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Fruchtbare Wüste um Ica

Das Hinterrad braucht eine neue Felge, das ist inzwischen klar. Nachdem wir per Internet in Ica eine Fahrradwerkstatt gefunden hatten, in Pisco gab´s ja leider keine, stiegen Hoffnung und Laune. Außerdem hatte Fritz meinen Fahrradcomputer wieder in Gang gebracht, der Sturz hatte einen Kabelbruch verursacht und ich musste „blind“ fahren. Das war ganz schön doof und ich bin froh, dass er so problemlösungsorientiert unterwegs ist. Alleine hätte ich wahrscheinlich sehr viel länger gebraucht, um mich aufzuraffen und einen Bastelversuch zu starten.
Was mich noch viel stärker beeinträchtigte, war das Fahren ohne Rückspiegel! Den rückwärtigen Verkehr nicht im Blick zu haben, verunsichert mich ungemein. Wer würde auf die Idee kommen, ohne Rückspiegel Auto zu fahren? Als Radfahrer*innen brauchen wir den gleichen Überblick wie als Autofahrer*innen; davon bin ich überzeugt.
Gottseidank fanden wir eine Motorradwerkstatt an der Straße, wo ich einen wunderbaren neuen großen Rückspiegel bekam!

Rückspiegel wird sogar angepasst

Nun haben wir die Küste verlassen und nähern uns den Anden. Aber erstmal geht’s durch die Wüste, bzw. durch Wein-, Spargel- und Zwiebelfelder. Falls es jemanden zu Weihnachten nach Spargel gelüstet und im Supermarkt welchen aus Peru sieht – denkt dran, wieviel Wasser er in der Wüste brauchte, und mit welcher CO²-Last er auf den Tisch kommt. Das Gleiche gilt auch für die Erdbeeren, die hier wachsen
Der peruanische Wein ist kein Exportprodukt, er ist wohl extrem süß, sagt der Reiseführer. Dafür ist der Pisco, ein Weinbrand aus Traubenmost, ganz passabel.

Die Hoffnung auf eine neue Felge für Fritz´ Hinterrad zerbröselte innerhalb von 5 Minuten, in denen der Meister uns erklärte, dass es in Peru und ganz Südamerika keine 32-Loch-Felgen, sondern nur 36-Loch-Felgen gäbe!!! Hier seht Ihr Fritz bei Verkündung der schlechten Nachricht:

Wie soll’s denn jetzt weitergehen?

Doch es ging weiter: Im Hostel, wo erstaunlicherweise englisch gesprochen wird, fragten wir versuchsweise nochmal nach einer Fahrradwerkstatt und erklärten unsre Situation. Der Engel an der Rezeption fand nicht nur einen Fahrradladen in Lima, der eine 32-Loch-Felge mit 26 Zoll hat, sondern half uns auch noch mit Telefonieren, Fotos schicken und Versandprozess organisieren!!! Nun haben wir heute, 22.10., die Felge bezahlt und (hoffentlich) kommt sie morgen mit dem Bus hier in Ica an. Wenn sie dann auch tatsächlich passt, speicht sie uns der Meister von der Fahrradwerkstatt ein und alles ist wieder gut. Na ja, bis auf die Rippen und diversen Schürfungen, die brauchen noch ein bisschen.
Derweil genießen wir das Hostel mit richtigen Backpackern (natürlich auch welche aus Germany), Wäscheservice und gutem Internet, ganz zu schweigen von der Frühstücksmarmelade und Butter!
In Ica sind wir pünktlich zu einem großem Pilgerereignis angekommen. Zu Ehren des „Senor von Luren“ finden sich zigtausende Menschen ein, verstopfen die Straßen beim Gottesdienst, Flohmarkt, Devotionalienhandel, Volksküchen und wir quetschten uns nichtsahnend von einer Seite kommend auf der Suche nach einer Apotheke (für Verbandzeug-Nachschub) quer durch.
Wir haben tatsächlich alles gefunden und sogar Fritz’ Uhrenarmband reparieren lassen – ebenfalls noch ein Unfallschaden.

Und abends teilte uns der Engel per WhatsApp mit, dass die Felge morgens um 8.00 im Busbahnhof sei! Also morgens los, übrigens ohne gläubigen Menschenscharen (alles wieder weggeräumt), sondern nur mit den üblichen Mototaxis, Colectivos und anderen motorgetriebenen Ungetümen im üblichen Verkehrschaos.
Und alles hat geklappt: Felge da, Werkstatt auf, Meister ausgespeicht, eingespeicht, eingebaut, Luft drauf und um 11.00 Uhr war alles erledigt! Der Werkstattlohn betrug 24 Soles, entsprechend 8 €!

Der einzige Wehmutstropfen für heute: Wir mussten aus unserem Doppelzimmer raus und in den 10erSchlafsaal, weil es bereits eine Reservierung für heute Nacht gab. Privatsphäre ade. Nun, es gibt Schlimmeres.
Jetzt planen wir weiter. In zwei Tagen müssten wir in Nazca sein, noch auf 600 Metern NN. Und dann geht’s richtig hoch. Eine der bisher größten Herausforderungen für uns.

5 Kommentare

  1. Katrin Heine sagt

    Liebe Karin, lieber Fritz, wenn man so die abheilenden Wunden sieht, ahnt man den Schmerz und das Glueck, was Ihr bei diesem Unfall hattet. Passt auf euch auf, eure Schutzengel muessen ja auch ganz schoen hoch flattern!!! Viele Gruesse Katrin

    • Fritz sagt

      Hallo Katrin, hast recht! Wenn ich die Schrammen auf meinem Helm so sehe … Viele Grüße, Fritz

  2. Helmut Marschhause sagt

    Hallo ihr Beiden,
    schön, dass es mit der Reparatur des Rades alles geklappt hat und ihr den Unfall einigermaßen glimpflich überstanden habt.
    Ja, es ist schon sehr ungewöhnlich, Hühnerfarmen mit Meeresblick und die Kontraste von teuren Ferienanlagen und den kleinen Häuschen der Indigenas zu sehen.
    Wenn Wahlen anstehen, gibt es übrigens von den Parteien kostenlos Farbe, um die an der Hauptstraße liegenden Häuschen neu zu streichen. Die anschließend aufgebrachten Parolen und Parteisymbole bleiben dann bis zu den nächsten Wahlen sichtbar.
    Wenn ihr vor Nasca die Möglichkeit habt, alte Bewässerungssysteme der Indigenas aus der Vorzeit anzusehen, das lohnt sich. Die “Aqueductos de Cantalloc” oder auch “Puquios” funktionieren auch heute noch, um das Wasser aus den Anden zur Bewässerung zu nutzen.
    Mittels sog. “Ojos” können kleine Menschen in das Kanalsystem klettern und die unterirdischen Kanäle kriechend säubern.
    Leider sind viele dieser alten Systeme kaputt gemacht worden.
    Wir wünschen euch noch viele schöne Begegnungen
    Marianne und Helmut

  3. Inge Heitland sagt

    Liebe Karin, lieber Fritz,
    ihr erlebt ja tolle Abenteuer. Und das Schöne, dass sich zum Schluss doch noch alles zum Guten entwickelt, neues Hinterrad, Rückspiegel, Uhrenarmband usw. Ich wünsche euch weiterhin alles Gute und bitte keine Unfälle mehr.
    liebe Grüsse, Inge

  4. Ich habe mich für Euch so gefreut mit der neuen Felge (und Apotheke)! Danke für die wunderbaren Berichte und Fotos und gutes Weiterradeln!

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