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Materialschäden

Auf dieser Reise haben wir doch mit mehr Materialschäden zu tun als uns lieb ist, teils aber auch selbst verschuldet. Z.B. die Sache mit meinem Ritzel in Las Vegas. Da hatte ich mir –kleiner Denkfehler- vor der Reise ein altes Ritzel eingebaut. Als ich die verschlissene Kette gewechselt habe, kam die neue Kette mit dem alten Ritzel aber nicht zurecht und sprang dauernd über. Neues Ritzel hatte ich mit, aber nicht das notwendige Spezialwerkzeug (Kettenpeitsche). Leider hatte ich die alte Kette gleich am Abend über den Zaun eines Schrottplatzes geworfen. Da musste ich dann morgens hin und sie wieder suchen. Kette und Ritzel wurden dann mit Hilfe eines Radladens in El Centro, Kalifornien, gewechselt. – Ja, wie blöde kann man denn sein!!!
Bei meinen Ortlieb-Taschen sind zwei Schnallen gebrochen; kein Problem, man kann improvisieren oder hat Ersatz. Auch ist eine Tasche etwas undicht geworden und musste mit Silikon-Kleber abgedichtet werden. Nach 20 Jahren darf man ja eine gewisse Materialermüdung zugestehen.
Karin hatte wochenlang ein Tretlager-synchrones Knistern. Das Tretlager ist aber neu. Wir haben den Rahmen intensiv nach einem Haarriss abgesucht. Am Ende war’s die Sattelstütze, die ein wenig Spiel im Sattelrohr hat. Ein Klecks Fett hat das Problem gelöst.
Ärgerlicher ist das Problem Luftmatratzen (Robens). Karin’s hält ja wenigstens noch die Nacht über, aber ich musste zweimal nachfüllen, sonst wurde es hart (und ich habe ja nix mehr auf den Knochen, 7 kg abgenommen!). Meine haben wir in Playa del Carmen ins Wasser gesteckt, und siehe, auf der roten Seite mehr als 10 kleine Löcher! Quasi Totalschaden. Nun gibt es selbst in diesem Super-Touri-Ort in Mexiko keinen Outdoorladen. Als Retter in der Not erschien der Perfektionist Simon (mit ihm und Emi hatten wir Weihnachten verbracht), der auf seinem Edel-Crafter sicherheitshalber auch noch zwei Thermarest-Isomatten mitführt; man kann ja nie wissen. Und die eine hat er mir überlassen! Flugs noch aus einem Coladeckel und –flaschenhals einen Adapter für den Robens-Pumpsack gebastelt, fertig. Noch einmal ganz vielen Dank dafür!
Wir haben einen dünnen Ortlieb-Sack, in den Karin’s Rucksack mit Lupi bei Regen wandert. Da löst sich jetzt die Längsnaht auf. Ein Klebeversuch mit Pattex-Extreme-Repair war erfolglos; jetzt kommt Silikon zum Einsatz. Mal sehen. Notfalls besorgen wir einen schwarzen Müllsack.
Irgendwann in Veracruz schabte plötzlich meine vordere Bremsscheibe im Bremssattel. Siehe da, das Rad hatte Spiel. Das ließ sich zunächst durch Anziehen der linken Lagermutter bekämpfen. Löste das Problem aber nicht. Denn wenn ich die eine Spur zu fest gezogen habe, war das Rad schwergängig und hat schreckliche Töne von sich gegeben. Schließlich war das Rad locker und hat trotzdem geknackt und geknistert mit zunehmender Tendenz. Lager also hinüber. Nun ist das ja ein Shimano-Nabendynamo, und so etwas gibt es weder in Mexiko, Belize noch Guatemala. Man hat hier überhaupt kein Licht, schon gar keinen Dynamo am Rad, allenfalls sehr selten mal ein Stecklicht hinten. Ich war schon drauf und dran, nach Schrott-Rädern Ausschau zu halten, und wieder kam unverhofft die Hilfe: Im Internet findet sich in Flores ein Radladen („BiciPlus“, in einer Shopping-Mall am östlichen Ortseingang), der Giant wie auch Shimano führt. Da sind wir hin. Kleiner, top bestückter Laden, winzige Werkstatt, aber natürlich keinen Nabendynamo. Der hat nämlich, man ahnt es auf dem Foto, einen leichten Schlag. Woher bloß? Das Ding ist erst zwei Jahre alt bzw 7000 km gelaufen. Vielleicht bin ich mal etwas zu heftig auf eine dieser schrecklichen Schwellen, Topes genannt, die besonders in Mexiko in Orten alle paar Duzend Meter den Verkehr ausbremsen sollen.
Nun hat der Mechaniker aus verschiedenen Einzelteilen eine Ersatznabe konstruiert und das Rad läuft super! Natürlich jetzt ohne Licht, aber im Dunkeln fahren wir hier ja prinzipiell nicht. Bin gespannt, ob sich das auf den nächsten 3000 km bewährt! Bezahlt habe ich übrigens 100 QZ, umgerechnet 11 €, die Hälfte für Teile, die andere Hälfte Arbeitslohn. 50 QZ als Tipp habe ich gegen seinen Willen auf den Ladentisch gelegt.

Eine sehr blöde Geschichte ist die Sache mit unseren Zelt-Reißverschlüssen. An den zwei Zugängen zum Zelt gibt es jeweils mehrere Reißverschlüsse. Aber immer mehr dieser Reißverschluss-Schlitten schließen nicht mehr richtig, d.h. hinter dem Schlitten geht der Verschluss wieder auf. Diese Schlitten kann man austauschen. Zwei Ersatzschlitten hatten wir mit, einer funktioniert, der andre tut’s nicht. Unsere Tochter hatte welche zu unseren Freunden in Puebla geschickt; die kamen aber leider dort nicht an. – Unser Helsport-Zelt ist an sich prima, wir lieben es. Ist jetzt sechs Jahre alt und vielleicht 300 Tage benutzt. Da sollten doch nicht die Verschlüsse kaputt gehen, oder???

Karin meint, auch menschliche Materialschäden gehörten zum Thema. Meinerseits kann ich da berichten, dass bei Gewichtsabnahme natürlich auch das Sitzfleisch abschmilzt, so dass ich da schon mal zwei Polsterhosen übereinander ziehe …
Mehr Maleschen hat Karin, aber das soll sie mal selbst berichten:
Ihr erinnert Euch vielleicht noch, dass in Las Vegas nicht nur Kette und Ritzel ein Thema waren, sondern auch meine neue Krone, die sich gelöst hatte und für teures Geld wieder eingeklebt wurde. Der Zahnarzt hatte nach einer Röntgenaufnahme erklärt, da wäre ein Entzündungsherd unter der abgestorbenen Wurzel und würde sicher wieder Probleme machen. Die gute Nachricht: Die Krone sitzt noch fest. Die Schlechte: Ich traue mich nur noch bedingt auf der Seite zu kauen, da sich inzwischen doch Beschwerden eingestellt haben. Ich hoffe, dass ich die Sache noch bis zur Rückkehr hinziehen kann. Bohnenmus muss man ja auch kaum kauen.
Tja und mein Knie (mittelschwere Arthrose) ist zwar während der Asienreise nicht schlechter, aber auch nicht besser geworden. Dazu macht sich jetzt ab und zu der Knorpelschaden hinter der Kniescheibe bemerkbar, das ist ziemlich blöd, da ich dann keinen Druck aufs Pedal kriege. Bisher haben wir, mein persönlicher Sportarzt und ich, es immer wieder beruhigt bekommen, mit Pausentagen und Celecoxib (Tabletten). Taping ist auch noch eine Möglichkeit. Wir bleiben zuversichtlich.

Noch ein kleiner Nachtrag meinerseits (Karin): Wer sich an die Asientour erinnert, dort habe ich mir in Indien eine Rippe gebrochen. Nun, an der wunderbaren idyllischen Lagune Sijil Noh Ha, wo wir am 27.12. in einer Cabana übernachteten, habe ich mich auf dem glattglitschigen Steg beim Versuch, dem plötzlichen Regenguss zu entkommen, sauber langgemacht. Es hat richtig geplatscht, ohne Abfangbewegung. (Ich sollte doch über Sturzprophylaxetraining nachdenken). Und wieder scheint es eine Rippe erwischt zu haben. Nicht ganz so schlimm wie damals, also vielleicht doch nur geprellt. Und ganz langsam wird´s besser. Fritz meint, er sei heilfroh, dass er diesmal nix damit zu tun hatte.

7 Kommentare

  1. Gisela Jüttner sagt

    Liebe Karin und lieber Fritz
    Ich drücke euch die Daumen für die weitere Reise und bin im Gedanken bei euch. Ich freue mich auf jeden eurer Berichte und es ist unglaublich, was ihr zwei beide da leistet. Gute Reise und Danke dafür, dass ich an euren Reiseberichten und den tollen Fotos teilhaben kann. Bis bald eure Gisela aus Gifhorn

  2. Na, ihr Gebeutelten. Nu iss ja wieder alles gut, hoffen wir. –
    Thema Kettenpeitsche: Mecki hatte ja auch schon 3 kaputte Speichen, bei der 2. hat der Radladen einfach mit ner grossen Zange an den Ritzeln gegengehalten (unser Radladen zuhause hätte wahrscheinlich nen Anfall gekriegt). Und so hab ich das dann bei der 3. auch gemacht, und nur diese und den 24er bzw Varioschlüssel gebraucht.
    LG Rolf & Mecki, inzwischen in Hopkins/Südbelize, als Abstecher. Traumhafter Hummingbird-highway!

    • Fritz sagt

      Ja alles wieder gut. Ihr seid ja echt fix, wenn Ihr im Sattel sitzt. Wir sind einen Tag in Ixobel geblieben- im Regen, dennoch wunderbar.
      LG Fritz und Karin

  3. Christian Hillmer sagt

    Hallo Ihr beiden Weltradler,

    nachträglich noch ein gutes Neues Jahr!

    Oha, da hat’s euch aber gebeutelt.

    Ich überlege jetzt schwer, ob ich mir dieses Jahr wirklich ein neues Fahrrad gönnen sollte.
    Eigentlich unumgänglich, da das Joggen wegen ähnlicher Knieleiden eingestellt werden mußte. Na, mal sehen …

    Hoffe, daß die mittelamerikanische Küche was passendes für den hohlen Bauch und den hohlen Zahn bietet.

    Beste Grüße,

    Christian Hillmer

    • Karin sagt

      Hallo Christian, ein Fahrrad ist unbedingt zu empfehlen! Ich habe nämlich ohne Fahrradfahren noch mehr Probleme als mit. Es gibt eigentlich zum Fahrradfahren gar keine Alternative. Und falls du irgendwelche Ratschläge oder Inspirationen brauchst, bist du bei unserem Radlertreff des ADFC Wolfsburg genau richtig. Der nächste ist jetzt Mittwoch um 18.30 Uhr im Gruppenraum des Lido!
      VG Fritz und Karin

  4. Susi sagt

    Liebe Karin, lieber Fritz,

    wir möchten uns nochmal im Namen der Tauchfreunde
    Lahn-Dill für die tolle Gelegenheit bedanken, wieder mal an einer so gigantischen Reise wie Eurer derzeitigen teilhaben zu können. Eure spannenden Berichte geben uns einen direkten Einblick in die Kulturen, Landschaften und Begegnungen in USA und Mittelamerika – so als wenn wir selbst dabei wären!

    Wir wünschen Euch weiterhin eine gute
    und sichere Weiterreise mit vielen schönen
    Erlebnissen auf die wir uns jetzt schon
    freuen. Wir drücken auch weiterhin die
    Daumen, dass Zahn und Knie sich ruhig
    verhalten werden und dass das Sitzfleisch
    wieder aufgefuttert wird – und wenn Ihr
    bei uns Eure Reise nochmal in Form eines
    spannenden Vortrages präsentieren würdet,
    ist unser Glück perfekt!

    Eure Susi und Gunter

  5. Axel Kuba sagt

    Ihr Lieben, bitte keine weiteren menschlichen Materialschäden:-) ! Lieber Fritz, minus 7 kg klingt auch für einen Nicht-Mediziner viel, besonders wenn man deine Ausgangsfigur kennt!
    Karins Zahn drücke ich die Daumen, dass er durchhält und die Entzündung sich nicht ausbreitet!Kommt halbwegs gesund hier wieder an!!
    p.s.: die Aufnahmen aus dem Zoo in Belize haben mich beeindruckt.
    Gesunde Weiterreise wünscht euch
    Axel

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