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Auf der Panamericana

Im Augenblick sitzen wir in einem netten Innenhof eines kleinen Familienhotels bei Chachagüi vor einem Pool mit ziemlich kaltem Wasser, haben erstmals Jacken und dicke Socken an und freuen uns auf warmes Essen. Die letzten Tage war es immer ziemlich heiß gewesen, auch vorhin war es noch angenehm warm. Langsam haben wir uns wieder in die Höhe gearbeitet (jetzt ca. 2000 m); nach dem Motto 900 Meter hoch und 800 wieder runter. Unsere Etappen haben wir inzwischen nach Höhenmetern und verfügbaren Unterkünften gesetzt, weniger nach Kilometern. Damit fahren wir jetzt ganz gut; sind zwar nicht so schnell, aber dafür kommt die Kondition langsam wieder und die Freude am Radeln bleibt.
Kleine Fotoexkursion zur Fahrradinfrastruktur in Städten:


In Popayan hatten wir den ersten Ruhetag eingelegt und sind ein wenig gebummelt. Die Stadt ist wirklich sehr hübsch, d.h. natürlich die Altstadt, viele weiße restaurierte Gebäude aus der Kolonialzeit. Man erkennt, dass die Stadt reich war und lange die Hauptstadt Südkolumbiens. Viele Universitäten, jede Menge Banken, Kirchen, Theater etc. Wir hatten das Glück in ein FreeJazzKonzert in einer Kirche zu stolpern. Das hatte schon was. Es war das erste Jazzfestival in Popayan mit verschiedenen Konzerten. Naja, Free Jazz ist immer noch nicht meins.

Unterwegs begegnen uns immer wieder Flüchtlinge aus Venezuela, mal zu Fuß, mal mit dem Fahrrad, mal auf LKW-Ladeflächen. Es ist schon ein etwas komisches Gefühl, dass wir “just for fun” unterwegs sind, um uns die Welt anzusehen, mit genug Geld und einem Zuhause, das wohlversorgt ist, und so viele Menschen unterwegs sind, weil sie kein Zuhause mehr haben, oder dort keine Zukunft mehr sehen.
Nach Popayan ging´s wieder aufi. Und wir haben das erstemal gezeltet! Und auch gleich ein Radlerpaar getroffen. Aber außer ein paar nette Worte woher, wohin, wie lange unterwegs, hatten wir keinen Kontakt. Wir freuten uns über die Premiere mit dem neuen Hilleberg-Zelt; was für ein Palast!
Unterwegs gibt es immer wieder nette kurze Begegnungen mit anderen Menschen. So hielten wir an einem vermeintlichen kleinen Restaurant – es gab zumindest ein entsprechendes Schild- um eine kalte Limonada zu trinken. Wir wurden zuvorkommend bedient und bekamen sogar eine gebratene Banane dazu. Beim Bezahlen stellte sich heraus, dass sie noch gar nicht geöffnet hatten, sondern noch an der Ausstattung bastelten; aus runden Tonnen gestalteten sie Präsentationspodeste für Geschenke,Torten u.ä. Zwei andere Frauen sorgten für ein wenig Geld, indem sie Plastikblumen auf Plastikdeckel für Süßkramverpackung klebten. Alle waren von einer warmherzigen Freundlichkeit und wollten partout kein Geld von uns.
Am nächsten Tag Mittags machten wir Halt an einem Kiosk. Gegenüber war eine Schule und nach 5 min. standen mehrere Mädchen um uns rum und begannen zu fragen. Mit einiger Mühe verständigten wir uns und sie waren ganz fasziniert und begeistert, frisch, neugierig und unkompliziert. Ganz nach Jungmädchenart war eine so traurig, dass sie uns schon wieder verlor, dass sie ein paar Tränen verdrücken musste. Das Foto habe ich, wie versprochen, auf whattsapp verschickt.

In dieser Gegend Kolumbiens ist übrigens die Ethnienvielfalt groß.
Die Landschaft wird langsam immer grandioser. Zu Beginn noch Hügel, dicht an dicht, werden es nun Bergketten und die westliche Kordillere wird als dunkle Silouette sichtbar. Morgens steigen Wolken auf, ab Mittags quellen und fließen sie langsam von der anderen Seite wieder Richtung Tal hinunter. Nicht überall, nur an manchen Stellen. Inzwischen fahren wir eine tolle Passstraße. Und während die meisten steilen Hängen mit braunem Gras bewachsen sind, von den vielen Abrutschen abgesehen, sind die flacheren Stücke häufig grün, weil bewirtschaftet. Auch oder gerade in größeren Höhen.

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