Ecuador, Länder, Südamerika, Tagebuch, Touren
Kommentare 2

Uns geht’s gut!

Zur Beruhigung für alle: Wir sind derzeit an der Küste in Puerto Lopez und bevor die Demos anfingen aus Quito abgereist. Hier ist alles ruhig und die Leute sitzen heute fest, da keine Überlandbusse fahren. Dafür haben wir weniger Verkehr auf der Straße.
Rückblick:
Übernachtet kurz vor dem Äquator auf einem netten kleinen Campinglatz „Mitad del Mundo“. Die Familie ist sehr engagiert, möchte Geschichte und Kultur vermitteln und hat viele Projektideen. So erzählte uns der Sohn, mit welchen Geschichten seine Großelterngeneration die Kinder zu tugendhaftem Verhalten gebracht hat: Böse Geister, verborgene Schätze, schlechte fremde Männer; die übliche schwarze Pädagogik. Allerdings beziehen sich die Geschichten auf Steine und Felsformationen direkt vor Ort, also sichtbar.

Vormittags am Äquator; leider wenige Tage zu spät für das Phänomen, dass die Sonne direkt über dem Äquator steht. Ist schon ein bisschen etwas Besonderes, diese rechnerische Mitte zu überqueren; auch für Lupi.

Danach war die Straße für ca. 20 min. gesperrt, allerdings wegen der Ecuadorrundfahrt- ein Fahrradrennen mit Teilnehmern aus sieben südamerikanischen Ländern und nicht wegen Blockaden.

Wir wollten nicht direkt nach Quito mit dem Rad, sondern steuerten das „Casa del ciclistas“ in Tumbaco, ein Vorort von Quito, an. Wir suchten gefühlte zwei Stunden nach dem Haus, da es nirgends Hinweisschilder gab. Endlich gabelte uns Santiago, der Hausherr, auf und winkte uns in den Hof. Auf Nachfrage erklärte er, er wolle aus Sicherheitsgründen nur über Mund zu Mund und Whattsapp weitergereicht werden. In Peru gäbe es ein Casa del Ciclistas, der seit über 30 Jahren Radfahrer beherbergt und inzwischen Probleme hat, denn bei der An- und Abfahrt werden Radler gezielt überfallen. Er, Santiago, habe seit 25 Jahren keine Sicherheitsprobleme. Wer also die Handynr. benötigt, bitte mit uns Kontakt aufnehmen.

Nach Quito sind wir mit dem Bus gefahren – und waren froh, nicht mit dem Rad hochkraxeln zu müssen. Die Altstadt war nett, quirlig unaufgeregt voll. Auf den Hauptlaufstrecken wird verkauft, was denkbar ist: Essbares, Kleidung, Haushaltswaren, von Gummihandschuhen bis Enkelhändchen. „Uno Dolares“ tönt es überall. Eine kleine undramatische Demo für die Freigabe von Abtreibungen (bei Vergewaltigung) haben wir gesehen. Vor ein paar Tagen hat das Parlament den Antrag wohl abgelehnt – der Kampf geht weiter. Der große Platz vor dem Präsidentenpalast war frei zugänglich, wenn auch mit viel Polizeipräsenz. Inzwischen sieht es wohl anders aus.

Wir hatten aus Zeit- und Kraftgründen beschlossen, den direkten Weg zur Küste und weder die Amazonasroute noch die Andenroute zu nehmen. Außerdem wollten wir´s mal wieder etwas wärmer haben. Die nächsten drei Tagen hatten wir grandiose Abfahrten, aber auch noch etliche Kletterkilometer, bis wir in der Küstenstadt Manta ankamen. Wir durchfuhren viele verschiedene Landschaftszonen, von trocken bis nebelfeucht; Plantagen: Kaffee, Kakao, Bananen, Kokos, Kakteen, Reis. Faszinierend ist das Gleichzeitige: Riesenkakteen und grüne Bäume, Jungpflanzen und Ernte, trockene und grüne Sträucher. Es ist hier gerade Frühling, die Regenzeit naht und so sehen wir auch viele austreibende und blühende Pflanzen.

In der Nähe von Manta, in Montecristi, werden die besten Panamahüte hergestellt – es gäbe wohl auch schon welche unter 100$! Wie gut, dass Fritz schon einen hat und ich keinen brauche!

Inzwischen sehen wir mehr Tiere an der Straße. Wie meistens, die überfahrenen (die anderen hören wir nur im Straßengraben oder den Bäumen rascheln): Schlangen (auch mal armdick), Gürteltier, Ratten, Vögel, Hunde. Letztere sind zum Ärgernis geworden. Wir mussten unsere bisherige Strategie (beruhigend reden und langsam weiterfahren) ändern, nachdem mir zweimal Köter in eine hintere Packtasche gebissen haben. Ein hoch geschwungener Stock in Kombination mit lauten derben Flüchen wirkt (derzeit) wunderbar. Es muss nicht mal spanisch sein!

Hans von der Finca Sommerwind hatte uns Samuel in Puerto Cayo empfohlen- ein guter Tipp. Samuel ist Schweizer, lebt seit 10 Jahren in Ecuador (seine ecuadorianische Frau lebt in der Schweiz) und betreibt ein Guesthouse mit Campingmöglichkeit, nebst Pflanzenverkauf. Sein ungewöhnlicher Lebenslauf als Seemann, Zimmermann, Logistiker etc. sichert viele anregende Stunden mit Geschichten. Eine absolute Empfehlung! Wie übrigens auch Hans!

Überraschenderweise ist das Zelt morgens trocken, obwohl die Luft sehr feucht und salzhaltig ist.
Nun haben wir in Puerto Lopez einen Pausentag eingelegt: Wäsche, Website, Tauchen (Fritz).
Die nächsten Tage geht’s weiter nach Süden in der Hoffnung, dass wir in ca. 5 Tagen  grenznah einen Bus nach Lima nehmen können. Leider sind die Geschichten über bewaffnete  Raubüberfälle gezielt auf Radfahrer in Nordperu so häufig, dass wir diese Strecke lieber schnell überbrücken wollen. Dabei holen wir dann auch etwas Zeit auf, denn die Etappen in 2.500 m Höhe und mit vielen Höhenmetern kosten doch ganz schön Zeit.

2 Kommentare

  1. Helmut Marschhause sagt

    Hallo ihr Beiden,
    ich wollte euch vor ein paar Tagen noch den Tipp “Puerto Lopez” geben, aber da seid ihr ja nun schon. Wir waren in der “Hosteria Mandala” am nördlichen Ausgang des Dorfes bei Maja und Aurelio. Die Beiden haben dort nicht nur eine schöne Gartenanlage angelegt, sondern auch Palmen an der Strasse und am Strand gepflanzt, die 2002 noch mittels Stacheldraht gegen den Verbiss durch freilaufende Kühe geschützt werden mussten.
    Schweine liefen damals auch frei durch die Strassen und am Strand.
    Helmut war bei der Isla de la Plata Tauchen, leider waren (im Januar) keine Wale da.
    Wollt ihr in Peru hinter Lima wieder auf der Panamericana fahren?
    Bei der Stadt Ica gibt es eine Oase mit großen Wanderdünen (La Huacachina). Von Ica kann man auch per kleinem Flugzeug die “Nascar-Linien” überfliegen (Reisetabletten sind gut, da die Piloten herrliche Kurven fliegen!!!).
    Übrigens hat man beim Bau der Panamericana einen Teil der Linien durchschnitten,was man aus der Luft und von einem Aussichtspunkt an der Strasse gut erkennen kann. Im “Maria Reiche-Museum in Nascar ist auch der alte VW-Bulli der Dresdnerin zu sehen.
    Wir wünschen euch alles Gute (und Mate-Tee für die Höhe und den Magen)
    Helmut und Marianne

  2. Inge HEITLAND sagt

    liebe Karin, lieber Fritz
    ich bin immer wieder begeistert von euren fantastischen Reise –
    berichten. Glücklicherweise habt Ihr inzwischen so viel Spürsinn entwickelt, dass ihr kritische Momente tunlichst meidet. Wir möchten euch ja schließlich gesund und wohlbehalten wieder in Wolfsburg begrüßen können. Inzwischen ist ja auch Axel wohlbehalten wieder hier gelandet. Ich finde es schon toll was ihr drei leistet.Und durch die modernen Mittel können wir von zu Hause aus gemütlich an euren
    abenteuerlichen Reisen teilnehmen.
    Alles Gute und weiter viele interessante Erlebnisse. Inge

Schreibe einen Kommentar zu Inge HEITLAND Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert