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Ein Tag voller Überraschungen

Nachdem wir nun im „richtigen“ Indien unterwegs sind, stellen wir fest, dass die Menschen mehr grüßen, uns zulächeln und winken. Und wir hatten einen wunderbaren Tag: Es begann mit überraschenden Begegnungen. Die erste: ein Gepäckradler, der uns morgens entgegenkam! Er schob sein Rad und war völlig platt, dass wir just in dem Moment auftauchten, als sein Gepäckträger zusammengebrochen war! Leider konnten wir ihm auch nicht helfen, nur mit der Zuversicht, dass in 5 Km die nächste kleine Stadt sei, wo er sicher jemanden finden würde, der ihm seine suboptimale Eigenkonstruktion wieder zur Funktionsfähigkeit verhelfen könnte. Er war Engländer, von Dehli gestartet und es war seine erste große Tour. Und trotz seinem Pech gut drauf! Nun wussten wir, es gibt auch Reiseradler in Indien!! Und kaum eine halbe Stunde später kommen uns Nicole und Francoise aus Straßburg entgegen! Sie sind seit Juli unterwegs. Europa, dann von Istanbul nach Mumbai geflogen und jetzt für 2 Jahre oder länger (?) on the road. Als frisch gebackene Frührentner können sie zwar Fritz altersmäßig nicht schlagen, denn er ist erst 60. Aber sie sind der nächste Beweis, dass es auch Seniorenradreisen in Indien gibt! Viel Glück und Genuss auf Eurer Tour!

Tja, und dann machten wir Pause an einer Kreuzung mit Marktständen. Wir saßen am Bordstein, mampften Samosas und gönnten uns eine Cola. Fritz holte seine Kamera, um einen wunderbaren LKW mit Fahrer zu fotografieren. Wir fuhren weiter und ca 5km weiter kam von hinten ein Moped und machte uns Zeichen zu halten. Fritz hatte eigentlich keine Lust dazu, aber der Mopedfahrer hielt an, sein Sozius sprang ab und rannte zu Fritz, der dann doch eher widerwillig stoppte. Und dieser junge Mann hielt ihm seine Kamera hin!!!! Fritz hatte sie nach dem Foto neben sich gelegt und dann vergessen!! Und hier, im „gefährlichen“ Indien fahren zwei junge Männer, die zu dem Stand gehörten, an dem wir saßen, los, um uns das kostbare Stück hinterherzutragen! Wir waren ganz gerührt und auch ein bisschen beschämt.
Am späteren Nachmittag fragten wir an einem Ortseingang eine Gruppe von Männern, die um einen Shrine standen, nach Wasser und einem Hotel. Sie waren sehr freundlich, erläuterten kurz, dass im Ort, 500 m weiter, beides zu haben sei und schenkten uns je eine Banane vom Altar. Wir unterhielten uns kurz über uns und vor allem über den Shrine, der Shiva gewidmet ist. Wir duften/sollten ein Foto davon machen und uns als Besucher in einem Gästebuch verewigen. Um Indien etwas zurückzugeben (wegen der Kamera), steckte Fritz 100 Rupien (~1,50 €) in eine Donation-Box. An der Wand hing ein großes Foto eines jungen Mannes und ich fragte, wer er sei: Ein Freund von ihnen, der 1998 tödlich verunglückt sei. Ihm zu Ehren hätten sie den Shrine errichtet.
Wir hatten im Ort das Lodge gefunden und dort einquartiert und waren nach einem Abendessen auch ziemlich bald völlig erschöpft eingeschlafen, als es gegen 23:30 an der Zimmertür klingelte. Drei von den Männern vom Shrine standen davor und sagten, es würde gerade ein großes Fest (ein jährliches neuntägiges „Festival“ zu Ehren Ihres Gottes, bei dem jeden Abend die Menschen tanzen und feiern) laufen und wir könnten jetzt ein paar Tänze sehen. Also sind wir mitgekommen und wurden dort als VIP-Gäste empfangen, interviewt, bewirtet und fanden uns schließlich selbst auf der Tanzfläche wieder. Wir versuchten etwas verkrampft die relativ einfachen Schrittfolgen nachzutanzen während sich die anderen über uns freuten, amüsierten und jede Menge Fotos machten. Nach der Tanzrunde durften wir dem „Tanzpaar des Tages“ die Trophäe überreichen. Nochmal Fotos mit mehreren wichtigen Akteuren und uns vor dem Shrine, dann bekamen wir noch ein „Zertifikat“ für die Spende und wurden flugs wieder ins Hotel gebracht. Nach der Preisverleihung hatten sich alle Gäste innerhalb kürzester Zeit verlaufen, kein Wunder, es war in der Woche und Mitternacht. Für uns hatte die ganze Aktion etwas Surreales. Verrücktes Indien!

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