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Bogota

Nun sind wir also unterwegs. Noch fühlt es sich unwirklich an. Wir mögen dieses Hineingeworfen werden nicht. Außerdem sind wir ja auch noch kein Rad gefahren, außer den 15 km vom Hotel ins alte Zentrum in ein Hostel. Diese Fahrt überzeugte uns allerdings noch nicht vom herausragenden Ruf der Stadt als Fahrradstadt. Ja, es gibt Radwege, geschützte Kreuzungen, teilweise Radschnellstraßen, allerdings wird auch hier zugeparkt, wird der Radweg von Fußgängern nicht beachtet, erfordert manche Qualität die volle Aufmerksamkeit, um nicht bei fehlenden Deckel im Gulliloch zu verschwinden. Und wir haben noch nie so schlechte Luft in unsere Lungen pumpen müssen. Aber ich will nicht über Gebühr meckern; es gibt erstaunlich viele Radler und Radlerinnen hier, das Thema ist präsent und die Stadt gibt sich Mühe. Wie so häufig ist man als Ortsunkundiger einfach aufgeschmissen, weil die vorhandene Infrastruktur zu wenig ausgeschildert ist.

Auf dem Weg ins Zentrum wurden wir an einer Kreuzung von einem Passanten angesprochen und eindringlich davor gewarnt in den Stadtteil vorne rechts zu fahren. Der sei für uns mit den Rädern gefährlich. Ein hinzugezogener Polizist bestätigte die Einschätzung und riet uns, lieber nach links zu fahren, wo auch irgendwann die Ciclovia -der Radweg- entlanglief. Wir folgten der Empfehlung und kamen auch irgendwann ans Ziel. Positiv: Aufmerksame und hilfsbereite Menschen; negativ: was passiert, wenn keiner da ist, um dich zu warnen?
Wir überlegen nun, wie wir unter Umgehung der riskanten Gebiete aus Bogota rauskommen.
Unser Hostel erinnert uns an Zentralasien: Netter Überdachter Innenhof, um den herum die Zimmer angeordnet sind; Matratzenlager, Hängematten, Tische und Stühle, PCs und WLAN schaffen eine relaxte Atmosphäre. Wir haben einen private room mit shared bathroom ergattert und es wird Englisch gesprochen. Da unser Spanisch noch mehr als holprig in den Gehirnwindungen umherirrt, bevor es den Ausgang über das entsprechenden Organ findet, sind wir sehr froh drum.
Heute ist Bummeln und Kirchen gucken angesagt. Gestern waren wir im Museo del Oro (Goldmuseum) und fragen uns, wie die südamerikanischen Länder wirtschaftlich aussähen, wenn sie nicht über Jahrhunderte ausgeplündert worden wären. An der Kasse wurde uns übrigens ungefragt freundlich mitgeteilt, dass Senioren hier freien Eintritt haben. Die wollten noch nicht einmal unsere Pässe sehen. Fanden wir einerseits in Ordnung aber andererseits auch etwas kränkend. Nach dem Museumsbesuch fiel uns der Kontrast besonders auf: Der Reichtum der Ahnen und die Armut vieler heutiger Menschen. Viele Senioren, die wir hier auf der Straße sehen, versuchen recht mühsam mit Kleinstgeschäften über die Runden zu kommen. Wäre es heute anders, wenn die Gesellschaft ihren Reichtum behalten hätte? Ob die alten Straßenhändler das Angebot zum freien Museumseintritt wahrnehmen?

Morgen geht´s richtig los. Wir sind jetzt auf ca. 2.600 m Höhe und ich bilde mir ein, etwas kurzatmig zu sein. Der Karte nach soll es erstmal ein wenig bergab gehen, bevor wir wieder raufklettern werden. Aber das wird die nächsten Monate so bleiben.
Fritz hat eine Selbstversuchsreihe gestartet: Wir werden unsere Sauerstoffsättigung kontinuierlich messen. Jetzt ist sie statt 97% nur knapp 90%. Mal sehen, wie sie sich in den nächsten Monaten verändert oder anpasst.
Wir vermuten, dass die Berichte eher seltener sein werden als bei der letzten Tour, da die Internetverfügbarkeit sich vermutlich auf die Städte beschränken wird, aber wer weiß.

3 Kommentare

  1. Manfred sagt

    Hi ihr Lieben,
    ich kann euch sagen, vor einigen Tagen noch wars hier viel zu warm. Heute (Montag) ist Schietwetter hier, Regen und 16°. Karin, deinen Garten würdest du heute zumindest nicht genießen können. Also, genießt es dort und weiterhin eine gute Reise ohne Zwischefälle. LG Manfred

    • Karin sagt

      Wir genießen hier die Aussicht, inzwischen ist es auf ca. 1700 m Höhe wieder annehmbar warm mit 25°C statt 41°C. Dafür kräftiges Strampeln.
      Genießt den Regen, der Boden braucht ihn. LG Karin

  2. Inge Heitland sagt

    liebe Karin, lieber Fritz,
    ich finde es grossartig, dass ihr schon sofort abwechselnd über eure tolle Reise berichtet, vielen Dank. So können wir gemütlich im Sessel sitzend euch gebührend bewundern!
    Karin, das leise Quietschen an meinem Liege Trike ist auf die leicht verbogene hydraulische Bremsscheibe zurückzuführen. Ich bin blöderweise zu schnell in eine Kurve geradelt und auf die Seite umgekippt. Inzwischen ist die Scheibe ersetzt worden und alles ist in Ordnung….
    Ich wünsche euch weiterhin angenehme Tage und viele hilfreiche Hinweise.
    liebe Grüsse, Inge

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