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Punta Arenas

… ist die südlichste Großstadt der Welt. Man beachte auf dem Bild den Lupi, der vom Wind immer weggetragen wurde, weswegen Karin auf dem Sprung ist. Die Stadt feiert gerade 500järiges Bestehen (!). Nachdem Ferdinand Magellan die nach ihm benannte Durchfahrt 1520 entdeckt hatte, wurde die Stadt später als sicherer Hafen und Versorgungs- und Handelsplatz gegründet, war dann zeitweise auch Strafkolonie und nahm erst richtig Fahrt auf, nachdem ~1875 die Einfuhr von 200 Schafen von den Falklands genehmigt wurde, aus denen bis 1900 dann 2.000.000 wurden; natürlich im Besitz einiger Weniger. Die Spuren des Reichtums dieser Schafbarone sind noch heute in der Stadt und auf dem Friedhof zu sehen und die ökologische Folgen der Schafzucht machen bis in die Gegenwart große Probleme in der Region. Wie übrigens auch die Ansiedelung von Bibern auf Feuerland wegen der Felle. Die haben sich hier prächtig vermehrt und richten reichlich Schäden an. Gehören eben nicht hierher!

Wandgemälde gibt es wie überall in Südamerika; aber diese hier sind von nahezu perfektem Naturalismus.

Der Frachter meines Vaters ist hier auch angelandet. Er hat die Stadt in Bildunterschriften als „Magallanes“ bezeichnet, heute ist das der Name der Provinz. Die Großzehe des Indigenen zu Füßen des triumphierenden Magellan ist ganz blank: wer sie berührt, wird angeblich hierher zurückkehren.

Nach Meinung der hiesigen Chilenen (die übrigens in großen Teilen von portugiesischen, englischen, deutschen, russischen, jüdischen und vor allem kroatischen Einwanderern abstammen) sei der Friedhof der schönste Südamerikas. In der Tat ist er eindrucksvoll, vor allem auch die Lebensbaum-Alleen. Die Prunk-Mausoleen der Schafbarone stehen direkt im Eingangsbereich, während das Grab des unbekannten Indianerjungen in der hinteren linken Ecke zu finden ist. Das Mausoleum des José Menéndez ist rot beschmiert. Die beiden größten seiner Estancias (Schaf-Farmen) auf Feuerland waren 1500 qkm und 1600 qkm groß und darauf weideten ca. 240.000 Schafe. Er soll großen Anteil an der vollständigen Ausrottung der vier Indigena-Stämme auf Feuerland gehabt haben.

Wir haben einen Ausflug auf die Inseln St. Marta (Seelöwen) und St. Magdalena (Pinguine) gemacht. St. Marta darf nicht betreten werden, daher ein paar Fotos vom Schiff aus.

Ausgesprochen putzig sind die Magellan-Pinguine. Überraschenderweise wohnen und brüten sie in Erdhöhlen (was in der Antarktis ja nicht möglich wäre)! Sie wirken auf uns irgendwie etwas ratlos und verpeilt, gehen ausgesprochen zärtlich und fürsorglich miteinander um …

… was man von den hier ebenfalls in großer Kolonie lebenden Möwen nicht behaupten kann: großes Gekeife untereinander und speziell die Jungvögel werden bestenfalls missachtet, teils aber auch einfach mal totgepickt. Ein Gedicht von Christian Morgenstern beginnt:
„Die Möwen sehen alle aus als ob sie Emma hießen. Sie tragen einen Weißen Flaus und sind mit Schrot zu schießen.“, endet aber dann doch versöhnlicher.

2 Kommentare

  1. Inge. Heitland sagt

    liebe Karin, lieber Fritz,
    ich bin immer wieder sehr beeindruckt von euren präzisen und historischen Schilderungen mit den tollen Fotos. Hoffentlich werdet ihr diese interessanten und wechselnden Eindrücke nach eurer Rückkehr nach Deutschland nicht zu sehr vermissen. Ich freue mich jedenfalls sehr, wenn ihr wieder in Wolfsburg seid. Ich wünsche euch eine gute und gesunde Rückkehr ohne allzuviel Stress.
    Alles Gute ind liebe Grüsse, Inge

    • Karin sagt

      Liebe Inge, es macht uns Spaß und wir sind interessiert daran, Zusammenhänge und Kontexte zu erkennen; bzw. sich darüber Gedanken zu machen. Ich glaube, auch in Deutschland und Wolfsburg gibt es dazu reichlich Gelegenheit ;-). Wechselnde Eindrücke ist auch wohl eher eine Sache der Einstellung und Neugierde aufs Leben. Dafür sind Reisen allerdings ein gutes Training.
      Wir freuen uns auch auf zuhause und auf die Zeit, die wir hier noch haben.
      Liebe Grüße Fritz und Karin

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