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Jurten-homestay

Nach einem wunderbaren Tag auf Asphalt durch ein langes Hochtal mit vereinzelten Jurten, Yak- und Schafherden, Rückenwind und einem fast geschenkten Pass beschlossen wir, nicht nach Murghab durchzufahren-was durchaus möglich gewesen wäre, sondern die Gelegenheit zu einer Jurtenübernachtung zu nutzen. Die Gegend ist so einsam und still, wie es in Europa nicht vorstellbar ist. Sehr vereinzelt mal ein chinesischer Truck, noch seltener ein Jeep, das war´s. Und mitten im Nichts ein Jurtenhomestay. Ein kleines Mädchen, ca. 9 Jahre alt, sah uns kommen und radelte eilig vom Hof die 100 m auf die Straße, um uns zu begrüßen und lud uns mit den Worten „homestay“ ein. Und so hatten wir einen sehr beeindruckenden Abend. Zur Begrüßung gab es den üblichen Chai, mit Brot, frischer fester Sahne und Joghurt. Joghurt und Sahne streicht man mit einem Löffel aufs Brot. Messer gibt es in ganz Zentralasien zum Essen eigentlich nicht. In der Jurte war, anders als letzte Nacht, beheizt und wirkte belebt; auch durch die Ausstattung: Vom großen Feldstecher, einer alten Nähmaschine, Barbiepuppe bis zum Tintenfass. Hinter einem Paravent befand sich allerlei Küchen- und sonstiges Gerät, in einer reich verzierten Holztruhe war das Geschirr und auf der Truhe ein Stapel von Liegepolstern und Decken, die abends zum Schlafen ausgebreitet wurden.

 

Draußen eine Hofstelle mit Schafen, Ziegen und Yaks.

Übrigens wird überall mit getrocknetem Kuhmist beheizt. Die Gewinnung ist durchaus arbeitsintensiv und unterschiedlich. Manchmal werden die Fladen einfach gesammelt, getrocknet und zu Mieten aufgeschichtet. In manchen Gegenden wird der Mist in einer dicken Schicht auf dem Boden aufgebracht und nach dem ersten Trocknen in quadratische Stücke gestochen und anschließend hochkant aufgereiht getrocknet und später als Miete oder auf dem Dach gelagert.

Die Toiletten sind immer ziemlich weit, z.T. fast 30-40 m vom Haus entfernt und mehr oder weniger geschlossen. Das Papier wird in einem Eimer gesammelt, der Rest landet in einem Loch, über das man sich hockt. Manchmal sind die Bretter so morsch, dass sie beängstigend schwingen und ächzen. Die Intensität des Geruchs ist abhängig von der Anzahl der Toiletten, (es gibt auch Reihen, die gar nicht oder durch hüfthohe Wände abgetrennt sind. Also sehr kommunikativ. Auch die Dichtigkeit der Außenwände ist sehr unterschiedlich. Auf den Feldern häufig nur flatternde Plastikplanen an drei Seiten, manchmal lockere Holzbretter oder auch gemauerte Wände. Weitere Details oder Varianten zu dem Thema: „Sanitäreinrichtungen dieser Welt“ gibt’s dann, bei entsprechender Nachfrage, wenn wir wieder zuhause sind.

 

Zurück zur Jurte. Diese Übernachtung war ein kleines Highlight auf dem Pamir und wir sind froh, uns die Zeit genommen zu haben und nicht nur immer soweit wie möglich oder bis an die eigenen Grenzen zu fahren- wir lernen!

 

3 Kommentare

  1. Reingard Schreiber-Gallois sagt

    Da kommen Sehnsüchte hoch nach Lappland- Saami kotas,
    wovon einige auch sehr gemütlich eingerichted sind…
    Das Bild mit den Schafen vor den hohen Bergen, die Weitte.
    unglaublich schön !
    viele Grüsse,
    Reingard

  2. Hallo Karin, hallo Fritz,
    Sehr ausdrucksstarke Gesichter habt ihr da abgelichtet.
    Weiterhin gute Fahrt.
    Gruß Maik

  3. rainer mehlhase sagt

    … das Warten hat sich gelohnt, tolle Berichte wieder, klasse !!! Schön, dass Ihr dabei so fit seid. Wenn Ihr demnächst noch aktuelle Infos zu Ladakh und Nepal braucht , meldet euch.

    Viele Grüße auch vom Herbstanfang

    Rainer

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