Asien, Begegnungen, Indien, Länder, Tagebuch, Touren

Unterwegs nach Varanasi 2

 

Anders als gedacht und auch angekündigt, finden wir an der Straße, immerhin eine Hauptverkehrsstraße, außerhalb von größeren Städten keine Unterkünfte. Wir haben den Tipp bekommen, in den Städten in der Nähe des Zug- oder Busbahnhofs zu suchen, dort gäbe es einfache Hotels. Das war ein guter Hinweis und so machen wir es auch. D.h. aber auch: kein Bahnhof- kein Hotel!

Und so fahren wir die nächsten 5 Tage notgedrungen sehr lange Etappen- unsere längste überhaupt mit 165 km! Gottseidank ist die Gegend eben und die Straße meistens ganz gut. Wir stellen uns den Wecker auf 5.15 Uhr und fahren zwischen 6 und 7 Uhr los. So haben wir bis mittags manchmal schon 80 km geschafft. Es klappt ganz gut und wir sind auch ein bisschen stolz auf unsere Leistung. Und wir haben in Varanasi das dringende Bedürfnis nach ein paar Tagen Erholung.

Jedes Erlebnis, das wir hier haben, lehrt uns ein kleines Stückchen mehr von Indien und lässt uns mehr ankommen. Z.B. die Geschichte mit dem kleinen Straßenrestaurant. Gegen unsere Gewohnheit, nur dort anzuhalten, wo bereits Trucks stehen, machten wir zweimal Rast bei einem ganz kleinen „Anbieter“. Einmal war es ganz super! Nette Leute, die uns sehr lecker und günstig bewirteten. Sie zeigten uns eine Frucht, die wir bislang nicht kannten, ließen uns kosten, führten uns in den Garten hinter der Hütte, wo die Großsträucher wuchsen und schenkten uns noch einige der Früchte.

Das andere Mal begann ebenfalls sehr vielversprechend. Interessanter Koch, leckeres Essen- nachdem wir die Wasserflasche abgelehnt hatten, weil sie nicht orginalverschlossen, sondern nachgefüllt war, bekamen wir auch eine Neue. Dann kam die Rechnung! Dummerweise hatten wir nicht nach dem Preis gefragt, denn üblicherweise bewegt sich die Summe so um die 150- max. 200 Rupien. Nun sollten wir 570 bezahlen!! Das war unverschämt. Wir machten klar, dass wir das nicht bezahlen würden, da es viel zu viel sei. Der Manager kam und zeigte uns jede Position. Alles, was üblicherweise inclusive ist, wurde hier extra berechnet und außerdem unverhältnismäßig teuer. Wir blieben sitzen und warteten bis er einen Freund geholt hatte. Der konnte besser Englisch, wir erklärten, worum es ging, dass wir max. 320 bezahlen würden etc. Nach Einigem Hin und Her – der Freund sollte vermitteln, waren wir bereit 400 zu bezahlen, immerhin waren wir selbst schuld gewesen, nicht zu fragen. Dieser Freund, ein Apotheker, wollte die miese Atmosphäre wieder gutmachen und lud uns zum Chai ein. Wir sagten zu und fuhren hinter ihm her ins nächste Dorf. Dorf hatten wir in seiner Mini-Apotheke ein anregendes Gespräch, er schenkte uns zum Abschied eine Dose mit Milchpulver, das wir schon lange suchten (für 260 Rupien) und wir tauschten die Handynummern für whatsapp. (Seitdem ist er über whatsapp sehr an unseren Aktivitäten interessiert.)

 

Und wir fühlten uns wieder besser.

 

Ein Besuch in einem Tempel führte ebenso zu einem Stückchen mehr Indiengefühl. Eine mechanische Rhythmusmaschine schlug ohrenbetäubend die Pauke, dazu händisch die Glocke geläutet und mit einer Muschel ein Digeridoo-artiger Ton geblasen. Wir hielten an und wurden von einem Mönch o.ä. eingeladen in den Tempel zu kommen, was wir taten. Ca. eine halbe Stunde sahen wir uns die verschiedenen Götterstatuen an und lauschten dem Gebet- einem Singsang, der der Musik folgte. Wir bekamen ein grünes Blättchen Minze zu essen und setzten uns eine Weile auf den Boden. Es war sehr besonders und als wir wegfuhren fühlten wir uns sehr bereichert.

 

Ca. zwei Tage lang fuhren wir durch eine Gegend, in der sie (zumindest) in den Dörfern an der Straße keinerlei Toilettenkultur hatten. Die Kinder hockten direkt am Straßenrand teilweise von den Eltern hingeführt und beaufsichtigt, die Männer hockten ca. 5-10m von der Straße entfernt, die Frauen teilweise weiter (50-100m) aber dafür auf freiem Feld. Sehr merkwürdig, fanden wir.

Wir begegneten einem auf der Straße rollenden Fakir,

lernten etwas über die landwirtschaftlichen Methoden,

 

sahen eine Legehennenanlage,

in den Städten erlebten wir das übliche Chaos usw.

 

Bis wir in Varanasi ankamen.