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Die letzten Etappen zum Nordkap

In Tromsø blieben wir einen Tag länger als geplant; es kam so viel Wasser vom Himmel, dass wir die trockene warme Cafeteria/Aufenthaltsbereich des Campingplatzes der nassen Straße vorzogen. Außerdem gab es ein Frühstücksbuffet!!! Wir schwelgen gerne im Luxus, nur mal so nebenbei bemerkt.
Tromsø hatte uns außer Supermärkten, Eiskathedrale, Brauerei und Burger King auch noch ein Polarmuseum und ein Trollmuseum zu bieten. Das Polarmuseum hat mich, gelinde gesagt, etwas überrascht. Hier wird der norwegische Trapper und Jäger hauptsächlich auf Spitzbergen beim Überwintern gefeiert. Sehr schön mit Ausstellungstücken dargestellt: eine Originalhütte mit Hundegebell, wenn man sie betritt, ein Rentier, das gerade gehäutet wird, jede Menge verschiedener Fallen für Polarfüchse bis Eisbären (jeweils mit ausgestopftem Exemplar), Aufzählungen, wann wer mit wieviel Fellen als Ausbeute zurückkam, die Entwicklung der Robben-/Seelöwen-/Walross-/Waljagd mit Fotos, vielen alten und auch neueren Werkzeugen, die man so braucht. Für mich wird da ein Heldenmythos gefeiert, der zwar völlig legitim ist, aber ein kleines Stückchen Selbstreflexion aus heutiger Sicht hätte ich erwartet. So wird nur berichtet, dass die Robbenjagd wegen einer mächtigen Umweltschutzorganisation zurzeit den Absatz von Robbenfellen verschlechtert hat – man habe sie eingelagert und warte auf bessere Zeiten. Auch zur Waljagd – kein Wort, außer vielen alten Fotos, die die wirtschaftliche Bedeutung für diese Region darstellen. Eisbärjagd: Ein junger Held, der in einem Winter mit über 200 Eisbärfellen zurückkam. Eine Rentierart, die nur in Spitzbergen vorkam – in wenigen Jahrzehnten ausgerottet, auch wegen Jagdsafaris. Wissenschaftlich neutrale Aufzählung, der für meinen Geschmack in der heutigen Zeit eine Einordnung der Folgen menschlichen Handelns fehlt.


Das Trollmuseum war dagegen eine amüsante interessante Sache. Klein aber fein wird man in die Sagenwelt der Trolle und auch der Götterwelt eingeführt. VR-Technik belebt und liefert zusätzliche Informationen. Nun erkennen wir beim Weiterradeln ganz klar, wo wieder einmal ein Troll vom ersten Sonnenstrahl versteinert wurde.

Wieder unterwegs trafen wir, wie üblich beim Warten auf die Fähre, einen jungen Schweizer, der vor dem Lenker einen stabilen Kochplatz und weitere Details kreiert hat-ein begnadeter Konstrukteur. Als Hängemattenfan hat er sich jetzt doch ein kleines Zelt gekauft, da es hier oben einfach keine Bäume mehr gibt. Ein Radlerpaar ist gerade auf Orientierungsfahrt, nachdem sie vor einem Monat aus China coronabedingt ausgereist sind, nach 8 Jahren. Nun wäre es mit den Maßnahmen nicht mehr auszuhalten gewesen. Jetzt müssen sie überlegen, wie es weitergeht – erstmal Radfahren, um sich inspirieren zu lassen.

Wir hatten beschlossen, die letzte Etappe etwas abzukürzen und die Hurtigrute zu nehmen. Dazu mussten wir nach Skjervøy, eine kleine Halbinsel im Nirgendwo. Dort legt die Hurtigruten um 22.10 für 10 Minuten an. Also nicht zu früh los, um nicht stundenlang rumzustehen und durchzufrieren. Das Wetter war besser als gedacht, fantastische Küstenlandschaft mit Gletscher, leuchtendem violettem Heideröschen, duftendem Mädesüss und Rentieren; klaro auf und ab, klaro Regenzeug an und aus. Einen Fjordtunnel hatten wir und der war laut Straßenschild „stengt“ (geschlossen)! Hm, 17 km hinfahren um ggf. zurückzumüssen? Andererseits muss es eine Verbindung geben, es leben ja Leute auf der anderen Seite. Also los und den nächsten Menschen fragen. – Und irgendwann kommt uns ein einsamer Wanderer entgegen. – Matthias, der gut gelaunt vom Nordkap nach Trondheim läuft, begeistert vom Laufen durch Tunnel erzählt – nein, der Fjordtunnel sei offen- der nächste Tunnel sei geschlossen, mit Umfahrung. Er berichtet sehr lebendig auf Youtube über sein Abenteuer- auf dem weg sein- mit Matthias Unsere Lektion: Lass dich nicht ins Bockshorn jagen. Was er über den Nordkaptunnel berichtet, beruhigt uns ebenfalls.

Ab 18.30 sitzen wir in der Milchbar, die auch Kleinsupermarkt, Souvenirshop, Fastfoodladen ist, dürfen bis 22.00 bleiben und zeigen uns mit Verzehr von Burgern/Pommes/Cola erkenntlich. Trocken, warm, satt – und natürlich Internet. Perfekt. Das Einchecken auf der Hurtigruten klappte wieder wie am Schnürchen und die Nacht im Panoramasalon auf Couch und Sessel verbrachten noch einige Andere. Dafür belohnten wir uns mit dem Frühstücksbuffet!! Ihr merkt, das Thema taucht häufiger auf ;-). Bei einem der Nachschubgänge zum Buffet kommt Fritz zurück und meint, er sei eben angesprochen worden mit „Hallo Herr Witten“! Eine Mitarbeiterin der Diakonie Wolfsburg!

Noch eine kleine Anmerkung zum Kartenzahlen. In Schweden und noch mehr in Norwegen wird einfach immer mit Karte bezahlt, alles und überall. Häufig stehen Schilder an den Kassen – only cards, no cash. So weit so gut. Manchmal allerdings gibt es Probleme: mal mit der Internetverbindung, mal mit dem Kartenlesegerät, mal mit der Software. Und ganz selten kann man auch nicht mit Karte bezahlen, nur cash oder paypal. Im Ersten Fall, nun schon mehrfach auf Campingplätzen erlebt, hat der Besitzer ein Problem, denn viele Leute haben kein Bargeld mit. Dann heißt es, kein Problem, zahlen Sie morgen vor der Abreise. Und bisher ging es dann auch wieder. Wir waren in einem kleinen Restaurant in Schweden, wo die Besitzerin öfter auf ihrer Rechnung sitzenbleibt, wenn das Internet zu schwach ist. Im zweiten Fall konnten wir unsere Barreserven einsetzen und waren ganz froh drum. Zum Duschen braucht man auch manchmal 10-Kronen-Münzen. Einmal mussten wir in der Dusche an einem Automaten mit Karte bezahlen – schon ein merkwürdiges Gefühl für Unsereins. Wir sind nun gespannt, wie es in Finnland sein wird.

1 Kommentare

  1. Huberta sagt

    Tolle Erlebnisse und Begegnungen, wenn man unterwegs ist.

    Für uns ist es noch fremd ausschliesslich mit Karte zu zahlen.
    Man verliert den Überblick der Ausgaben. Andere Länder sind weiter als wir.
    So ging es damals in Amerika mit der Zimmerkarte.
    Wir haben sehr sommerliche Temperaturen.
    Viele Grüße
    Huberta

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