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Wieder in Spanien

Wir haben ja immer an Grenzen und besonders an Grenzfähren einen etwas erhöhten Adrenalinspiegel, vielleicht das Alter. Deshalb versuchen wir auch vorher möglichst viel zu klären.  Also unsere vier Hürden an diesem Tag lauteten: Klappt es 1. mit den Fährtickets und den Rädern? 2. mit dem Bustransfer von Tarifa nach Algeciras? 3. Bekommen wir unsere Drohne wieder? 4. Schaffen wir den Rückweg nach Tarifa bzw. noch ein Stück weiter? Um es kurz zu machen, ja, es hat alles geklappt. Allerdings brach noch in Algeciras mal wieder eine Speiche bei Fritz´ Hinterrad.

Auf dem ersten Campingplatz bei Algeciras lernten wir ein Radlerpaar kennen, „Die Herumradler“, die in Malaga gestartet sind und in einem halben Jahr an der Küste lang bis zum Nordkap und dann übers Baltikum zurück wollen. Etwas jünger als wir und auf der ersten großen Radreise. Wir wünschen ihnen viele inspirierenden Erlebnisse! Der Wind war die nächsten Tage unser Freund und schob uns Richtung Cadiz. Wir erreichten die Halbinsel über die Landzunge.

Leider durften wir die beeindruckende Brücke Richtung Festland nicht nehmen! Google meinte zwar ja, aber die Verkehrsschilder waren eindeutig. Zum Glück hatten wir vorher schon gelesen, dass es eine Fähre zum nächstgelegenen Ort gibt, wo wir auch zelten wollten. Und da durften wir mit den Rädern mit.

Die Anmeldung auf dem Campingplatz wurde dann zu einer Lerneinheit für mich: Es begann zu dämmern, der Raum war klein, hinter dem Tresen am PC eine einzelne Frau, im Raum bereits sieben wartende Ankömmlinge. Um es kurz zu machen: Es dauerte 75 Minuten, bis wir dran waren. Und die Stimmung war gelassen geduldig. Was mich fasziniert hat: Die unablässige freundliche Zugewandtheit der Dame, die mit einem sicher sehr langsamen und umständlichen Programm unendlich viele Daten aufnahm. Weder hat sie sich zum Opfer der Situation gemacht, über das Programm geschimpft, die leeren Arbeitsplätze neben ihr beklagt etc. noch hat sie den Ankömmlingen Druck gemacht, wenn diese nicht gleich die benötigten Daten parat hatten. Jeder Partie hat sie freundlich den Platzplan erklärt, wo, was ist etc. Nach anfänglichem (deutschen) inneren Augenrollen und Prozessoptimierungsseminarangeboten fand ich es dann sehr professionell von ihr. Nach meiner Ansicht hat sie dadurch die Stimmung im Laden gelassen halten können. Ich war beeindruckt. Später bin ich nochmal bei ihr vorbeigegangen, da war es dann leer, und meinte zu ihr, sie habe einen tollen Job gemacht. Da ist sie mir fast um den Hals gefallen. Eine zweite Übung in Gelassenheit gab es am Fährticketschalter am nächsten Tag. Wir wollten den Silvestertag in Cadiz bummeln gehen und mit der Fähre übersetzen. Am Schalter zwei junge Leute, die Informationsbedarf hatten, worüber auch immer. Und wieder blieb die Frau hinter dem Schalter ruhig und zugewandt, gab Auskunft, erörterte Möglichkeiten, während die Schlange wuchs und die Abfahrtszeit dichter kam. Direkt vor mir ein deutsches Paar, das immer unruhiger wurde, unwirsch tuschelte, bis die Frau dann in die Runde der Wartenden meinte: „Sollen wir jetzt das Ticket für die bezahlen, damit es schneller geht!“ -Ich meinte nur: „Ich glaube nicht, dass es darum geht.“ Und dann hatten die Zwei ihre zig-Tickets für irgendeine Gruppenfahrt gekauft und rutschten zur Seite. Alles funktionierte, jede*r kam auf die Fähre – es geht auch ohne Druck und Unhöflichkeit.

Wir haben gelesen, Silvester würde in Spanien eher mit Familie und Freunden gefeiert und nicht geböllert. Das war uns grade recht. Ganz ohne Knallen und Feuerwerk geht es aber anscheinend doch nicht. In dieser Nacht war´s schon ganz schön frisch (4 Grad) und morgens dauerte es, bis wir uns aus dem Schlafsack trauten. Am Folgetag hatten wir nachts sogar nur 1° draußen und im Zelt 10°.

Auf dem Weg nach Sevilla kamen wir durch einen Ort, in dem viele QuadrathäkelfreundInnen sehr fleißig gewesen waren, nicht nur Laternenmasten, sondern auch der zentrale Weihnachtsbaum leuchtete quadratisch behäkelt bunt.

Sevilla überraschte uns mit einem Festumzug und unglaublichen Menschenmassen auf der Straße. Inzwischen haben wir gelernt, dass in Spanien der 6.01. wichtigste Tag der Weihnachtszeit ist und typischerweise mit Umzügen gefeiert wird. In Sevilla soll es vier an

Das große Naturschutzgebiet und Nationalpark Donaña wollten wir nicht links liegenlassen und sind ein Stück durchgefahren. Was eigentlich ein riesiges Lagunengebiet ist, wird leider immer mehr durch Landwirtschaft und Tourismus bedrängt und droht vollkommen auszutrocknen. Vor allem für Erdbeer- und Blaubeerplantagen pumpen sie seit Jahren immer mehr Wasser aus dem Boden. Die Erdbeeren, die bei uns pünktlich zu Weihnachten im Supermarkt liegen. Hier entscheidet Ihr!

In San Juan del Puerto wurde die für den 6.01. geplante Party wegen Schlechtwetter-Vorhersage kurzerhand auf den 4., also gestern, vorverlegt. Hier war die Hölle los!

Nun sind wir kurz vor Portugal, wettern ab, und lassen es wohl an der Algarve eher ruhig angehen. Das war ja das ursprüngliche Ziel der Tour. Alles Andere kam durch „wenn wir schon mal da sind“ dazu.

 

 

 

4 Kommentare

  1. An dieser Stelle würde ich gerne einen Orden für DEINE Gelassenheit und Zugewandtheit, Karin, verleihen. Für die 75 Minuten Geduld an der Campingplatzrezeption! Finde ich nach einem langen Radeltag nicht so selbstverständlich, wenn die elementaren persönlichen Bedürfnisse nach Dusche, Futter, Tränke usw. oberste Priorität haben..
    Wünsche euch eine gute Zeit weiterhin!

    • Karin sagt

      Dankeschön, ja wir wachsen immer mal wieder über uns hinaus.Fritz war übrigens genauso geduldig und gelassen. Euch auch eine gute Zeit weiterhin!

  2. Roland Hermstein sagt

    Ich wünsche euch noch ein frohes neues Jahr.
    Viel Spaß an der Algarve.
    Solltet ihr einen Abstecher in Fuseta machen, dann postet bitte ein paar schöne Fotos.
    Für die weitere Tour viel Freude und wenig Speichenbrüche.
    Liebe Grüße
    Roland

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