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Der Unfall

So, jetzt kommt der Hammer: kurz vor unserem Zielort Cerro Azul nach 90 km Tagesetappe so gegen 15°° hat mich eines dieser Tuk-Tuks auf dem Seitenstreifen volle Kanne von hinten gerammt. Ich bin auf die Straße geknallt, das Tuk-Tuk umgestürzt und Karin (die hinter mir fuhr) durch eine Vollbremsung ebenfalls gestürzt. Der Tuk-Tuk-Fahrer hat behauptet, ein überholender PKW habe ihn “touchiert”, weswegen er mit 60 km/h (!) auf den Seitenstreifen geraten sei. Erst mal: wir haben’s beide glimpflich überstanden. Karin hat eine ziemliche Schmarre am linken Ellenbogen und ordentliche Prellungen der Rippen, linken Schulter , Knie und rechter Hand. Bei mir sind’s Schürfungen an Knie, linke Hüfte und Oberarm links. Außer den Schürfungen tut mir eigentlich nichts weh; überraschend haben die Hände nichts abbekommen. Der Helm hat eine ordentliche Schramme, ohne ihn hätte ich die jetzt wohl am Kopf!

Und sonst? Hauptproblem ist der kapitale Achter im Hinterrad. Meine schönen neuen Packtaschen und der Zeltsack sind an einzelnen Stellen durchgescheuert und somit undicht.

Wie ging es denn nun weiter? Nach so etwa 20 Minuten kam so etwas wie eine Verkehrswacht ohne hoheitliche Rechte mit einem Pickup. Die hat dann die Polizei gerufen, die so gegen 16°° ankam. Es hat sich etwas hingezogen, Klärung des Unfallhergangs. Wir haben uns erst mal notdürftig verbunden. Der Tuk-Tuk-Fahrer hatte seine Kiste inzwischen wieder aufgerichtet, von der Straße geschoben und tatsächlich starten können. Unsere Räder und Gepäck kamen auf den Pickup und ab ging es die 3 km zum Revier, dort angekommen etwa 17°°. Das Tuk-Tuk ist da auch hingefahren. Anfertigen von Schriftstücken, Palaver, warten, Unterschriften, Fingerabdrücke unter jedes Papier. Um 18:30 wurde uns eröffnet, dass es nun zum Blut abnehmen ginge, das sei in Peru bei jedem Unfallbeteiligten Vorschrift. Die Fahrt dorthin war 25 km. Dort auf einem anderen Revier angekommen war da kein Arzt sondern ein versierter Polizeimann. Erst mal mit einem Strohhalm in ein Reagenzglas mit klarer Flüssigkeit blasen, die sich rot färbte. Dem Tuk-Tuk-Fahrer wurde Blut abgenommen; es er unsere schlechten Venen gesehen hat, reichte dann auch eine Urinprobe. Eigentlich muss man die Prozedur auch noch bezahlen! Der Tuk-Tuk-Fahrer hat auch bezahlt, uns hat er das erlassen, wohl wegen unseres Protestes. Wir mussten aber ein Papier unterschreiben, dass wir bezahlt hätten! Verstehe das wer kann. Zurück auf’s Revier in Cerro Azul, erneute Papiere und nun Klärung des Schadenersatzes. Nun, allein das Hinterrad sind in Deutschland 100 €, dazu die beschädigten Packtaschen, Zeitverlust, Schmerzensgeld … Da kämen bei uns gut mal 3000 € zusammen. Aber wir sind in Peru und wir sind Gutmenschen, also haben wir 100 Sol (sind ~30 €) gesagt. Die hat er ruck-zuck aus seinen Wrack geholt und ich habe mich geärgert, dass ich nicht wenigstens 500 Sol gesagt habe! Sind dann in die Apotheke am Platz und haben frisches Verbandszeug und Paracetamol für Karin geholt und sind direkt gegenüber um halb neun in ein Hotel gezogen. Ein paar Fritten am Straßenstand (mit Spicy-Soße), vier Flaschen Bier von der Tienda und dann endlich Dusche!

Über Nacht hatte ich mir überlegt, dass man zumindest versuchen könnte die Felge wieder zurecht zu biegen, zum Beispiel in den Ritzen der Parkbänke. Ging aber nicht, da flogen eher die Planken auseinander. Nun gibt es doch eine sehr rustikale Zweiradwerkstatt am Ort. Da sind wir mit einem Tuk-Tuk (!) hin und der Mann hat bedenklich das Haupt gewiegt, hat es dann an der Stoßstange seines Pickups zurecht gebogen, behutsam und geduldig, dann mit den Speichen die Feinarbeit gemacht und jetzt ist das tatsächlich so gut, dass ich es beim Fahren nicht merke! Er wollte übrigens kein Geld annehmen, eben weil es nicht 100 %ig sonder nur 90 %ig sei. Das ist eben auch Peru!

Heute sind wir hier geblieben, lecken unsere Wunden und werden morgen weiter fahren. In der nächsten großen Stadt ist aber wohl sicherheitshalber eine neue Felge fällig, mal sehen.

13 Kommentare

  1. jens Meyer sagt

    Hallo Ihr Beiden,das nennt man GLÜCK.Wir wünschen Euch alles Gute und das der Engel keine Pause einlegt bei der Tour.
    Die besten Grüße von Elvira und Jens zu Euch………. ;-))

  2. Michael Ebert sagt

    Ihr Lieben, da wird mir beim Lesen des Unfallberichtes ganz mulmig und ich bin total glücklich , dass das doch noch recht glimpflich ausgegangen ist. Ich wünsche Euch eine unfallfreie Weiterfahrt. Liebe Grüße ! Michael

  3. Mann, das war ja ein Scheck!! Klingt platt, aber es ist so: auch ich bin heilfroh, dass bei dem Unfallhergang nicht noch mehr passiert ist (60 km/h!!!: wenn das ein ausgewachsener Pkw oder gar fetter SUV gewesen wäre….).
    Meine gedanken sind: erst ein wenig ausruhen und schauen, wie ihr euch fühlt zum Weiterfahren und ich denke auch Fritz, versuch eine neue Felge zu bekommen. Da ist jetzt so vie Spannung im Material, evtl. Haarrissse siehst du nicht – bevor di bei 60 km/h auf einer Abfahrt die Felge mit dem ganzen Gepäck darüber wegbricht.
    Ich drücke euch alle Daumen für eine unfallfreie Weiterfahrt – Axel

  4. Inge Heitland sagt

    Liebe Karin, lieber Fritz,
    Meine Güte, das war ein Schrecken, von eurem Unfall zu lesen. Glücklicherweise ist es noch einigermaßen glimpflich für euch ausgegangen. Ich wünsche euch beiden gute Besserung, und hoffe sehr, das es der einzige Unfall sein möge.Hoffentlich kannst du bald ein neues Hinterrad bekommen, Fritz. Ich bewundere den Fahrradtechniker, der dein Hinterrad aus der Achterform wieder einigermaßen fahrbereit machen konnte…Ein Segen, dass ihr zu zweit seid, und euch so gegenseitig helfen könnt. Ich wünsche euch alles erdenklich Gute für die nächste Zeit, und hoffentlich keiner mehr so aufregenden Abenteuer. Viele liebe Grüße von Inge aus Wolfsburg.

  5. Teiwes, Maria sagt

    Liebe Karin , lieber Fritz, allein beim Lesen ist mir schon ganz mulmig. Und ihr seid wirklich Gutmenschen!!! Gute Besserung für euch Zwei und eine unfallfreie weitere Reise. Liebe Grüße aus der Pommernstrasse.

  6. OH MEIN GOTT!!
    Zum Glück ist euch nicht noch mehr zugestossen. Das scheint in Peru ja schlimmer zu und her zu gehen als in Indien – obwohl das nach menschlichem Ermessen ja kaum möglich sein kann…
    Versorgt euch gut und gönnt euch doch in einer anständigen Absteige einige Ruhetage…
    Herzliche Grüsse von Patrik aus dem Büro mit Passpartu im Keller aus der herbstlichen Schweiz.

  7. Christian H. sagt

    Na, Ihr macht Sachen. Fahrt besser nicht schneller, als Eure Schutzengel fliegen können!

    Beste Grüße aus Wolfsburg,

    Christian Hillmer

  8. Michael Schröder-Schulze sagt

    Mann, da habt ihr aber Glück im Unglück gehabt. Gut, dass ihr zu zweit wart!
    Weiterhin gute Fahrt
    Michi Schröder-Schulze

  9. Hallo Karin und Fritz,

    das war bestimmt ein großer Schreckmoment bei dem locker viel mehr hätte passieren können (was nicht heißen soll, dass das nicht bereits zu viel zu viel war!). Aber wir sind froh, dass es hoffentlich „nur“ vorüber gehende Blessuren sind und dass Ihr mit dem reparierten Rad weiter fahren könnt!
    Wir wünschen Euch eine gesunde und sichere Weiterfahrt!

    Susi mit den
    Tauchfreunden Lahn-Dill

  10. Hallo Ihr Lieben,

    es ist schockierend zu lesen, wie da so ein Unfall passiert. Da radelt Ihr auf einer an sich recht sicheren Straße, so ein abgemalter Seitenstreifen ist ja schon mal nicht nichts, dahin und die Unaufmerksamkeit eines Fahrers bringt Euch dann zu Fall. Ich freue mich für Euch, dass nichts wirklich schlimmes passiert ist,… hätte ja auch ganz anders ausgehen können….

    Viele Grüße aus Tiddische
    und eine allzeit sichere unfallfreie Weiterfahrt
    Michael

  11. CHRISTIAN Horn sagt

    Hallo Fritz,
    Bitte passt auf Euch auf, wollen Euch bei Bester Gesundheit hier wieder sehen.
    Liebe Grüße aus Deutschland
    CHRISTIAN

  12. Susanne S. sagt

    Ihr Lieben,
    puh, da merkt man, dass man trotz aller Vorsicht nicht alles in der Hand hat….
    Wie gut, dass der Unfall letzten Endes so glimpflich verlaufen ist. Ich denke, nicht nur wir sind trotz des ersten Schreckens sehr erleichtert! Nun wünschen wir Euch, dass die Blessuren schnell der Vergangenheit angehören und die Felge so lange wie nötig gut hält! Alles andere ist ärgerlich, aber … -abgehakt.
    In jedem Fall eine unfallfreie, gesundes Weiterfahrt für Euch!!!?
    Liebe Grüße, Paramo und Susanne

  13. Jochen sagt

    Meine Güte, was habt ihr alle Glück gehabt!!! Ich wünsche euch für die vor euch liegenden Etappen Schutzengel, die früher eingreifen :-). Vielen Dank für die tollen Reiseberichte, herzliche Grüße, Jochen

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