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China ist anders

Na klar, aber anders als was und in welchem Bezug? Landschaftlich, kulturell, sprachlich, infrastrukturell, verkehrstechnisch… und gleichzeitig ist es wie überall. Die Menschen versuchen für sich und ihre Familien zu sorgen, im Leben zurecht zu kommen, sind freundlich und oft interessiert an uns.
Die Landschaft ist meistens eher unspektakulär, mehr oder weniger intensive Landwirtschaft (zur Zeit scheint eine Hauptbeschäftigung das Spritzen zu sein-Reis, Obst, Gemüse- mit der Handspritze und dem Kanister auf dem Rücken) intensive Holzwirtschaft oder intensives Zerbröseln der Karstfelsen zu Stein und Schotter.

In den Städten, die wir bisher durchfahren haben, wird wie verrückt gebaut: neue Hochhaussiedlungen, neue breite Straßen, Industrieanlagen, Grünanlagen.

Für uns immer wieder erstaunlich: der hohe Anteil von Elektrorollern. In den meisten Städten fahren in der Innenstadt ausschließlich Elektroroller und auch viele Autos sind batteriebetrieben. Dadurch ist der Verkehr unglaublich leise. Das ist wirklich eine fantastische Erfahrung!! Außerdem fahren alle (auch die Autos!) sehr langsam, Tempo 30, und das trotz breiter Straßen und lockerem Verkehrsfluss. Es wirkt entspannt, auch wenn gerne mal gehupt wird (Fritz‘ Lieblingsthema).
Wir würden uns wünschen, dass bei uns zuhause endlich die E-mobility ernsthafter in Gang kommt. Hier in Asien können wir sie bereits sehen. Natürlich haben wir bisher nur einige „kleinere“ Städte kennengelernt, so um die 5-7 Mio. EW. Auch Leihfahrradstationen gehören hier übrigens ins Straßenbild.

Auf der Landstraße geht es anders zu. Hier dominieren oft Trucks, mittelgroße Laster und Busse das Straßenleben. Aber auch Wasserbüffel werden als Zugtiere benutzt. Die Versorgungsinfrastruktur ist für uns zwar hinreichend, aber deutlich weniger ausgeprägt als in Vietnam. Mit Keksen und Wasser kommen wir jedoch immer gut über den Tag und manchmal finden wir auch ein Straßenrestaurant.

Eine Sache gefällt uns beiden schon während der ganzen Reise und auch hier: Die Nutzung des öffentlichen Raumes. Hier sehen wir morgens und besonders abends auf Plätzen und in Parks nicht nur die üblichen Spaziergänger und Jogger. An manchen Stellen wird musiziert und gesungen was das Zeug hält; jeder mit einem Mikrophon und Miniverstärker. Es macht den Menschen augenscheinlich Freude und Vergnügen, in der Öffentlichkeit mit oder vor anderen Musik zu machen und zu singen. Und es scheint nicht zu stören, dass drei Meter weiter jemand etwas anderes intoniert. Für unsere Ohren klingt das Gemisch aus 4-5 verschiedenen klassischen oder aktuellen Musikstücken etwas schrill und schräg, aber unsere Meinung ist hier völlig irrelevant. Außerdem wird gespielt und getanzt.
Auch wenn natürlich unser Klima dieser Intensität des öffentlich gelebten Soziallebens Grenzen setzt, und wir in Wolfsburg in den letzten Jahren auch schon ein ganzes Stückchen mehr davon wagen, wünschen wir uns noch mehr davon. Und auch wenn wir Straßencafes, -restaurants und –kneipen gerne besuchen, meinen wir hier auch das nichtkonsumierende soziale Leben, das eine entspannte und lebendige Atmosphäre schafft.


Wir sind gespannt, wie sich unsere Heimatstadt als moderner internationaler Wirtschaftsstandort weiter zu einem attraktiven lebendigen toleranten und spannenden Lebenszentrum entwickelt. Manchmal denke ich, ein kleines bisschen mehr lebendiges Chaos statt perfektionistischem Ordnungswillen wäre eine zusätzliche interessante Facette.

3 Kommentare

  1. Rainer Lademann sagt

    Mit der Elektromobilität ist das so eine Sache. Die Gesamt-CO2-Bilanz biete so lange keine Perspektive , wie der Ausbau regenerativer Energien nicht flächendeckend (auch in Bayern) erzeugt bzw. verteilt werden kann UND im Überschuss produzierter Strom nicht zwischengespeichert werden kann. Solange benötigen konventionelle Backup-Kraftwerke. Außerdem ist eine voreilige Festlegung auf diese Technologie kritisch für den Wettbewerb um die effizienteste, nachhaltigste Technologie. Es wäre fatal, wenn durch die jetzige Politik z.B. die Erforschung und Erprobungder m.E. viel effizienteren Brennstofftechnologie abgewürgt würde.

    • Karin sagt

      Hallo Rainer, mag alles sein. Ein Gesichtspunkt ist allerdings auch, wo die Abgase entstehen. Diese Städte, durch die wir kommen haben ja schnell mal so drei Millionen Einwohner. Wo wir jetzt sind, gibt es viel weniger Zweiräder, und wenn sind sie meistens verbrennungsmotorgetrieben. Die Straßen sind breit und vorwiegend sind Autos unterwegs. Schwupps ist die Luft auch spürbar schlechter als beispielsweise in Nanning. Natürlich muss diese Energie irgendwo produziert werden, und da setzt China -obwohl inzwischen wohl führend in Sachen Solarzellen- doch vorwiegend auf Kohle.

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