(K) Also irgendwie werden wir auf dieser Tour doch häufiger etwas ausgebremst -oder nennen wir es anders. Wir lernen immer wieder ein kleines Stückchen mehr Geduld, wenn wir aufgrund des Wetters oder anderer Umstände (s.u.) länger an Orten bleiben als geplant. Auf dem Weg Richtung Küste kamen wieder Unwetterwarnungen für Malaga und Marbella und so blieben wir drei Tage in einem kleinen Apartment in Fuente de Piedra. Hier war es nur eine große Husche, die die Straßen kurzzeitig überspülte, aber wir wussten ja, dass es in der Gegend Malaga ganz anders zur Sache ging. Also Ausharren, das lokale Barleben studieren, die hiesige Lagune mit Flamingos besuchen… Wir sind auf gut 600m Höhe und es ist abends und nachts schon recht kühl. Zur Küste geht’s zwar runter aber dazwischen liegen noch einige Höhenmeter.
In Antequera sind sehr berühmte Dolmengräber und die wollten wir nun doch anschauen. Sie sind auch wirklich sehr beeindruckend. Allerdings ist diese Stadt voller kleiner und kleinster Einbahnsträßchen auch voller Hügel mit extremen Steigungen. Da durften wir häufiger unsere Schiebepraxis vertiefen.
Wir waren froh, erst jetzt weiterzufahren, denn tatsächlich waren die Spuren des Unwetters überall deutlich zu sehen. Die Straße war zwar befahrbar, aber der abgeschobene Schlamm lag rechts und links in z.T. großen Mengen. Unten lag der Fluss wieder fast trocken da, aber die Mengen an mitgespülten Ästen, Strauch- und Röhricht/Bambusstangen haben an manchen Stellen die Orangenbäume völlig unter sich begraben. Die tiefen Furchen der weggespülten Erde in den blanken Hängen – die Menschen lernen so langsam.
Zum Abschluss des Tages durften wir nochmal schieben, ca. 1,5 km einen noch verschlammten steilen Weg aufwärts zum einzigen Campingplatz weit und breit. Klein, jotwede, aber mit netten Leuten, manche freakig angehaucht.
Dort begann die Story „das DHL-Päckchen“: Als anständige Seniorin habe ich einen täglichen Tablettenbedarf, dazu noch Bedarfsmedikamente für gestresste Knie, Schultern etc. – Ich hatte mich vertan, bzw. nicht mit einer blöden schmerzhaften Schulter gerechnet. Und Fritz, der ja meist mehr Probleme mit dem Fahrrad als mit dem Körper hat, braucht Ersatzbowdenzüge für die Rohloff – für den Fall der Fälle. Also hat uns Marianne, unsere Tochter, ein Päckchen „poste restante“ (postlagernd) an eine spanische Postfiliale in Marbella geschickt. So weit so gut. Nach wenigen Tagen war es in Malaga (Paketsendeverfolgung) und wir planten schon, wann wir es in Marbella (ca. 40 km entfernt) abholen konnten. Dann die Nachricht „Es konnte wegen fehlender Adresse nicht zugestellt werden“! Wie immer bei solchen Dingen war es Freitagnachmittag. Es folgten mehrere telefonischen Versuche meinerseits, irgendwie rauszukriegen, wo es denn nun jetzt ist, und wie wir rankommen. Sie scheiterten letztlich an Sprachbarrieren. Am Samstag früh. Wir hatten schon gepackt und wollten eigentlich weiter, konnten wir mit Dolmetscherhilfe rauskriegen, – Samstag ist das Büro nicht besetzt!! Große Pleite. Wir beschlossen, bis Montag zu warten, um mit Hilfe der spanischen Sprachunterstützung nach Möglichkeit das Päckchen im Verteilzentrum in Malaga direkt abzuholen- falls es dort ist. Montag unter Einbindung von drei Leuten in stundenlangen Telefonschleifen- Ergebnis: Sie wissen nicht wo es ist und melden sich! Also erst Dienstag statt Samstag weiter. Die Erklärung für die Nicht-Lieferung ist wohl, dass DHL und die spanische Post nicht zusammenarbeiten. Hätten wir als Adresse einen DHL-Shop angegeben, hätte es kein Problem gegeben. Wussten wir aber nicht. — Unterwegs Plan B umgesetzt: In Apotheke ohne Rezept meine Medikamente in kleiner Menge bekommen und Fritz in einem guten Fahrradladen die Bowdenzüge. Innerlich Päckchen abgehakt und weiter Richtung Algeciras. Auf dem Campingplatz, 40km südlich von Marbella nach anstrengender Fahrt über mal Holzplanken und mal Autopista bei Gegenwind angekommen – die Nachricht: Es wird in Marbella an einer Tankstelle ausgeliefert! 100m neben dem Radladen, wo wir gewesen waren! Wäre ja blöd, jetzt weiterzufahren! Also am nächsten Tag Lernerfahrungen mit dem Bussystem in Spanien gemacht, -mittags an der Tanke- das Päckchen ist nicht da!!! Wir hatten übersehen, dass die Formulierung „wird“ nicht „wurde“ lautet!! Also sitzen wir jetzt immer noch auf dem Campingplatz und warten, bis es ausgeliefert wird. Netterweise hat sich ein Motorradfahrer bereit erklärt, mich hinzufahren, wenn es denn endlich da ist, da er eh nix zu tun hat. Nun hoffen wir weiter.
Auf einer Wiese neben der Straße sahen wir einen Falkner beim Training. Auf Kommando flog der Falke auf einen Pfahl oder ins Gras und kehrte nach einem Pfiff wieder auf den Arm des Falkners zurück. Beeindruckend waren die ruhigen und bedachtsamen Bewegungen dieses Falkners.
Mehrfach ist uns aufgefallen z.B. in Cordoba, dass Straßen-Katzen in Spanien oft in Gruppen leben und von „Katzenfütterern“ versorgt werden. Da scheint es nicht selten auch handgreifliche Konflikte zwischen Katzenfreunden und-gegnern zu geben. Die Stadtverwaltungen versuchen das Problem in den Griff zu bekommen, etwa mit dem sogenannten CES-Projekt (einfangen-kastrieren-laufenlassen).
— Die Fotos mit diesem grauen Netzwerk zeigen das Stützgerüst von Feigenkakteen.
Das Gute an den längeren Aufenthalten ist, dass die Gelegenheit mit anderen Reisenden in Kontakt zu kommen, steigt. Manchmal ist es die Frage nach einem Hammer, wenn der Boden zu hart ist und keine größeren Steine rumliegen. Manchmal kommen wir anders ins Gespräch. Z.B. mit Uwe, einem Motorradfahrer aus München, der schon unzählige Male in Marokko war und meinte, er würde nie auf die Idee kommen, im Dezember nach Nordmarokko zu fahren – viel zu nass und kalt! Ups, das waren neue Infos! Seitdem überlegen wir, wie wir am Besten fahren und nehmen auch die Möglichkeit von Bus und Bahn in die Überlegungen mit auf. Aber erstmal wollen wir unser Päckchen!!
Na, das verlangt nach einem Kommentar.
Gerne würde ich euch die Story von meinem nicht angekommenen Päckchen nach Izmir erzählen, die sehr ähnlich ist (Inhalt: ein Rohloff Ritzel), aber zu lange das….
Fritz, wie gesagt, das geht ganz prima mit normalen Bowdenzügen…
Zum Marokkowetter ist zu sagen, dass es in Südmarokko um Weihnachten schön warm ist, weiter unten in der Wüste sogar zu warm, ist ja gar nicht weit…
Schön, dass ihr immer wieder die Laune bewahrt bei Widrigkeiten, die es ja immer gibt.
Wir selbst sind auch wieder unterwegs, sei 1 Woche auf den Philippinen, nach dem nervigen Manila jetzt im Norden mit geruhsamen Reisen, demnächst mehr im blog.
Liebe Grüße von Rolf und Mecki
Hallo Ihr Beiden!
mit den Bowdenzügen war ich auf dem Holzweg. Inzwischen habe ich kapiert, dass alle Schaltbowdenzüge 1,1 mm stark sind und denselben Nippel haben. Habe mir in einem spanischen Radladen zur Sicherheit welche geholt – für 1,70 € das Stück.
Euch eine wunderbare Reise! Beste Grüße, Karin und Fritz