Wie geschrieben, wir bewegen uns in diesen Tagen nur relativ wenig. Die Orte liegen so dicht beieinander, dass eine Tagesetappe von einem Campingplatz zum anderen sich im Rahmen von 15-20 km bewegt. Dabei ist das Wetter nicht immer super. Wir haben windige bis stürmische Tage, Nieselregen bis Pladdern, warme Sonne und Frösteln bei wenigen Grad. Also eine bunte Mischung. Ist aber eben nicht schlimm, da wir kuschelig im Zelt, im Campingplatz-Cafe auf der Couch oder in einem der vielen kleinen Cafes oder Restaurants abhängen können.
Eine kleine Begebenheit: Vielleicht wisst Ihr es, vielleicht auch nicht. Fritz und ich lesen uns schon seit Jahrzehnten Bücher vor; früher mit den Kindern und dann nur uns. So auch hier. Wir wechseln buchweise, nicht kapitelweise. Zurzeit lese ich die Bände von „Lost in Fuseta“, sozusagen direkt vor Ort. Auf einem Campingplatz „klopft“ es abends ans Zelt. Der Nachbar steht davor und fragt: „Sagt mal, was habt Ihr Euch die ganze Zeit ununterbrochen zu erzählen?“ Nach der Aufklärung ist er etwas entspannter. „Ich dachte schon, man hört immer nur Dich (Karin) und der arme Kerl hat gar keine Chance!“ Da hat ihm die männliche Solidarität und Fürsorge keine Ruhe gelassen, ist doch nett.
Übrigens war die Fahrt mit dem Algarve-Zug von Lagos nach Faro ganz unkompliziert und bequem gewesen. Und am Bahnhof begrüßte uns ein Schild zur besseren Orientierung – s. Foto.
Von Faro über Olhao nach Fuseta und bis Tavira können wir über weite Strecken den Eurovelo 1 fahren, der oft direkt an der Küste, zwischen den Salinen oder durch die kleinen Orte führt. Die vorgelagerten Inseln nehmen zwar die Brandung, aber der Tidenhub ist natürlich dennoch da und verleiht dieser Landschaft das Besondere. Z.B. einen Fußballplatz, der nur bei Ebbe trockenliegt (Foto).
Hier ist die Fischerei, neben dem Tourismus, ein wichtiger Wirtschaftszweig. In den Markthallen werden die frischen Fische, Krabben, Oktopusse, Kalmare, Muscheln und was sonst noch so im Meer lebt, tagesfrisch angeboten und kommt meist am selben Tag auf den Teller. Gestern haben wir gehört, dass die Austern hier aus Fuseta auch für den Export begehrt seien.
Wenn die Fischer mit ihren kleinen Booten rausfahren, die Netze flicken oder Körbe bauen, wirkt das erstmal nach menschlichem Maß – ist es auch im Vergleich zu unsäglichen riesigen Fischtrawlern.
Wir waren allerdings sehr erschüttert, als wir auf der Insel Culatra eine Hinweistafel fanden, die darüber informierte, dass in der Ria Formosa, also dieser Lagune, sich bis vor 15 Jahren die weltweit größte Population von Seepferdchen in den Seegraswiesen befand. Inzwischen sind 90% verschwunden und die Population gefährdet. Der intensive Schiffsverkehr, sicher auch der Freizeitverkehr, Muschelzucht, Fischerei etc. haben dazu beigetragen. Also: die Idylle trügt.
Culatra selbst ist eine kleine ruhige Insel, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben hat – laut Plakaten. Wir wünschen ihr sehr, dass sie die Touristenströme im Sommer gut managen kann. Jetzt war es dort sehr ruhig und die kleine Strandbar zeigt, wie das mit der Nachhaltigkeit bzgl. Händewaschen geht. (s. Foto).
Seit ein paar Tagen sind wir in Fuseta als Basislager für kurze Ausflüge. Demnächst geht’s zurück nach Faro und von dort dann in den Flieger.