Asien, Indien, Länder, Tagebuch, Touren
Kommentare 11

Weihnachten unterwegs

Wir wünschen Euch allen Frohe Weihnachten !! Vielen Dank für Eure Weihnachtsgrüße, sie haben uns sehr gefreut!! Unser Weihnachtsfest fällt diesmal ganz anders aus als sonst…

Wir sind gestern, Heilig Abend, nachmittags in Silchar, Assam, angekommen und hatten auf ein schönes Hotel mit warmer Dusche, Internet im Zimmer, einem schönen Essen und vielleicht sogar einer Bar mit Drinks gehofft!

Der Tag war sehr anstrengend gewesen. Wir mussten zwar nicht so viele Höhenmeter machen wie tags zuvor und die Etappe war mit 66 km auch nicht so weit, aber !!! Die Straße!!!! Der LKW-Verkehr!!! Auf der Pamirstrecke hatten wir die Straßenqualität von 0 –nicht vorhanden bis 10- bester glatter Asphalt eingeteilt und fuhren meist bei 3-5.

Gestern durften wir nach unten die ganze Bandbreite erfahren! Zwischendurch hätte ich schreien können, denn weder auf Mountainbiken durch Geröll noch auf Wüstendurchquerungen war ich eingestellt. Die LKWs suchten sich rumpelnd ihren Weg um bzw. durch die Schlaglöcher, dichte Sand- und schwarze Abgaswolken verbreitend – und natürlich unentwegt hupend. Einmal ein Riesenstau um einen Truck, der mit Achsbruch im Schlagloch lag.

Zwei Tage waren wir durch Meghalay geradelt, das stark christlich geprägt ist. In Shillong war ein unglaublicher Weihnachtsrummel und –tourismus; wir fanden nur schwer ein Zimmer, alles ausgebucht und schweineteuer. Es blinkte und glitzerte überall.

Vorgestern durften wir in einem katholischen Internat im Schlafsaal übernachten. Die Schule habe 1.300 Schüler und Schülerinnen, sagte uns der Priester stolz. Jetzt waren Weihnachtsferien und so waren Betten frei. Auch dort liebten sie blinkende Lichterketten und leuchtende Weihnachtssterne.

Die Landschaft war überraschend hügelig, in der Höhe mit Kiefernwäldern auf Sandgrund, weiter unten dichter dschungelähnlicher Wald.

Wir fuhren durch Gegenden, wo es statt Landwirtschaft nur Kohlehaufen gab, die überall herumlagen, dahinter jeweils eine winzige Bretterbude. Jeder verkauft Kohle. Allerdings keinen sichtbaren Bergbau. Die Straßendörfer bestanden nur aus LKW-Werkstätten, Berge von Reifen, Schrott, Laster am Straßenrand. Dann wieder ganze Familien, die mit Hämmern Felsbrocken zu Schotter klopften. Von manchen Dingen möchte man keine Fotos machen. Diese Kastengesellschaft separiert die Menschen und schränkt nach wie vor die individuellen Möglichkeiten stark ein. So gibt es eben Dörfer mit LKW-Werkstätten, sonst nichts, während im Nachbardorf die Tischler sind und im nächsten vielleicht die Schneider oder Korbflechter. Diese Häufung von gleichartigen Angeboten kennen wir ja schon seitdem wir in Asien sind, aber hier ist es einfach noch viel radikaler ausgeprägt.

Und einige Kilometer und Dörfer weiter taucht ein azurblauer traumhafter Fluss unten im Tal auf! – In dem sie wieder ein paar Kilometer weiter ihre Autos waschen!

Jetzt sind wir wieder in Assam. Hier sind die Menschen wieder vorwiegend Hindus. Wir fuhren auch durch muslimische Dörfer, hörten mal wieder den Muezzin rufen, sahen aber keine christlichen Kirchen.

Zurück zu unserer Ankunft in Silchar. Das übliche Verkehrschaos auf den Straßen wartete auf uns, nur das „schöne“ Hotel fand sich nicht. Wir fanden schließlich eins, das annehmbar ist, ein Zimmer mit fließendem warmem Wasser, das andere mit Warmwasserimeimerlieferservice. Und wifi nur in der Rezeptionshalle. Und teuer. Nach langem Überlegen blieben wir- etwas frustriert. Und dann kam die Suche nach dem „schönen“ Essen. Unsere Idee: Ein Chinesisches Restaurant. – Fehlanzeige. Wir lasen in einigen normalen Restaurants die Speisekarte und durften wieder mal tief in die indische Kultur schauen. Ja, sie hätten alles, was auf der Karte stünde.- Bei Bestellung- das wäre leider nicht verfügbar. – Nicht einmal, sondern fast als Regel, sobald man etwas anderes als das Übliche bestellt. Die Stimmung sank immer weiter, bis wir dann eine verrauchte, dunkle Bar(!) fanden- eine Seltenheit- in der sie auch eine kleine Karte hatten. Und wir bekamen, was wir bestellten. Und hatten unser Bier sogar zum Essen! Es war dann doch ein versöhnlicher Abschluss des Heiligabends. Im Hotelzimmer nahmen wir noch einen eingeschmuggelten Wiskey (im Hotel ist Alkohol verboten), Schokolade und Chips. Frohe Weihnacht!

 

Nun noch ein paar hardfacts:

Am 06.12. waren wir genau 9 Monate unterwegs. Wir sind jetzt schon in der zweiten Halbzeit.

Anlass, um mal zu rechnen. Zum Stichtag 06.12. hatten wir: 14.113km geradelt in 182 Fahrtagen und saßen 880 Std im Sattel. Das Zelt haben wir nur 70mal aufgebaut, die anderen Nächte verbrachten wir in guesthouses, bei warmshowers hosts oder in privaten Unterkünften. Teils wurden wir spontan eingeladen, teils hatten wir Adressen (Freunden von Freunden o.ä.). 97.019 Höhenmeter sind wir hochgestrampelt und haben auf unsrer Tour mehr als 50 andere Reiseradler getroffen, die meisten aus Europa, aber auch aus Australien, Neuseeland, USA, China, Korea und sogar aus Indien.

Langsam werden wir etwas indienmüde. Häufig sind wir nur noch genervt, wenn wir wieder mal von 30 Leuten umringt werden, sobald wir kurz anhalten, um einen Keks zu essen. Die indische Seele und Kultur, Denk- und Handlungsweisen bleiben uns nach wie vor häufig verschlossen. Und das Alltagsindien hat (für uns) nichts mit dem zauberhaften Indien der alten Paläste und Tempel, Sadus und Yoga zu tun, sondern mit Dreck, Müll, Armut, Verkehrschaos, Abgasen, schmuddelige Zimmer, starrende Menschen etc.

Das klingt vielleicht ungewöhnlich hart aus meiner Feder. Und natürlich gibt es auch das faszinierende, gastfreundliche, wunderbare und spirituelle Indien! Und (fast) jedesmal, wenn ich distanziert bis schroff reagiere, denke ich, ich könnte auch anders damit umgehen, gelassen, heiter, freundlich. Und so verzichte ich auf positive Erfahrungen, wie wir sie ja auch schon hatten. Ich habe aber zunehmend keine Energie bzw. Lust mehr dazu.

Jedesmal im Hotel (nicht im einfachen Guesthouse!) an frische Handtücher zu erinnern, bitte zwei, nicht nur eins!- häufig ein frisches Bettlaken einzufordern, um dann festzustellen, dass das „frische“ auch fleckig ist, ermüdet.

Wir hoffen auf Myanmar, freuen uns auf Thailand!

11 Kommentare

  1. Sandra sagt

    Hallo Karin, Hallo Fritz, ich finde es sehr schön eure Erlebnisberichte zu lesen und vor allem das es euch gut geht. Ich wünsche euch auch für 2016 weiterhin alles Gute.
    Seid lieb gegrüßt
    Sandra

  2. Krause, Astrid sagt

    alle guten Wünsche für 2016 und hoffentlich ein paar gute Drinks. eine tolle Weiterfahrt
    wünschen Ihnen Astrid und Anke Krause

  3. Madamechen sagt

    Liebe Karin ,lieber Fritz,wenn Ihr auch jetzt einiges nicht so Positives erlebt habt,so seid Ihr für euren großen Mut und Unternehmergeist zu bewundern,und gleichzeitig möchten wir uns sehr,sehr bedanken,dass ihr uns durch Bilder und Texte daran teilhaben lasst.Als Ergänzung zum Toy-Train-Kommentar füge ich noch an,dass wir damals von Buthan über Sikkim nach Darjealing gelangt sind.Wir sehnen uns schon nach Eurn Berichten aus Myanmar,ebenfalls ein betörendes buddhistisches Land.,wo der Buddhismus noch voll ausgeprägt ist.Verlebt beide einen glücklichen Start ins 2016 (mit guetm Essen und Drinks ) Euer Madamechen.
    Euer Madamechen.

  4. Hans-Dieter Ludwig sagt

    Hallo Karin, hallo Fritz,
    es ist immer wieder faszinierend Eure Reiseberichte zu lesen und die Bilder anzuschaueN.
    Weihnachten ist ja nun (fast) vorbei und so wünsche ich Euch einen guten Endspurt auf den Jahreswechsel und einen guten Start in das neue Jahr.
    Liebe Grüße aus Wolfsburg
    HD

  5. Liebe Karin und Lieber Fritz
    Auch wir beide möchten euch noch zu Weihnachten grüßen und euch einen guten Start in das neue Jahr wünschen. Ihr habt erstaunliches geleistet und ihr seid zweifelsfrei meine Idole! Hut ab und vollsten Respekt von unserer Seite.
    Ich habe wirklich immer das Gefühl bei euch zu sein. Danke für all das was wir schon sehen und lesen konnten und für all das, was noch kommen wird. Wir freuen uns auf das wiedersehen, aber vorerst eine gute und behütete Reise. Seid ganz herzlich umarmt von Gisela und Wolfgang

  6. Wolfgang Dr. Claus sagt

    MERRY CHRISTMAS and a HAPPY NEW YEAR !
    Es ist alles faszinierend was ihr da schreibt und sendet-vielen Dank.
    Euer Wolfgang Claus

    • Fritz sagt

      Lieber Wolfgang Claus, vielen Dank für die Bestärkung und beste Wünsche für das neue Jahr! (Weihnachten ist ja nun schon vorbei!) -Viele Grüße, Fritz

  7. Pia Schneider-Lademann sagt

    Liebe Karin, lieber Fritz,

    trotz aller Mühen, die Ihr gerade durchlebt, möchte ich Euch herzliche Weihnachtsgrüße aus dem frühlingshaft warmen Hamburg senden. Ich wünsche Euch sehr, dass Ihr für den Jahresausklang eine gute Umgebung (mit Bar und Drinks!) findet und gut in ein ganz sicher spannendes und ereignisreiches Jahr 2016 rutscht. Und vor allem: Bleibt weiter gesund und unfallfrei!

    Liebe Grüße
    Pia

    • Fritz sagt

      Hallo Pia, So richtige Weihnachtsstimmung will hier im vorwiegend muslimischen Silchar nicht aufkommen. Sind dann am Heiligabend mehr zufällig in einer Bar mit überraschend guter Küche gelandet und hatten den doch einen sehr schönen Abend. Mal sehen, was Sylvester in Imphal so bringt … Beste Grüße, Fritz

  8. Hilma sagt

    Liebe Karin, lieber Fritz, ich wünsche Euch von Herzen frohe Weihnachten – das ganze äußere Gedöns meine ich nicht, sondern mehr das innere! Und ich danke bei der Gelegenheit noch mal, dass Ihr uns so detailliert mit auf die Reise nehmt. Es ist immer wieder ein Vergnügen und so spannend, Eure Berichte zu lesen. Danke, danke und seid weiterhin behütet! Herzliche Grüße von Hilma

  9. Matthias Mitulla sagt

    Das ist sehr nachvollziehbar, dass derartige Kulturdifferenzen sehr viel Energie kostet. Es ist ja schon in unseren europäischen Kulturbereichen durchaus anstrengend. Es gibt aber dank der heutigen Technik immer auch noch eine Nabelschnur und da ist ja auch noch der eigene innere Reichtum, der hilfreich ist. Eine schöne Weihnachtszeit und daran denken, dass Tokyo ruft. Auch das eine fremde Kultur, aber dort gibt es eine große Aufmerksamkeit, Sauberkeit, Pünktlichkeit. Die älteren Ärzte können deutsch, da es Pflicht war beim Medizinstudium als Fremdsprache. Japan übernahm sehr vieles aus den Bereichen Eisenbahn, Medizin und Militärwesen aus Deutschland. In Japan wird auch nicht auf den Boden gespuckt und es wird sehr viel Wert auf Hygiene gelegt (Mundschutz, Händewaschen etc.). Von daher wird sicherlich noch einiges auch an positiven Eindrucken kommen. Von daher alles Gute auch für das Neue Jahr.

Schreibe einen Kommentar zu Sandra Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert