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Der Pamir Teil 2

Im homestay in Kalaikhum hatten wir ein eindrückliches Erlebnis bzgl. des unterschiedlichen Umgangs mit medizinischen Fragestellungen. Ich saß vormittags auf der Terrasse über dem Fluss und hörte plötzlich einen lauten Knall. Ein älterer Angehöriger des Betreiber-Paares lag bewusstlos auf dem Rücken und zuckte ein wenig. Die auf mein Rufen herbeigestürzten Wirtsleute begannen gleich mit Herzmassage, obwohl der Puls gut tastbar war, und ließen sich nur schwer davon abbringen. Das ganze dauerte einige Minuten und war gefolgt von großer Schläfrigkeit, sah also aus wie ein klassischer epileptischer Anfall. Am Hinterkopf fanden sich zwei ordentliche Platzwunden. Mein Vorschlag, die Ambulanz zu rufen, Wundversorgung und so, wurde abschlägig beschieden. Solche Anfälle wären in letzter Zeit schon fünfmal aufgetreten und dies wäre sicher nicht der Letzte, es würde sich quasi nicht lohnen. Ein nicht mehr ganz frisches Unterhemd wurde um den Kopf gewickelt, der Blutfleck am Fußboden geschrubbt und gut war’s. Eine neu aufgetretene Epilepsie kann ein Hinweis auf einen Hirntumor sein. Außerdem kann man versuchen, mit Medikamenten die Anfälle zu verhindern. Obwohl es auch in Tajikistan zumindest in …

Der Pamir Teil 1

Den Pamir-Highway zu radeln war und ist ein Kernstück unserer Reise. Wir sind so früh im März aufgebrochen, damit wir nicht zu spät in Tajikistan ankommen.- Und jetzt sind wir hier! Es ist schon ganz schön verrückt. Durch diese lange Zeit, die wir unterwegs sind, fühlt es sich normal an, ein Stückchen weiter zu sein und etwas Neues zu erleben. Aber zwischendurch wird mir bewusst, dass wir tatsächlich in Zentralasien auf dem Pamir-Highway sind. Und das fühlt sich schon ganz schön irre an. In Dushanbe sind wir im Greenhouse-hostel untergekommen. Dieser Name kursierte schon seit dem Iran als „der“ Ort für Pamir-Radler. Und tatsächlich trafen wir dort mehrere Radler und Backpacker, die gerade von dort kamen. Besonders ein Neuseeländer konnte uns sehr wertvolle Informationen über die Strecke und die Versorgungsmöglichkeiten geben. Wir versorgten ihn dafür mit Adressen von guesthouses in Usbekistan und Iran. Und wir hatten zwei überraschende Begegnungen. Ein junger Deutscher, an sich schon eine Seltenheit hier, meinte, er würde Wolfsburg kennen, er habe dort mal in den Werksferien gearbeitet! Und dann stellte sich …

Usbekistan tankt Gas

Benzin und Diesel ist in Usbekistan kaum billiger als in Europa. Die eigenen Erdölvorkommen werden im Wesentlichen exportiert. Methangas scheint –wenn ich das richtig verstehe- nur etwa 25 €-Cent zu kosten. Also sind fast alle Autos umgerüstet, können aber offenbar problemlos auch mit Benzin fahren, wenn der Gasvorrat nach üblicherweise 200 km alle ist, z.B. bei langen Wüstenstrecken. Selbst viele Diesel-LKW’s haben die roten Gastanks – wie immer das technisch möglich ist. Seltener wird auch Propan genutzt. Anders als das Bild oben nahelegt, kommt das Methan nicht aus der Landwirtschaft, sondern aus den riesigen Erdgasvorräten des Landes. Nahezu jedes Haus, selbst in abgelegensten Gebieten ist mit Ferngas versorgt über oft abenteuerlich anmutende Rohrleitungen, die denn so einfach im Wüstensand liegen, mit Drähten an Dachrinnen angehängt oder mit irgendwelchen Holzlatten abgestützt sind. Manchmal riechen sie auch etwas streng.

Grenze Uzbekistan-Tajikistan

Am letzten Abend in Uzbekistan haben wir –wenige Kilometer vor der Grenze- eine junge Bäuerin um eine Stelle für unser Zelt gefragt. Sie hatte da so eine Leichtbau-Datsche am Rande ihres Baumwollfeldes und drei Kühe. Unser Blick war durch einen dicken Wasserstrahl aus einem 15-cm-Rohr angezogen: der sah so schön nach Körperpflege aus. Wir wussten noch nicht, dass dies die einzige Trinkwasserversorgung für ein ganzes Dorf war. Ab 17°° bis nach Einbruch der Dunkelheit kamen die Menschen mit Flaschen, Kanistern, Milchkannen auf Schubkarren oder Fahrrädern. Der Abend war also sehr unterhaltsam. An der Grenze: Die usbekische Seite wollte es am nächsten Morgen dann wieder ganz genau wissen. Man war höflich korrekt und penibel. Alle Packtaschen auspacken, nicht aber die Werkzeugtaschen. Die Fotos auf den beiden Kameras wurden ausgiebig studiert, der PC musste hochgefahren werden. Sie suchen wohl einerseits Pornos und andererseits Hinweise auf islamistische Aktivitäten. Auch die Medikamente wurden wieder gecheckt, insbesondere auf Psychopharmaka und Opiate, mit ausdrücklicher Frage nach Codein (das wir als Hustendämpfer und Schmerzmittel kennen). Dies ist nun überraschend: Am Vortag hatten …

Samarkand-Dushanbe- endlich wieder Radfahren

Na ja, mit mehr Pausen als uns lieb ist, denn wir haben einfach zu viel Zeit bis zur Grenze und gleichzeitig aber auch wenig Lust, große Umwege zu machen. Also gibt es immer wieder Pausentage. Der erste Radeltag geht nach Sharisabz, einmal einen Pass hinauf und wieder hinunter. Am Gipfel machen wir stolz (immerhin 1100 Höhenmeter) ein Foto. Da kommt ein junger Mann von einem der etwas suspekten Verkaufsstände am Straßenrand und fragt, ob er mal Fritz‘ Rad fahren darf. An beiden Seiten geht es etwa 30 km abwärts, mit 3-6 %. Und da will er mal eben ein Rad ausleihen! Also Sachen gibt’s!! Nachmittags sind wir da. Diese Stadt ist eine einzige Baustelle. Die alte Bausubstanz, Moscheen, das Grab des Timor, etc. werden mit großem Aufwand quasi neu errichtet. Außen rum werden großzügige Parkanlagen angelegt, ganze Häuserzeilen wurden abgerissen, um Platz für breite Straßen und Ladenzeilen zu schaffen- alles gleichzeitig. Leider ist wohl auch das Hostel, dessen Adresse wir haben, dem zum Opfer gefallen. Dort wo es hätte stehen sollen, ist derzeit eine große …

Hochzeit

Als wir gestern Abend friedlich im Hof unseres Hostels saßen, gewahrten wir von Ferne Partymusik. Der sind wir denn mal nachgegangen und kamen nach einem knappen Kilometer zu einem Hochzeitspalast: das sind Säle, die nur für Hochzeitsfeiern genutzt werden. Dieser hier war zur Straße hin offen, daher so gut zu hören. Als wir staunend über diese Pracht davor standen, wurden wir vom Zeremonienmeister gleich hereingebeten. Tanzen wollten wir jetzt irgendwie nicht, aber verköstigt wurden wir sofort. Haben natürlich auf das Brautpaar angestoßen. Einiges erinnerte an die türkisch/iranische Hochzeit in Anzali, z.B. das Hochwerfen von Geld, hier allerdings auch, ohne dass die Braut auf der Tanzfläche war. Soweit wir sehen konnten, gehörte das Geld auch nicht der Braut, sondern dem, der es auffing. Wir vermuten mal, dass die Eltern seehhr lange an den Kosten der Hochzeit knabbern werden.

kleine Lerneinheit

Wir hatten eine schöne Gelegenheit uns verschiedene Techniken der Gestaltung der farbigen Oberflächen in Moscheen erklären zu lassen. Die einfachste und bei uns bekannte Technik ist Majolika: hier wird eine Keramikplatte mit Keramikfarben bemalt und dann bei 800° gebrannt. Technisch bedingt sind hier nur vier verschiedene Farben möglich. Auch für Geschirr ist die Methode geeignet. Auch die Bänder mit Koransuren sind meistens Majolika-Technik. Bei der „Terrakotta“ genannten Technik wird ein oft sehr komplexes Relief in die Tonplatte geschnitten, diese dann gebrannt und mit einer Keramikfarbe bemalt. Das Komplizierteste und Aufwändigste ist das Mosaik. Es werden verschiedenfarbige Fliesen benötigt. Das geplante Mosaik wird auf ein Papier gezeichnet, die einzelnen Elemente ausgeschnitten und auf die Rückseiten der verschiedenfarbigen Fliesen übertragen. Die einzelnen Elemente werden zunächst grob mit dem Fliesenhammer ausgeschnitten und dann mit einem speziellen rauhen Stein (Pfeil) ausgeformt, und zwar so, dass die nichtfarbige Unterseite konisch zuläuft. Dann wird das Mosaik mit der Farbseite nach unten ausgelegt und mit Gips ausgegossen. Nach dem Trocknen ist das Element fertig. Für ein 10 x 10 cm großes Stück …

Samarkand 2

Diese Stadt mit dem märchenhaften Namen ist für uns eng verbunden mit Vorstellungen von Kamelkarawanen, orientalischen Bazaren, Seiden- und Gewürzhandel etc. Sie war eine der wichtigsten Handelsmetropolen während der großen Zeit der Seidenstraße. Die alten restaurierten Gebäudekomplexe sind prachtvoll, voller wunderbarer Mosaike und Kacheln. Ringsum ist es eine normale (moderne) zentralasiatische Großstadt. Und wie in Buchara bauen sie auf den Tourismus als Wirtschaftsmotor. Für unser Gefühl ein wenig zu sehr. Damit meinen wir zu viele Souvenirläden mit zu teuren Angeboten. Fast überall wird Eintritt verlangt mit speziellen Touristenpreisen. So zahlt ein usbekischer Tourist z.B. 1.000 Soms Eintritt, der europäische Tourist 27.000 Soms. Letzteres sind umgerechnet fast 7 €. Auf meine Aussage, dass dies zu teuer sei, wurden es plötzlich nur 15.000 Soms, die wir dem Kontrolleur diskret 10 min. später in die Hand zahlten. Das nennt man übrigens gelebte Korruption. So geht es hier leider fast an jeder touristischen Sehenswürdigkeit. Das nimmt uns etwas die Freude und Motivation. Außerdem haben wir inzwischen das Gefühl, genug Mausoleen, Medresen und Moscheen gesehen zu haben, auch wenn wir …

Buchara – Samarkand

Am 30.07. saßen wir endlich wieder auf den Rädern. Es war und blieb heiß, aber die 40°C-Marke wurde nicht mehr geknackt und der Wind hielt sich einigermaßen in Grenzen. Wir erlebten nichts Spektakuläres auf dem Weg nach Samarkand. Es waren die üblichen Begegnungen am Straßenrand. Auffällig sind die vielen Radfahrer hier. Das Fahrrad, meistens uralt, klapprig, ohne Gangschaltung und Bremsen, wird als normales Fortbewegungs- und Transportmittel benutzt, gerne auch zu zweit. Fritz meint, Usbeken liebten die Räder nicht, sonst würden sie sie besser pflegen- z.B. mit Kettenöl versorgen. Allerdings können sie auch mit rostiger quietschender Kette ganz schön flott fahren – was sie uns gerne bewiesen. Für viele Jugendliche war es anscheinend eine große Genugtuung, uns zügig zu überholen und 1-2 km vor uns herzufahren, um dann in einen Seitenweg abzubiegen. Mädchen oder Frauen haben wir übrigens bisher noch nicht auf dem Rad gesehen, auf Eselskarren schon. Seit unserer Erfahrung im Iran sind wir (noch mehr) sensibilisiert für die Teilhabe von Frauen am öffentlichen Leben. Natürlich bewegen wir uns auch hier in einem muslimisch geprägten …

Baumwolle

2/3 der landschaftlichen Nutzfläche Usbekistans wird zur Baumwollproduktion genutzt. Schon Lenin, später Stalin habe bestimmt, dass der gesamte Baumwollbedarf der Sowjetunion von Zentralasien gedeckt werden müsse. Daraufhin wurde ein monströses Bewässerungsprojekt gestartet mit katastrophalen Folgen. Heute sind die großen Produzenten China, Indien und USA; Usbekistan ist mit 4,5 % dabei. Durchschnittlich wird für die Produktion von 1 kg Baumwolle 11 000 Liter Wasser verbraucht! Und da ist Usbekistan nach Indien ganz vorn dabei. Das Wasser kommt aus den Aralsee-Zuflüssen Amurdaja und Sirdaja, von denen im Aralsee praktisch nichts mehr ankommt. Die Unwirtschaftlichkeit der Wassernutzung springt uns hier ins Auge. Und es wird gedüngt und Pestizide eingesetzt, was das Zeug hält. Auch in sozialer Hinsicht ist die Baumwollproduktion ein Thema: zur Ernte werden Studenten, Lehrer, Kindergärtnerinnen und andere in großer Zahl dienstverpflichtet. Der bisher ebenfalls übliche Einsatz von 2 Millionen Schulkindern ab neun Jahren ist nach weltweiten Protesten vor drei Jahren mit großem propagandistischen Tamtam beendet worden. Immerhin.

Guesthouses-moderne Oasen für Traveller

Vielleicht ist Euch aufgefallen, dass wir die letzten Wochen öfter davon berichtet haben, dass wir in homestays, hostels oder guesthouses abgestiegen sind. In Shiraz war das Erste Mal, dass wir auf ein „traditional guesthouse“ gestoßen waren. Es war toll, auf einmal nicht mehr allein zu sein, sondern sich mit Gleichgesinnten über das Woher, Wohin, Erfahrungen, Neuigkeiten etc. auszutauschen. Dort konnten wir das „Abhängen“, „Chillen“, „Relaxen“ noch nicht so ganz genießen. Uns trieb es in die Stadt zum Sightseeing, „Ausnutzen“ der Zeit etc. Inzwischen, mehrere Städte und guesthouses weiter, werden die Gespräche, die ruhige Atmosphäre, das Nichtstun immer wichtiger, und vor allem der Austausch von wichtigen Informationen über die Strecken; bei uns aktuell über den Pamir High Way (Ist er offen, gibt es neue Erdrutsche oder eingestürzte Brücken, wie sind die Straßenverhältnisse, wie ist die Sicherheitslage?) Damit sind es auch wichtige Informationsbörsen, wie früher vermutlich die Karavansereien auch. Und wie es in den 60iger und 70igern der Puddingshop war. Diese Hostels sind familiengeführt, eher einfach in der Ausstattung (den hiesigen Verhältnissen entsprechend), haben oft einen Dorm …

Samarkand

In aller Kürze, bevor das Internet wieder zusammenbricht. Wir sind seit gestern in Samarkand! Der Name klingt schon nach TausendundeinerNacht! Uns geht’s gut. Die drei Tage von Buchara hierher waren problemlos. Wir haben einmal unter Bäumen auf zwischen Baumwollfeldern geschlafen und einmal unter Bäumen neben einem Restaurant und Kühen und Eseln. Dann wurde eine Dusche doch sehr nötig und wir freuten uns auf das Hostel Bahodir in Samarkand. Hier treffen sich wieder die Radler. Und wir trafen tatsächlich etliche bekannte Gesichter wieder. Die Hostels/Guesthouses sind fast soetwas wie kleine vertraute Inseln in der Fremde. Wir werden wohl drei Tage bleiben, Sightseeing, Ketten wechseln und Ritzel drehen, Beiträge aktualisieren. Dann geht’s Richtung Tajikistan weiter. Aber wir können erst am 15.08. über die Grenze, wir haben also Zeit. Die letzten nachrichtenvom Pamir Highway waren ganz optimistisch, keine weiteren Erdrutsche mehr und die Straße ist wohl wieder offen. Wir hoffen, dass alles klappt. Fotos und mehr gibt’s im Laufe der nächsten Tage. Skypen ist wohl allerdings nicht möglich. Also liebe Familie, Ihr müsst wohl noch warten bis Dushanbe. …

Der Aralsee

Hier war mal der Aral-See. Monyak, das Dörfchen im Hintergrund, war bis in die 70er Jahre ein florierendes Fischerdorf. Dann ging das Wasser zurück. Das Ufer ist heute von diesem Punkt 120km entfernt! 120 km Steppe und Sanddünen, hochbelastet mit Pestiziden und anderen Toxinen. Die Krebsrate und Zahl angeborener Missbildungen soll hier deutlich höher liegen als im Durchschnitt der zentralasiatischen Staaten. Und wo ist das Wasser geblieben? In den 60er Jahren hat die UdSSR begonnen, den Amudarja und den Syrdarja anzuzapfen für große Bewässerungsprojekte zur Baumwollproduktion. Das führte dazu, dass die Zuflüsse fast völlig versiegt sind. Die wenigen verbliebenen Seeflächen (übrigens mit 10-fachem Salzgehalt gegenüber 1960!) liegen in Kasachstan und Usbekistan. In Kasachstan wird versucht, diesen Rest zu retten, unter anderem mit einem 13 km langen Damm, um Verluste durch Abfluss zu verhindern. Soll schon einen gewissen Erfolg gebracht haben. Auf wikipedia könnt ihr eine animierte Karte dazu finden.   Von Khiva haben wir uns wieder mit einem Sammeltaxi zu diesem gespenstischen Ort bringen lassen. In flirrender Hitze klettern wir da auf rostigen Schiffen herum …

Khiva

  Wir haben unserer Räder im Hostel stehengelassen und sind mit einem Sammeltaxi nach Khiva gefahren. Das ist eine alte Handelsmetropole der Seidenstraße und liegt einige hundert Kilometer südwestlich von Buchara. Die Altstadt ist nahezu perfekt restauriert. Tourismus gibt es wenig, was mit der Euro-Krise zusammen hängen soll. Insgesamt ist das alles sehr malerisch, aber auch ein wenig steril mit diesen vielen Souvenir-Läden und mehr oder weniger interessanten Museen. Wir wohnen in einem günstigen guest-house mit malerischem Blick auf die Stadtmauer. Auch hier sind wieder verschiedenste Backpackernationen vertreten, Russen, Franzosen, Spanier, Polen,…      

Usbekistan

  Usbekistan gefällt uns! Nach Verlassen der Grenzgebäude gegen Mittag haben wir nach einigen Kilometern ein Roadside-Restaurant gefunden, wo wir erst mal ein ordentliches Reisgericht gegessen und Unmengen getrunken haben. Die Nachmittagshitze wollten wir in der Kühle verdösen, weil wir ja lernfähig sind. Als Karin sich auf eine Bank legte, wurde uns gleich ein Nebenraum angeboten mit diesen dünnen Matratzen. Karin hat geschlafen und ich habe mich lange mit zwei gehörlosen Landarbeitern unterhalten, was ohne gemeinsame Sprache viel besser ging als mit hörenden Menschen! Gegen 16°° sind wir weiter. Da hielt neben uns plötzlich ein LKW an und der Fahrer reichte uns zwei Flaschen Wasser raus! Wir haben dann später auf einer Wiese am Rand eines Dorfes das Zelt aufgebaut und waren überrascht, dass nicht sofort das ganze Dorf zu Besuch kam, sondern höflichen Abstand hielt. Usbekistan hat sich schon mal gut präsentiert. Am nächsten Tag auf dem Weg nach Buchara wurden wir wiederum mit Gemüse, Weintrauben und Brot beschenkt. Überhaupt erleben wir die Menschen hier als freundlich und entgegenkommend, aber unaufdringlich. Sehr angenehm! In …

Grenzüberschreitungen

Für diese für uns so wichtigen Tage möchte ich auch noch ein paar Worte aus meiner Sicht beisteuern. Die Quintessenz: Wir wissen jetzt noch besser, was geht und was nicht. Speziell ich habe meine Grenzen deutlich überschritten und konnte damit eine wichtige Erfahrung machen, z.B. wie sich völlige Erschöpfung anfühlt. Doch zuerst ein paar Erfahrungen und Beobachtungen zu den Grenzübergängen. Über die turkmenischen und besonders die usbekischen Grenzbeamten hatten wir schon viel gelesen und gehört, meistens eher Kritisches bis Negatives. So waren wir innerlich auf einiges gefasst- in Erinnerung an alte DDR-Grenzerfahrungen. Dort hat man allerdings verstanden, was sie von einem wollten und konnte die Formulare lesen, hier waren wir auf Mithilfe angewiesen, die wir allerdings auch bekamen, d.h. z.T. füllten die Grenzer sie selbst aus und wir mussten unterschreiben (was auch immer). Das Wichtigste war für die Zollerklärung  jeweils das Barvermögen, das man angeben musste, bzw. in Usbekistan auch alle Wertsachen. Wir wussten, dass wir gut beraten sind, nichts zu vergessen, denn sonst kann es bei der Ausreise Schwierigkeiten geben- oft gehört. Da man nicht mehr ausführen als einführen darf …

Geschafft!

Turkmenistan hat uns geschafft! Nun war es ja klar, dass das eine Ochsentour werden würde. Dazu gab es hier eine auch für die Region ungewöhnliche Hitzewelle: am 14. wurden in Bayramaly amtlich bestätigt 50° C gemessen. Individualreisende bekommen ausschließlich ein 5-Tage-Transitvisum – einschließlich Ein- und Ausreisetag, an denen ja jeweils zwei Grenzabfertigungen geschafft werden müssen, so dass eigentlich nur drei und zwei halbe Tage übrig bleiben. Die Strecke vom Iran nach Usbekistan beträgt knapp 500 km mit auf der zweiten Hälfte teils guter, besonders anfangs teils sehr schlechter Straßenbeschaffenheit mit Spurrillen, sehr rauem Asphalt, großen Schlaglöchern, streckenweise auch völlig zerstörter Fahrbahn. Die Grenzformalitäten waren problemlos aber langwierig. Am ersten Tag haben wir unser Etappenziel noch so halbwegs erreicht, obwohl wir aus dem Grenzgebäude ja erst mittags raus kamen. Zelt aufgebaut am Straßenrand bei Sonnenuntergang, Weiterfahrt so ab 4°° Uhr. Nach einer unbefestigten Strecke hatten wir auf der Hauptstraße dann tatsächlich 50 km Rückenwind und machten -in Sicherheit gewiegt, die 40 km bis Mary problemlos bis 13°° zu schaffen- in einem Roadside-Restaurant schön Coca-Cola- und Brot-Pause. …

Letzte Tage im Iran

  Im Mashhad hatten wir mit „Vali’s Homestay“ ein ganz wunderbares Hostel. Vali ist einerseits Teppichhändler und andererseits ein charismatischer Tourist Guide und Gastgeber. Dort haben wir, wie der Zufall es will, unseren Freund Henk wiedergesehen, den wir in Tabris getroffen hatten, sowie einige andere Radler und Backpacker. Das beherrschende Thema war natürlich Turkmenistan und die weiteren zentralasiatischen Staaten, denn alle die nach Mashhad kommen, haben denselben Weg. Außer dem Abholen des Turkmenistan-Visums, ein wenig Radpflege und der Besichtigung des Imam-Resa-Komplexes (wie oben beschrieben) haben wir eigentlich vor allem abgehangen und es uns wohl sein lassen. Am Abreisetag wurde Karins Geburtstag gefeiert. Von Mashhad bis zur Grenzstadt Sarakhs sind es 190 km. Das Gelände ist abschüssig von 900 m bis auf 250 m, was aber nicht heißt, dass es nicht einige Buckel dazwischen gibt. Und von dem Gefälle merkt man durch den gewohnten Gegenwind nichts. Am Abend haben wir ein idyllisches Plätzchen zum Schlafen gefunden. Zunächst unentschlossen, haben wir die 112 km zum Hotel in Sarakhs doch im Stück gemacht ohne zwischenzeitliche Übernachtung. Am Hotel …

Verkehr im Iran

Der iranische Auto- oder Motorradfahrer blickt konsequent nach vorne. Da hat er genug zu tun; der Blick nach hinten ist unüblich. Das auch beim Öffnen der Fahrertür oder beim Losfahren vom Straßenrand. Erst mal fahren; wenn keiner hupt, ist das schon ok. Das geht so weit, dass die hier üblichen Kleinkrafträder mit 125-250 ccm ohne Spiegel ausgeliefert werden. Spiegel sind Zierrat, Sonderausstattung wie Kuhfänger oder Sturzbügel. Helme sind unüblich. Vier Menschen auf einem Moped sind absolut normal. Auf diesem Moped saßen nur fünf Menschen; der Helm gehört zu einem Moped dahinter. Viele iranische Fahrer (Motorrad oder Auto) sollen keinen Führerschein haben. Die Polizei komme beim Prüfen und ahnden nicht hinterher. Wer erwischt wird, zahlt entweder eine Geldbuße oder schmiert ein wenig und fährt weiter. Bei Unfällen zahlt die Versicherung erstaunlicherweise trotzdem! Ob es ein Mindestalter zum Moped fahren gibt, wissen wir nicht. Dementsprechend sieht es mit der (Kenntnis? und) Einhaltung irgendwelcher Verkehrsregeln aus: Rechs abbiegen von der linken Spur, Gegenrichtung in der Einbahnstraße und ähnliches sind gängig. Rote Ampeln werden von Motorrad- noch seltener respektiert …

Nur mal so angedacht

Gesetzt den Fall, jemand hat Lust oder Interesse daran ein paar Tage ganz privat die iranische Küche nicht nur kennenzulernen, sondern sie auch kochen zu lernen, oder fände es spannend, ein paar Tage in die nomadische Teppichweberei oder -restauration eingeweiht zu werden, dann wäre Valis homestay sicherlich ein sehr geeigneter Ort dafür. Ich persönlich finde diese Idee sehr reizvoll. Unterhaltsame und sehr familiäre Atmosphäre.