren gibt, wissen wir nicht.

Dementsprechend sieht es mit der (Kenntnis? und) Einhaltung irgendwelcher Verkehrsregeln aus: Rechs abbiegen von der linken Spur, Gegenrichtung in der Einbahnstraße und ähnliches sind gängig. Rote Ampeln werden von Motorrad- noch seltener respektiert als von Autofahrern. Zebrastreifen gibt es, werden aber von niemandem beachtet. Auf den Seitenstreifen vierspuriger Straßen mit Mittelstreifen kommt dem verblüfften Radfahrer gerne mal ein Motorrad mit Vollgas entgegen. Dann ist immer spannend, ob man backbords oder steuerbords passiert wird. Da gibt es keine feste Regel und es entscheidet sich meist erst im letzten Moment (seemännisch: „Manöver des letzten Augenblicks“). Im Stadtverkehr wird auf Tuchfühlung gefahren. Als Fußgänger eine befahrene Straße zu queren gleicht einem Spießrutenlauf und wird erschwert durch die Bordsteinkanten, die 30 cm hoch sind, um die Mopeds vom Bürgersteig fernzuhalten. Alter, Behinderte, Rollstühle und Kinderwagen haben keine Chance.
Sehr selten sieht man Frauen am Lenkrad und einen Mann daneben sitzen. Alkohol wird da wohl eher nicht der Grund sein. Iranische Frauen fahren übrigens nie Motorrad. Wir haben allerdings nicht herausbekommen, ob das tatsächlich verboten ist oder schlichtweg nicht vorstellbar ist, quasi gesellschaftlich geächtet. Eine ausländische Frau, die per Motorrad einreist, kann hier selbstverständlich fahren.
Was fährt hier denn so herum? Auf Import von KFZ wird Importzoll von 100% erhoben. Dementsprechend scheinen Motorräder durchweg Eigenproduktionen zu sein, gelegentlich eine kleine Honda. Im PKW-Bereich herrscht neben einer Eigenproduktion Peugeot vor, die im Lande produziert werden und daher zollfrei sind. Es folgen Renault, Koreaner und einige Japaner. VW findet überhaupt nicht statt. Pickups sind sehr beliebt, z.B. der Zamyad in Einheitsfarbe (wie Ferrari, aber blau) und eine immer lindgrüne Variante des einheimischen PKW.

Bei den LKW‘s ist der klassische Mercedes der Renner und scheint regelrecht geliebt zu werden. Genauso häufig sind moderne Riesentrucks verschiedener Bauart. LKW‘s werden an Kontrollstellen der Landstraßen häufig kontrolliert, unklar ist aber, worauf: z.B. säumen abgerissene Reifendecken die Landstraßen.

Was man hier selten findet, ist zu schnelles Fahren. Daran hindern schon die sehr häufigen Bumper und Asphaltfräsungen, die einen Heidenlärm machen beim Überfahren und den Radfahrer ganz schön nerven können.
Es sollen „häufig“ schwere Unfälle vorkommen; wir haben aber in der ganzen Zeit im Iran nicht mal einen Rempler gesehen. Alles in allem scheint das System recht gut zu funktionieren. Wir betrachten das mal als eine gute Übung für Indien!

Gelegentlich findet man denn doch auch westliche Oldtimer, die sicher alle vor der Revolution ins Land gekommen sind. Daneben scheint es möglich mit irgendwelchen skurrilen Eigenkonstruktionen unterwegs zu sein.

10 Kommentare

  1. Hannemaria Popow sagt

    Liebe Frau Karin Witten,auch wenn ich Sie nur vom Telefon her kenne,möchten wir Ihnen auch herzliche Geburtstagsgrüsse senden!
    Durch das intensive Verfolgen Ihrer spannenden Berichte fühlen Sie
    sich mir inzwischen sehr vertraut an.
    Siedendheiss ertappte ich mich beim lautstarken mitsingen eines alten
    Queen- Songs auf dem Weg zum schwimmen im Auto,und dachte sofort spontan das man mich im Iran dafür bestrafen würde,gruselig!
    Danke für die vielen erfrischenden Reiseberichte,die nach wie vor
    bei VILLA HIMMELsGRÜN für anregende Gespräche mit der Kundschaft sorgen.
    Weiterhin so viel Energie,frische Lüftchen und immer kühles Wässerchen zur Hand !!!!!
    Herzliche Grüße an den Herrn Gemahl
    Hannelore Hübner(vorher Popow)

    • Fritz sagt

      Liebe Frau Hübner/Popow, ja da gratulieren wir doch mal ganz herzlich zum Anlass der Namensänderung!!! Vielen Dank auch für die Geburtstagsgrüße und das Lob!
      Karin & Fritz

  2. Christian sagt

    Es macht grossen Spass, Euch von der bequemen Couch aus auf Eurer Weltreise zu begleiten und Eure spannenden Berichte zu lesen. Solche tiefen Eindrücke und Einblicke in die Kulturen von Ländern wie Türkei oder Iran hatte ich bislang noch nirgendwo bekommen.

    Um meinem schlechten Couchgewissen wenigstens etwas entgegenzuhalten, wird der diesjährige Urlaub in Irland eine Campingversion werden ☺

    Passt gut auf Euch auf!

    Christian Hillmer

    • Karin sagt

      Lieber Christian, wir wünschen Dir einen wunderbaren nicht verregneten Urlaub!

      • Christian sagt

        In Irland ist das Wetter immer schön – “between the showers” ….
        Im vorletzten Jahr hatte es nur zweimal geregnet, einmal 7 Tage und einmal 14 Tage :-)

  3. Fieding und Helma sagt

    Den Weltradlern wünschen wir für die Weiterfahrt ” Hals- und Beinbruch ” (aber bitte
    nicht wörtlich nehmen) – und hoffen, daß die vielen Schutzengel, die wir zu Eurer Be=
    gleitung auf den Weg geschickt haben, mit ihren Flügelchen kühlende Luft heranwedeln
    und für den nötigen Rückenwind sorgen.
    Wir senden herzliche Grüße, unsere Gedanken begleiten Euch !
    Eure Fieding und Mutter und Helma

    • Karin sagt

      Ihr Lieben,
      eventuell haben die Engelchen alle einen Hitzschlag bekommen oder die Flügelchen sind doch zu klein. Aber wir fühlen uns gut beschützt! Liebe Grüße

  4. Fieding und Helma sagt

    Liebe karin, lieber Fritz, heute ist also der große Tag, wir gratulieren noch einmal !
    Wir sind froh, daß Ihr so manche Schwierigkeit gut gelaunt löst. Die Berichte sind so
    großartig und amüsant, daß wir mit der Zeit das Gefühl bekommen, an der Fahrradtour
    teilzunehmen – – – nur wir sitzen im Trocknen und Kühlen – – sicher auf der Couch !

    ” Die Welt ist voll von kleinen Freuden. Die Kunst besteht nur darin , ein Auge dafür
    zu haben.” Aus den Berichten und Bildern ist das zu spüren !!!

    Herzlich , Eure Fieding/Mutter und Helma

  5. Michael sagt

    Hallo Karin,
    alles liebe und Gute zum Geburtstag wünschen wir Dir.
    Es ist immer wieder bruhigend, nach mehreren Tagen “Ungwissheit”, unglaubliche Erlebnisse zu lesen.
    Genieße den Tag (ich weiß nicht ob das mit einem schönen Glas Rotwein was wird) und möge der Wind mit Euch sein.

    Liebe Grüße
    Sabine und Micha

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