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Titicacasee

Jetzt sind wir am Titicacasee! Die Stadt Puno liegt auf über 3.800m Höhe (Schnauf) und bezeichnet sich als Kulturhauptstadt. Auf jeden Fall sind jede Menge Touris da, denn von hier aus gehen die ganzen Ausflüge zu den diversen Highlights des Sees. Nur kurz zur Info: Der Titicacasee ist der höchstgelegene beschiffbare See der Welt. Und er ist riesig.
Unser Hostel liegt nicht in der Tourimeile, sondern dichter am Hafen, umgeben von Straßenmärkten, Kleinstrestaurants (meist Pollerien, sehr zum Leidwesen von Fritz) und kleinen Läden sowie aufgerissenen Straßen. Letztere verwandeln sich nach dem nun häufigeren Regen in wunderbare rote Schlammwüsten, durch die sich der leicht chaotische Verkehr schiebt.

Fritz ist wie immer völlig bezuckert von den vielen VW’s hier.

Am Hafen, eigentlich nur zwei Piers, liegt eine Armada von kleinen Ausflugsbooten. Zurzeit ist Nebensaison. Zur Hauptsaison will ich hier nicht sein. Sehr beliebt sind auch die phantasievollen Tretboote.Wir wurden beide (nacheinander) von zwei jungen Englischstudenten interviewt, deren Fragen ich z.T. recht schwierig fand, z.B. Lieblingsband.

Es gibt eine wunderschöne Promenade, die als Damm übers Wasser geht, mit breitem Schilfgürtel, in dem es nur so wimmelt. Hier eine Kostprobe:

Klaro machten wir auch einen Tagesausflug mit dem Boot. Zuerst ging es zu dem Uros. Das ist ein ethnisches Volk, das ursprünglich aus dem Amazonasgebiet hierherkam und am See als Fischer siedelte. Als die Inkas kamen, zogen sie sich auf schwimmende Inseln zurück, die sie aus mehreren Schichten des Schilfs aufwändig bauten. Ca. 100 Inseln gibt es noch, die jeweils mehreren Familien bzw. einer Großfamilie Platz bieten. Das traditionelle Leben als Fischer ist kaum noch machbar, da der See stark überfischt ist. Also leben jetzt viele mit dem neuen Wirtschaftszweig Tourismus, Kunsthandwerk, Führungen, Übernachtungen. Die weiterführende Schule ist in Puno und die Jugendlichen wohnen dort – und bleiben dort. Es ist wohl abzusehen, dass in einiger Zeit diese Lebensform und Tradition ausstirbt, auch wenn sie als Weltkulturerbe geschützt und gestützt wird. Ich fand die Situation etwas unangenehm, denn natürlich wollte die Frau, die uns ihre Hütte zeigte, vor allem ihre Decken verkaufen. Und wir kaufen grundsätzlich nichts, weil wir es mitschleppen müssten. Dafür sind wir dann für ein Extrasalär mit dem Schilfboot gefahren.

Danach ging es auf eine richtige Insel, Taquile. Dort wohnen 2.500 Indios als Fischer und Subsistenzbauern. Sie bewirtschaften Terrassen, die schon 1200 von den Inkas angelegt wurden. Auch sie leben z.T. inzwischen vom Tourismus, aber nicht nur. Die Gemeinden sind stabil, und ihre traditionelle Lebensweise wohl noch sehr lebendig. Zumindest wurde uns das vermittelt. Interessant: Die jungen Männer stricken für sich Mützen. Sie müssen möglichst dicht und fest sein und werden mit extrem dünnen Nadeln gestrickt. Ich hab´s probiert und nicht mal die Maschen auf der Nadel verschieben können! Die Qualität der Mütze ist wohl ein Kriterium bei den Mädels, ob er was taugt. Sie webt für den Zukünftigen eine Bauchbinde und Beutel für die Cocablätter. Einige weitere interessante Bräuche und Regeln heben wir uns für den Vortrag auf. Das Wasser ist total klar, ein wunderbarer Sandstrand lädt zum Baden ein – bei ca. 6° C Wassertemperatur nur was für die Harten.

Wir haben beschlossen, von hier aus nach Chile zu fahren, da Bolivien für uns einfach derzeit ein zu hohes Risiko darstellt. Leider geht es zur Küste zuerst nochmal richtig hoch. Drei Tage auf über 4000 m Höhe. Eine Tagesetappe von 80 km mit 1200 Hm auf 4.500 m ohne Möglichkeit irgendwo ein Zelt aufzubauen und dazu noch angekündigter Gegenwind. Nach langem Für und Wider , vor allem, weil ich ganz schön schwächle hier oben, hat der Bus den Zuschlag bekommen. Heute morgen haben wir die Tickets gekauft und erst später festgestellt, dass sie für heute Abend, nicht morgen Abend sind. Nun, dann fahren wir also heute Nacht schon nach Tacna, eine Stadt kurz vor der Grenze.  Morgen früh kommen wir an; nach Plan sind wir Mittags an der Grenze und kurz danach in Arica, der ersten chilenischen Stadt. Und schlagartig wird es wieder heiß und wüst. Wir freuen uns drauf.

 

1 Kommentare

  1. Marianne Marschhause sagt

    Ihr Lieben,
    da habt ihr ja wieder ganz schön was geleistet!
    Uns ist da oben so oft die Puste weggeblieben ohne, dass wir auch noch strampeln mussten. Auf Taquile haben wir deshalb auch den etwas längeren Weg ins Dorf genommen und nicht den kurzen aber steilen.
    Schade, dass man euch beklaut hat, aber solche Strategen gibt es leider überall auf der Welt.
    Danke auch für die schönen Fotos, besonders für die “Pettycoat-Frau”.
    Wir wünschen euch weiter schöne Erlebnisse und sind gespannt auf die nächste Etappe.
    Marianne und Helmut

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